
Lage-Kachtenhausen. Was haben ein Akkutriebwagen von 1965, ein ICE aus dem Jahr 2000 und ein Lokzug auf Abschiedstour gemeinsam? Richtig: Sie alle haben es in den neuen Kalender der Eisenbahnfreunde Lippe geschafft – und der ist nicht nur etwas für Leute mit „BahnCard 100“ im Herzen.
Bereits zum vierten Mal heißt es: Eisenbahn-Action, Nostalgie und Stahl auf Schiene. „Die Bilder sind so schön, dass man den Kalender eigentlich zwei Mal kaufen müsste – einen zum Aufhängen und einen zum Anschmachten“, meint Vereinsvorsitzender Dirk Schneider augenzwinkernd. Das älteste Motiv stammt übrigens von Klaus Müller, dem ehemaligen Fahrdienstleiter von Barntrup. Der Mann kennt mehr Bahnsteige als andere Menschen Bushaltestellen.
Kalender mit Geschichte – und Geschichten
Ursprünglich ist die Idee 2022 entstanden, als Historiker Dr. Hans Jacobs bei der Arbeit an der Vereinschronik versehentlich in einem Stapel historischer Bahn-Bilder versank und erst drei Stunden später – leicht eingestaubt, aber inspiriert – wieder auftauchte. Seitdem erscheint jedes Jahr ein Kalender, der Züge zeigt, die selbst Thomas, die prominente TV-Lokomotive, vor Neid erblassen lassen würde.
Wenn’s ums Eingemachte geht: drei Lokführer – ein Verein
Und wenn im Verein etwas auf die Gleise gesetzt werden muss, rollt geballte Kompetenz an: gleich drei Generationen Eisenbahnfreunde-Management stehen parat. Gründervater und langjähriger Vorsitzender Uwe Genz, sein Nachfolger Friedhelm Rakowsky und der heutige Lokführer des Vereinszugs, Dirk Schneider, sind sich in einer Sache völlig einig – Modellbahnbau ist kein Hobby, das ist eine Lebenseinstellung. Und diese Leidenschaft steckt auch viele Besucher an.
Eisenbahn live beim Haferbachfest
Besonders am Stand der Eisenbahnfreunde beim Haferbachfest: Dort zieht eine imposante Lok stolz ihre Waggons im Kreis. „Spur eins, Märklin, digital“, sagt Dirk Schneider mit einem Blick, der irgendwo zwischen Stolz, Begeisterung und „Finger weg von der Fernbedienung“ liegt. Doch das ist noch nicht alles – denn wer denkt, hier geht’s nur ums Gucken, hat die Rangierprüfung nicht gesehen!
Eine kleinere Lok steht nämlich bereit, um den jungen Gästen das heiß begehrte „Eisenbahnrangierdiplom“ zu ermöglichen. Aber Vorsicht: Das gibt’s nicht einfach so – da muss schon geknobelt werden! Die Aufgabe klingt einfach: Transportiere eine Last mit der Lok von A nach B; eine andere von B nach A. Der Clou? Nur die Lok passt durch den Tunnel, ohne den es nicht geht, die Waggons leider nicht – zu dick auf den Schienen! Also muss der Nachwuchs-Rangiermeister tricksen, kuppeln, rangieren und tüfteln, bis alles sitzt. Wer’s schafft, bekommt das Diplom – und ein kleines bisschen Eisenbahnehre fürs Leben.
Der Erlös? Für die Jugend. Die Druckerei? In Süddeutschland. Die Begeisterung? lippisch-global.
Und weil man vom Kalender allein nicht leben kann (außer man ist Terminplaner), gibt es auch 2026 wieder reichlich Veranstaltungen. So konnte man das gute Stück für 17 Euro nicht nur bei der Mittsommernacht in Kachtenhausen erwerben, sondern bald auch beim Modellbahnbasar am 9. November oder beim Tag der offenen Tür am 30. November. Wer lieber abends in aller Ruhe stöbert, darf montags und freitags von 19 bis 21 Uhr oder mittwochs von 17 bis 19 Uhr ins Vereinsheim im Bahnhof Ehlenbruch kommen. (Nur Vorsicht: Wer einmal kommt, bleibt meist gleich als Mitglied.)
Du hast Zug-Bilder? Wir haben Kalenderplatz!
Wer selbst ein Schätzchen in Form eines Eisenbahnfotos im Archiv hat – ob Dampflok, Dieselrösser oder Elektronenblitz auf Gleis 3 – darf es gern einsenden. Dirk Schneider verrät: „Ein paar schöne Motive haben wir zwar noch auf Lager, aber frisches Material ist immer willkommen!“ Einfach per E-Mail mit dem Betreff „Eisenbahn in Lippe 2027“ an info@eisenbahnfreunde-lippe.de schicken. Wer weiß – vielleicht schaut dein Bild nächstes Jahr von der Februar-Seite herunter.
Noch mehr Programm – ganz ohne Verspätung
Und sonst so? Am 6. Juli gibt’s um 10 Uhr das berühmte „Sonntagsfrühstück mit Klaus Müller“. Statt Brötchen und Kaffee wird’s diesmal Geschichten über Stellwerke, Schienen und Signalfehler geben – serviert vom Bahnprofi persönlich. Nicht verpassen!
Wer dann noch nicht genug hat, sollte sich den 27. September vormerken: Die Eisenbahnfreunde steuern das Miniaturwunderland in Hamburg an – Abfahrt in Ehlenbruch ist um 4.50 Uhr. Ja, morgens. Sehr. Früh. Aber echte Eisenbahnfans kennen keinen Schlafmangel, nur Zugpläne. Für 59 Euro (Erwachsene) oder 52 Euro (Jugendliche) gibt’s Fahrt, Eintritt und vermutlich ganz viele „Ooohs“ und „Aaahs“. Anmeldung bei Hans-Jörg Horn per E-Mail: hans-joerg-horn@unitybox.de
Fazit:
Der Kalender ist mehr als ein Wandbegleiter – er ist ein Stück lippischer Eisenbahnleidenschaft. Und wie sagt man so schön: Wer sich einmal in eine Lok verliebt hat, ist für Autos sowieso verloren.