Lemgo. Mit Bildern und Laser-Scans werden ab Juli alle Straßen im Stadtgebiet der Alten Hansestadt Lemgo erfasst. Damit der Straßenbestand als digitaler Geo-Zwilling künftig der Stadtverwaltung für Planungszwecke zu Verfügung steht, befährt im Auftrag der Stadt Lemgo das orange-silberne Messfahrzeug des Berliner Unternehmens „eagle eye technologies“ das öffentliche Verkehrsnetz.
LWZ: Herr Ludwig, arbeitet ihr Eagle Eye mit seinen künstlichen scharfen Adleraugen nicht genau so, wie wir es von Googles Street View bereits kennen?
Ludwig: Die Aufnahmen von Google Street View werden teilweise sehr skeptisch betrachtet. Angesichts des mit Kameras ausgestatteten Erfassungsfahrzeugs der eagle eye technologies gibt es daher verständlicherweise manchmal Irritationen. Doch die Erfassung von Verkehrsinfrastrukturdaten durch eagle eye ist in keiner Weise mit den Aufnahmen von Google Street View zu vergleichen. Wir fahren im Auftrag der Stadt Lemgo. Unsere Aufnahmen dienen der Erhebung von exakten Flächen- und Zustandsdaten der Verkehrsinfrastruktur. Diese benötigt die Kommune zum Beispiel im Rahmen der sogenannten Doppik, um den Wert der kommunalen Straßen zu ermitteln. Darüber hinaus werden die Daten zunehmend als Grundlage für sogenannte Erhaltungsmanagement-Systeme genutzt, die den Unterhalt und die Sanierung der öffentlichen Straßen deutlich vereinfachen.
LWZ: Was nimmt eagle eye denn auf, wenn es Lemgos Straßen befährt?
Ludwig: eagle eye ist in erster Linie ein Messverfahren: Am Erfassungsfahrzeug befinden sich spezielle Sensoren, die die Straßen- und Verkehrsflächen während der Befahrung zentimetergenau ermitteln.
LWZ: Wozu dienen dann die Kameras?
Ludwig: Mit den eagle-eye-Kameras werden keine Filme gedreht, sondern Einzelbilder aufgenommen. Diese dokumentieren vor allem den Straßenzustand sowie unter Umständen das sogenannte Straßeninventar. Aufgenommen wird also zum einen die Straßenoberfläche, wobei insbesondere auch Straßenschäden, wie Schlaglöcher oder Risse im Belag von Interesse sind. Je nach Auftrag fotografiert eagle eye überdies Verkehrszeichen, Ampeln, Straßenbeleuchtung, Abfallbehälter und ähnliches.
LWZ: Aber sie müssen die Bilder ja irgendwie verarbeiten und präsentieren.
Ludwig: Die Kommune erhält aus den Aufnahmen nur das, was sie tatsächlich zur Unterstützung ihrer Arbeit benötigt und beauftragt hat. Alle Bilder und Messergebnisse werden nach der Befahrung in diesem Sinne aufbereitet: Aufgrund der Aufnahmetechnik liegen die Informationen dieses bildgebenden Verfahrens bereits georeferenziert vor. Im Ergebnis erhält der Auftraggeber sogenannte Geometrie- und Sachdaten.
LWZ: Bei einer solch aufwändigen Unternehmung liegt der Gedanke einer weiteren Nutzung der Bilder und Daten doch nahe.
Ludwig: Die eagle-eye-Daten werden von den Kommunen ausschließlich zu internen Zwecken, also für die Wertermittlung und Dokumentation der kommunalen Verkehrsinfrastruktur, genutzt. Eine Veröffentlichung, etwa über Internet, erfolgt zu keinem Zeitpunkt, und selbst in der internen Verwendung gelten die strengen Datenschutzregelungen der öffentlichen Verwaltung.