Das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo. Foto: Beckstet/Wikimedia

Lemgo. Das Hexenbürgermeisterhaus Lemgo spricht mit der neuen Ausstellung einmal explizit das junge Publikum an und bietet über ein Dreivierteljahr ein abwechslungsreiches Programm, das sich mit einer berühmten Hexe beschäftigt.


Kinder rund um den Globus lieben das in 47 Sprachen übersetzte Buch „Die kleine Hexe“, die vor 68 Jahren durch die Feder von Otfried Preußler zum Leben erweckt wurde und deren Hexerei den Autor berühmt gemacht hat. Es ist wohl die erste Kinderbuchhexe, die – statt böse zu sein – jede Menge Gutes hext.

Seit 1957 hat es die kleine Hexe ohne Namen immer wieder ins Rampenlicht geschafft, ob als deutsch-tschechoslowakischer oder sowjetischer Zeichentrick, als verfilmte Theaterversion im japanischen Fernsehen oder als deutscher Marionettenfilm – das war 1969; 50 Jahre später taucht die kleine Hexe in einer Realverfilmung wieder auf und begeistert die Kinder und Jugendlichen auch im zweiten Jahrtausend – wenn das nicht zeitlos ist.

Grund genug, um einmal eine Ausstellung zu einem Buch zu präsentieren, das sagte sich das Team vom Städtischen Museum Lemgo: „Ein Novum ist diese Art von Ausstellung für das Hexenbürgermeisterhaus; konzipiert worden ist sie vom Jungen Schloss des Landesmuseums Stuttgart. Bei uns wird sie den räumlichen Möglichkeiten in unserem Hause angepasst. Ebenfalls zum ersten Mal bieten wir eine Ausstellung an, die ganz speziell auf ein junges Publikum zugeschnitten ist“, sagt der Einrichtungsleiter Fabian Schröder.

Auch aus kulturhistorischer Sicht hält er das Buch für einen besonderen Wurf mit Nachwirkung: „In unserem Museum ist die grausame Hexenverfolgung und die Darstellung der Hexen ja thematisiert und Otfried Preußler ist der erste deutschsprachige Autor, der eine Hexe Gutes tun lässt; seine Kleine Hexe leitet quasi diesen Umschwung ein und hat viele bekannte Nachfolger, bis hin zu Harry Potter. Obendrein ist diese Figur von Preußler absolut zeitlos“, erklärt Schröder.

Genau das kann man am Sonntag, 27. April, in Augenschein nehmen – ein Termin für die ganze Familie: „In Kooperation mit dem Hansa-Kino Lemgo, das das sogenannte Kinderkino als festen Bestandteil im Programm hat, zeigen wir den 2018 produzierten Film mit Karoline Herfurth, Axel Prahl und Suzanne von Borsody. Hinterher kann, nach einer kleinen kulinarischen Stärkung, die Sonderausstellung bestaunt werden“, so Schröder.

Die Sommerferienspiele „Hexentanz und Zauberkraut“ vom 14. bis 17. Juli werden dieses Jahr auf die Kleine Hexe abgestimmt und da darf beispielsweise das Hexen-Fortbewegungsmittel Nummer eins, der Reisigbesen, nicht fehlen – unter professioneller Anleitung kann dann ein eigener gebaut werden.

Pünktlich zum Geburtstag von Harry Potter am 31. Juli bietet das Museum – ebenfalls als Premiere – den viertägigen Workshop „Hörspielzauber“ an: „Es gibt gerade von Preußlers Kleiner Hexe sehr schöne Hörspiele und natürlich ist es spannend, einmal selbst bei der Entstehung eines Hörspiels mitzuwirken; auch wenn die Produktion keine hochprofessionelle Studioqualität haben wird, so sind wir doch sehr gespannt, was wir hier im Hause zusammen mit den Teilnehmern entwickeln werden“, sagt Schröder.

Die Teilnehmerzahl ist auf zehn begrenzt, somit sollten Interessierte mit der Anmeldung nicht zu lange warten.

In Otfried Preußlers Geschichte über die kleine Hexe wurden, den 1950er-Jahren entsprechend, Begriffe verwendet, die heute sprachliche Stolpersteine sind und die heftige Diskussionen auslösten: Da war unter anderem die Rede vom „Negerlein“ – und das ist aus heutiger Sicht rassistisch. Streiten kann man darüber, ob Literatur als Zeugin ihrer Zeit mehr Gewicht zuzumessen ist, oder ob Literatur dem sprachlichen und politischen Wandel angepasst werden sollte.

Fabian Schröder meint dazu: „Ich halte es für richtig, diese  Korrekturen vorzunehmen, weil ich denke, dass der Gewinn des humanitären Sprachgebrauchs, der sich im Einklang mit unsrem Zeitgeist befindet, größer ist als der Verlust der historischen Authentizität.“

Die Mitmach-Ausstellung beginnt am Sonntag, 13. April, um 14.30 Uhr mit einem bunten Programm und endet kommendes Jahr am 4. Januar.