Bad Salzuflen/Millau. Diese Partnerschaft ist mehr als eine formale Verbindung zwischen zwei Städten – sie ist ein Symbol für die Kraft und den Wert des Miteinanders. Seit 1975 verbindet Bad Salzuflen und das südfranzösische Millau eine tiefe, gelebte Freundschaft, die über Generationen hinweg gewachsen ist und beide Städte kulturell-gesellschaftlich miteinander verknüpft.
So stehen im Jubiläumsjahr die Feierlichkeiten ganz im Zeichen dieser deutsch-französischen Freundschaft, die auf einem unerwarteten Zufall beruht und daraus eine
dauerhafte Verbindung geschaffen hat.
Dafür hatte sich in der vergangenen Woche eine rund 80-köpfige Delegation aus der Salzestadt mit Mitgliedern des Fördervereins Bad Salzuflen-Millau Partnerschaft e.V. und der städtischen Musikschule, unter Begleitung von Bürgermeister Dirk Tolkemitt sowie der Ersten Beigeordneten und Stadtkämmerin, Melanie Koring, in die rund 1.300 Kilometer im Herzen des regionalen Naturparks Grands Causses gelegene, gastfreundliche Kleinstadt aufgemacht.
Bei einem offiziellen Empfang im Rathaus wurde die Reisegruppe am vergangenen Mittwoch, 23. April, von Bürgermeisterin Emmanuelle Gazel und zahlreichen Vertretern des Millauer Partnerschaftskomitees herzlich begrüßt. „Es hat sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt, die wertvoll für unsere partnerschaftliche Verbundenheit ist“, sagte Gazel. „Gute Beziehungen entstehen im gegenseitigen Austausch und im Verständnis füreinander. Ich bin sehr glücklich darüber, dass viele Menschen in Bad Salzuflen und in unserer Stadt diese Partnerschaft und Freundschaft lebendig halten“, ergänzte sie.
Stadtoberhaupt Dirk Tolkemitt betonte, dass in den vergangenen fünf Jahrzehnten Begegnungen hervorgebracht wurden, die von den Partnerschaftsvereinen in Millau und in Bad Salzuflen mitgestaltet und organisiert werden. „Ohne das großartige Engagement dieser Mitglieder, ihrer Vorstände und ihrer Helfer gäbe es diese partnerschaftliche Verbundenheit nicht. Deshalb möchte ich allen, die sich einbringen und denen, die das in der Vergangenheit getan haben, ganz besonders danken“, sagte Tolkemitt.
In seiner Ansprache warnte er zudem vor aktuellen globalen Krisen und einer schwindenden Gemeinschaftsorientierung. Dabei wies er auf die Notwendigkeit europäischer Zusammenarbeit hin und erinnerte an die Überwindung der Gräuel des Zweiten Weltkriegs durch die deutsch-französische Freundschaft.
„Ohne Deutschland und Frankreich gibt es kein gemeinsames Europa. Unsere Partnerschaft zwischen Millau und Bad Salzuflen ist ein wichtiger Teil davon.“ Abschließend dankte Verwaltungschef Tolkemitt den engagierten Bürgern beider Städte für ihr fortwährendes
Engagement und überreichte symbolische Geschenke.
Vielfältiges Veranstaltungs- und Kulturprogramm
Auf dem Programm standen neben verschiedenen Ausflügen, Besuchen von Kunstausstellungen und Workshops auch zwei gemeinsame Abende in der Festhalle von Millau. Unter anderem wurde dabei bei einem deutsch-französischen Essen auf die 50 Jahre der Partnerschaft zurückgeblickt.
Im kulturellen Mittelpunkt standen Aufführungen von französischen und deutschen Vereinen, Musikern, Chören und Tanzgruppen. Organisiert wurde das mehrtägige Veranstaltungs- und Kulturprogramm von den beiden Partnerschaftsvereinen aus Millau und Bad Salzuflen.
Hintergrund Städtepartnerschaft Bad Salzuflen und Millau
Die Städtepartnerschaft zwischen Bad Salzuflen und Millau jährt sich im Jahr 2025 zum 50. Mal. Was 1971 mit einer gravierenden Organisationspanne begann, entwickelte sich zu einer tief verwurzelten und lebendigen Freundschaft zwischen den beiden europäischen Kommunen.
Ausgangspunkt war ein Fehler bei der Unterbringung einer Gruppe französischer Deutschschüler aus dem Raum Paris in Bad Salzuflen. Durch das beherzte Eingreifen des damaligen Bürgermeisters Heinrich Welslau und des Ratsherrn Gustav Stork konnten die gestrandeten Jugendlichen aber rasch in der Stadt untergebracht werden.
Das deutsch-französische Ehepaar Elisabeth und Louis Laurens aus Millau, die die Aufsicht über das Austauschprogramm hatten, reiste umgehend an, um die Situation zu klären. Bei einem anschließenden Empfang der Jugendlichen und des Ehepaares im Rathaus äußerte Bürgermeister Welslau den Wunsch nach einer Städtepartnerschaft.
Obwohl Millau zunächst durch einen Schüleraustausch mit Buxtehude gebunden schien, gelang es Louis Laurens, der als Deutschlehrer in Millau tätig war, gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Jean Gabriac, die Weichen neu zu stellen.
1973 fand der erste gegenseitige Schüleraustausch statt, der von Louis Laurens und dem Salzufler Gymnasiallehrer Wilhelm Haun geleitet wurde. Dieser Austausch legte den Grundstein für die offizielle Besiegelung der Städtepartnerschaft im September 1975, die sowohl in Bad Salzuflen als auch in Millau feierlich begangen wurde.
Zum fünfjährigen Jubiläum im Jahr 1980 würdigte Millau die Verbundenheit mit der Benennung einer Hauptverkehrsader als „Boulevard Bad Salzuflen“, nachdem Bad Salzuflen bereits eine Promenade nach der Partnerstadt benannt hatte. Im Jahr 2015, zum 40-jährigen Jubiläum, wurde ein Kreisverkehr in Millau nach den beiden Gründervätern der Partnerschaft, Louis Laurens und Wilhelm Haun, benannt.
Die Städtepartnerschaft wurde über die Jahrzehnte durch zahlreiche Begegnungen und Austauschprogramme auf verschiedenen Ebenen mit Leben gefüllt. Besonders hervorzuheben sind die Schüleraustausche der Gymnasien und Realschulen sowie der Gesamtschule Aspe mit ihren Partnerinstitutionen in Millau und Umgebung. Diese Kontakte haben trotz der großen Entfernung die Partnerschaft jung und dynamisch gehalten und sogar zu sechs Eheschließungen geführt.
Die Verantwortlichen der ersten Stunde, darunter auch der spätere Salzufler Bürgermeister Kurt Dröge, der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und lange Kriegsgefangenschaft erlebt hatte, setzten die Idee der deutsch-französischen Freundschaft, die im Élysée-Vertrag von 1963 ihren Ausdruck fand, vorbildlich um.
In besonderer Weise engagierte sich der ehemalige ehrenamtliche Bürgermeister Heinz-Wilhelm Quentmeier für die Partnerschaft. Sein bewegendes Gedenken an die Opfer eines Massakers deutscher Soldaten an französischen Zivilisten in der Nähe von Millau im Jahr 1944 bei einem Besuch vor Ort unterstreicht die tiefe Verbundenheit und das gemeinsame historische Bewusstsein.
Der glückliche Zufall des Jahres 1971 führte somit zu einer 50-jährigen Geschichte des Austauschs, der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses zwischen Bad Salzuflen und Millau – ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte europäische Partnerschaft.