Schauspiel-Star kommt nach Lemgo: Caroline Peters liest im Schloss Brake

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Die bekannte Schauspielerin Caroline Peters hat in der Serie „Mord mit Aussicht“ ein Millionen-Publikum begeistert. Fotorechte: Rafaela Pröll

Kreis Lippe/Lemgo. „Ein anderes Leben“, so heißt der Debütroman und Spiegel-Bestseller der bekannten Film- und Theaterschauspielerin Caroline Peters. Die Wahlwienerin spielt am Wiener Burgtheater, sowie an der Berliner Schaubühne und hat in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, so beispielsweise in der erfolgreichen Kinofilmreihe „Der Vorname“, „Der Nachname“ und „Der Spitzname“. Im Rahmen des Literatur- und Musikfestivals „Wege durch das Land“ ist sie zu Gast in Lemgo.

Die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG sprach vorab mit der Künstlerin über das Schreiben, die Frauenrolle oder die Angst vor Kritik.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Was hat Sie bewogen, sich auf den Literaturpfad zu begeben?
Caroline Peters: Ich habe schon immer viel für mich alleine geschrieben, als Jugendliche, im Studium – es war immer etwas, das mich begleitet hat. Aber ich habe nie daran gedacht, dass ich das veröffentliche. Ich habe mich als Schauspielerin gesehen und nicht als Autorin, auch wenn mir das Schreiben immer wichtig war und mich mein Leben lang begleitet hat.

LWZ: Ihre Mutter ist relativ plötzlich verstorben. Ist dieses Buch auch eine Möglichkeit, sich noch einmal mit der Mutter auseinanderzusetzen?
Peters: Ja, absolut. Je älter man wird, um so mehr sieht man die eigene Vergangenheit und die Beziehungen wieder neu, aus einer anderen Perspektive. Solange die Eltern noch leben, können die Beziehungen aktiv gestaltet und verändert werden und das fällt bei verstorbenen Eltern weg. Eine buddhistische Feundin hat allerdings gesagt, daß auch die Beziehung zu den Toten immer dynamisch bleibt und mit dieser Einstellung kann ich sehr gut leben. So kann ich die Beziehungen zu den Verstorbenen weiter lebendig halten.

LWZ: Für ihre Mutter, ebenso wie für die Protagonistin des Buches Hanna, war es schwierig, sich in das damalige Rollenbild der Frau zu fügen
Peters: Das lag selbstverständlich daran, dass das Rollenbild der Frau in den 1950er- und 1960er-Jahren so schlecht gestaltet war. In den 1940er-Jahren haben die Frauen das ganze Land aufgebaut, die Männer waren im Krieg, verwirrt oder depressiv. Es gab viele Familien, in denen es gar keine Männer mehr gab. Und auf einmal, in den 1950er-Jahren, beschließen die Männer dann, dass Frauen wieder zurück an den Herd sollen, brave Hausfrauen sind, die mit Küchengeräten umgehen. Also, dieses zeitliche Bild, in der meine Mutter eine sehr junge Frau war, mit 21 Jahren verheiratet – das war eine grässliche Zeit um sie herum.

LWZ: Hatten Sie eigentlich Angst vor der Kritik bezüglich Ihres Debütromans?
Peters: Natürlich fürchtet man sich vor Kritik. Da ich aber schon so lange für mich geschrieben hatte, gab es einfach nur zwei Optionen: Das Geschriebene bis an mein Lebensende für mich zu behalten oder eben damit rauszugehen und zu lernen, mit der Kritik umzugehen. Letztendlich bin ich auch bei meiner Schauspielerei immer stark der Kritik ausgesetzt. Irgendwann im Leben habe ich dann beschlossen, mich möglichst wenig damit zu beschäftigen – sonst kann ich ja gar nichts mehr machen. Gott sei Dank waren die Reaktionen auf meinen Roman dann ausserordentlich positiv, das hat es mir erstmal leicht gemacht.

LWZ: Was bedeutet das Schreiben für Sie?
Peters: Also, mich begeistert das total als neuer Zweig in meinem Berufsleben. Ich bekomme eine ganz andere Tiefenkonzentration, es ist eine ganz andere Welt, in der ich mich gedanklich aufhalten kann. Mir macht es Spaß, mit Sprache, mit Formulierungen und Rhythmus umzugehen – eine echte Bereicherung.

LWZ: Man schreibt heute eher selten mit dem Stift in der Hand – bedauern Sie, dass diese Fertigkeit mehr und mehr verloren geht?
Peters: Also ich fände es schrecklich, wenn Handschriften ganz verschwinden würden. Die Menschen würden einen Teil ihrer Kommunikationsfähigkeit verlieren. Ich selbst habe bei meinem Buch einen ganzen Teil mit der Hand geschrieben. Ich schreibe gern und oft mit der Hand, man kann viel besser Gedanken strukturieren, während auf dem Bildschirm dauernd etwas aufpoppt und es eine Million Ablenkungen gibt.

LWZ: Gehören Sie also nicht zu den digital Abhängigen?
Peters: Oh, das ist schwierig, das geht so fürchterlich schnell, dass man abhängig wird und in der digitalen Welt verschwindet. Aber es ist andererseits so wahnsinnig stressig. Ich bin immer froh, wenn ich etwas finde, was mich da rausholt.

LWZ: Sie sind sowohl Film- als auch Theaterschauspielerin – wenn Sie sich entscheiden müssten, wer bekäme den Zuschlag, Filmset oder Bühne?
Peters: Bei mir bekommt die Abwechslung den Zuschlag. Ich war Gott sei Dank nie in der Situation, dass ich mich hätte entscheiden müssen. Ich finde beides super und schätze es, nicht nur in einer Struktur zu sein, die einen dann vielleicht betriebsblind macht. Egal, was man tut, es ist gut, sich in etwas hinein und auch wieder hinauszubegeben.

LWZ: Hinausbegeben haben Sie sich aus der sehr erfolgreichen Serie „Mord mit Aussicht“  – war das Ihre Entscheidung?
Peters: Der Sender hat sich nach einer angekündigten, kreativen Pause ein neues Konzept überlegt. Und dieses neue Konzept sah neue Figuren und damit andere Schauspieler vor.

LWZ: Was brennt Ihnen unter den Nägeln, bei welchen Themen denken Sie, dass Sie als Künstler unbedingt Stellung beziehen müssen?
Peters: Ich finde, dass man als Mensch sehr viel Stellung beziehen muss. Die Zivilgesellschaft fällt auseinander und die Pandemie hat dafür gesorgt, dass die Menschen sich in verschiedene, auch extreme Richtungen entwickelt haben. Ob man Künstler ist oder nicht, man muss dauernd Stellung beziehen gegen extremistisches Gedankengut. Woran wir arbeiten müssen, ist eine Kompromissbereitschaft. Ohne Kompromisse können wir alle nicht zusammenleben, ohne Kompromisse kann es nur einen Stärkeren geben, der den Schwächeren unterdrückt oder totschlägt, und das ist bestimmt keine Welt, in der ich leben möchte.

LWZ: Zum Schluss die Frage: Was im Leben ist Ihnen besonders wichtig?
Peters: Also auf jeden Fall sind mir meine engsten Freunde ganz besonders wichtig. Auch eine gute Balance zu finden zwischen Arbeit und anderen Dingen, was mir allerdings nicht so gut gelingt.

Das Gespräch führte Mathias Lindner.


Am Freitag, 4. Juli, ist Caroline Peters zu Gast im Schloss Brake in Lemgo. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr mit dem Schauspieler Paul Herwig, die Lesung mit Caroline Peters startet um 20.15 Uhr.