
Kreis Lippe. Seit dem Ausscheiden von Henning Welslau aus der SPD-Fraktion vor drei Jahren ist Ilka Kottmann die Frau an der Spitze der Kreistagsfraktion. In dieser Funktion gehörte sie auch zur Auswahlkommission der Partei bei der Suche nach einem geeigneten Landratskandidaten.
Nie hätte sie daran gedacht, sich selbst ins Spiel zu bringen, doch nach dem Rückzug von Dennis Maelzer aus gesundheitlichen Gründen ist sie nun die Kandidatin der SPD für das Amt des Landrats, dessen Wahl am 14. September bevorsteht.
„Ich habe lange gebraucht und viel darüber nachgedacht, ob ich es machen soll“, sagt die 41-Jährige aus Pivitsheide, die sich dann aber doch entschloss zu kandidieren. Den Vorwurf, sie sei eine Kandidatin aus der hinteren Reihe, weist sie vehement zurück.
„Ich habe seit Jahren eine führende Rolle in der Partei und war eine gute Unterstützerin. Diese Arbeit hat mir gezeigt, das kannst du auch. Jetzt kommt eben der Schritt heraus aus der Komfortzone“ sagt sie im Gespräch mit der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG.
Für sie ist der Posten einer Landrätin eine politische Position, die vor allem generalistisch zu sehen ist. „Man muss in Rollen denken und die richtigen Fragen stellen. Das habe ich nicht nur als Fraktionsvorsitzende gelernt“, fügt sie an und traut sich auch die Führung der Verwaltung zu.
Außer in der Kreistagsfraktion hat die SPD-Kandidatin sich noch als Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikums Lippe und der Kreissenioreneinrichtungen sowie als stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse Detmold-Paderborn und im Verwaltungsrat des Job-Centers eingebracht. Aktuell ist sie stellvertretende Schulleiterin des Abendgymnasiums in Bielefeld.
Als gewählte Landrätin will die zweifache Mutter eine andere Politik ins Kreishaus bringen. „Eher diskutiver und nach gemeinsamen Lösungen suchend. Feministisch? Nein, eher emanzipatorisch“, stellt sie sich das Amt vor. Als ausgewiesene Fachfrau im Gesundheitswesen stehe sie hinter dem Beschluss, das Detmolder Krankenhaus als Universitäts-Universalversorger und das Lemgoer Haus für die Grund- und Regelversorgung mit Notfallambulanz zu erhalten.
„Ein Krankenhaus wie Lemgo ist sogar sehr gut für die Studenten des neuen Universitätsklinikums OWL. Hier können kleinere OPs von den Studenten durchgeführt werden, die in großen Häusern nicht gemacht werden. Voraussetzung für die Weiterentwicklung der beiden Häuser des Klinikums Lippe ist jedoch, dass Düsseldorf liefern muss. Es braucht Geld und eine klare Aussage zur Flächenstandortfrage“, sagt sie zu der in Lippe derzeit mit am meistdiskutierten Frage.
Zur Frage, wie sie das Amt als Mutter von zwei zehn- und elfjährigen Kindern ausfüllen will, antwortet sie: „Diese Frage würde wahrscheinlich auch keinem Mann gestellt. Das war natürlich auch ein Grund zum Nachdenken. Aber ich habe einen Mann. Mit dem habe ich natürlich vorher gesprochen. Es wäre doch ein Zeichen nach Außen, dass auch eine Mutter den Kreis führen kann. Und die zahlreichen Termine kann man auch aufteilen. Es gibt schließlich Stellvertreter. Ich habe das Gefühl, dass sich in Bezug auf berufstätige Mütter gesellschaftlich gerade etwas ändert. So könnte ich doch bei einer erfolgreichen Wahl auch ein Beispiel für gesellschaftliche Veränderung sein.“
Dem Wahltermin blickt Ilka Kottmann optimistisch entgegen. Allerdings sieht sie auch bei der Vielzahl der Bewerber einen zweiten Wahlgang, also eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten der beiden großen Parteien SPD und CDU, für höchstwahrscheinlich. „Und dann schauen wir mal, wer das Rennen macht“, erklärt sie lachend.