LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“: Kay Sandmann-Puzberg, Vorsitzender Bürgerstiftung Detmold

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Kay Sandmann-Puzberg leitet die Bürgerstiftung Detmold seit ihrer Gründung vor 20 Jahren. Fotorechte: Kay Sandmann-Puzberg

Detmold. Kay Sandmann-Puzberg lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Detmold. Weithin bekannt ist er durch sein Engagement als Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Detmold, mit der er erfolgreich für soziale Verantwortung und bürgerschaftliches Engagement auf ehrenamtlicher Basis wirbt.

Beruflich wirkt er als Geschäftsführer der Wortmann Family Office GmbH, die er seit September 2019 leitet. Zuvor war er in leitenden Positionen im Private Banking tätig, unter anderem bei der Sparkasse Paderborn-Detmold und der Deutschen Bank. In der zweiten Folge der LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“ spricht er unter anderem über das Engagement der Bürgerstiftung und warum er auch nach 20 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt.

Herr Sandmann-Puzberg, Sie haben im Jahr 2004 die Bürgerstiftung Detmold ins Leben gerufen. Hat sich die Sache in 20 Jahren totgelaufen? 
Da muss ich korrigieren. Ich war zwar von Anfang an dabei, gegründet hat die Bürgerstiftung jedoch der damalige Detmolder Bürgermeister Fritz Brakemeier zu seinem 60. Geburtstag. Später habe ich die Organisation viele Jahre lang geleitet, was ich aktuell immer noch mache.
Wir haben zwar klein angefangen mit der Idee, Menschen in Detmold zu verbinden und gemeinsam etwas zu bewegen. Heute ist die Bürgerstiftung eine anerkannte Institution, die sich in vielen Bereichen engagiert – insbesondere in Bildung und Umweltbewusstsein. Es ist schön zu sehen, wie viele Projekte wir umsetzen konnten und wie viele Menschen inzwischen Teil dieser Bewegung geworden sind. Heute machen Hunderte von ehrenamtlich engagierten Menschen bei uns mit.

Was sind konkrete Beispiele für Ihre Bildungsarbeit?
Seit der Gründung gibt es an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule eine Lernhilfe. Ehrenamtliche der Stiftung organisieren das. Jede Woche lernen dort 40, 50, manchmal sogar 60 Kinder miteinander. Viele dieser Kinder bringen ein hohes Lerninteresse mit, haben aber zu Hause nicht die nötige Unterstützung. Da helfen wir ganz konkret. Ein Renner ist auch das Projekt Vorlesepaten.

Was meinen Sie damit?
Ein wunderbares Projekt! Die Kinder warten schon am Zaun, wenn unsere Vorlesepaten kommen. Besonders für Familien mit anderen Heimatsprachen ist das wichtig. Manchmal sehen die Kinder ein Buch zum ersten Mal in ihrer eigenen Sprache – das ist ein emotionaler Moment, der Verbindung schafft.

Sie führen die Bürgerstiftung seit vielen Jahren. Denken Sie manchmal ans Aufhören?
Warum sollte ich? (lacht) Es macht Freude, zu sehen, wie sich Menschen engagieren und wie neue Mitstreiter dazukommen. Es ist eher das Gegenteil – ich habe das Gefühl, dass immer noch mehr möglich ist.

Ihre Stiftung finanziert sich ausschließlich über Spenden. Kann das funktionieren?
Bislang ja – und das ist den vielen engagierten Menschen und Unternehmen zu verdanken, die sagen: Ich mach das einfach mal für Detmold. Natürlich: Mehr Geld bedeutet mehr Möglichkeiten. Aber wir sind stolz darauf, was wir mit ehrenamtlichem Einsatz und Spenden bereits alles erreicht haben.

Was sind die Erfolgsfaktoren Ihrer Stiftung?
Zum einen: Wir haben noch nie ein Projekt gemacht, das irgendwo angeeckt ist. Wir genießen einen guten Ruf. Zum anderen laden wir jeden ein, mitzumachen – sei es mit Tatkraft, Geld oder Ideen. Viele Wege führen bei uns zum Mitwirken.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie Ihre Projekte Menschen verbinden?
Unser öffentlicher Bücherschrank ist ein schönes Beispiel. Da kam jemand vorbei, hat gesagt: Ich mache das jetzt mal schön. Dabei traf er andere Lesebegeisterte – inzwischen treffen sie sich regelmäßig auf einen Kaffee. Auch unser Straßenklavier bringt Menschen ins Gespräch. Da kommen Fremde zusammen, spielen, singen und gehen nicht mehr als Fremde auseinander.

Was ist das Ziel der Stiftung?
Wir stiften an – zu einem verantwortlichen Mitwirken an einer wertschätzenden Gesellschaft. Wir verbinden Menschen und Organisationen, bewahren Traditionen und fördern neue Ideen. Immer mit dem Ziel, in Detmold – und darüber hinaus – Brücken zu bauen – zwischen Stadt, Vereinen, Institutionen und der Bürgerschaft.

Das klingt nach einer weiten Vision.
Unsere Vision liegt aber tatsächlich ganz nah: ein liebens- und lebens­wertes Detmold. Eine Stadt, in der viele sich verantwortlich fühlen und ehrenamtlich engagieren – in sozialen, kulturellen und bildungsbezogenen Projekten. Daraus entsteht etwas sehr Starkes: ein echtes Wir-Gefühl.

Herr Sandmann-Puzberg, vielen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen. Und ich lade alle ein, bei uns mitzumachen – denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Und wir alle wünschen uns Hilfe, wenn wir sie denn mal brauchen.

Das Gespräch führte Hajo Gärtner.


LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“

In der neuen LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“ werden regelmäßig Menschen vorgestellt, die das Leben in Lippe aktiv mitgestalten – oft im Rampenlicht, manchmal im Hintergrund, aber stets mit Leidenschaft und Engagement.

Ob Politiker, Künstler, Vereinsmitglieder, Unternehmer oder Ehrenamtliche: Bei einer Tasse Kaffee sprechen sie über das, was sie antreibt, bewegt – und warum ihr Herz daran hängt. Die LWZ-Leser dürfen sich auf persönliche Einblicke, ehrliche Gespräche und Anekdoten freuen.

In der ersten Folge war Dr. Marika Thiersch zu Besuch im LWZ-Verlagshaus. Die 42-Jährige geht bei der Kommunalwahl am 14. September als CDU-Bürgermeisterkandidatin für Detmold ins Rennen.