Detmold. Sie sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken – die sechs markanten Säulen, die das Portal des Landestheaters Detmold prägen. Nicht weniger beeindruckend ist das, was sich hinter dem Portal verbirgt.
Da ist zum einen der historische Zuschauerraum, der mit seiner Bemalung und den Stuckarbeiten zu den schönsten in Nordrhein-Westfalen zählt. Zum anderen aber ist da vor allem das Team aus rund 330 Mitarbeitern. Menschen, die dazu beigetragen haben und beitragen, dass das Landestheater lebendiges Symbol für die kulturelle Vielfalt und das Engagement der Region sein kann.
Mit seinem facettenreichen Programm und seiner starken lokalen sowie überregionalen Ausstrahlung trägt das Haus maßgeblich zur kulturellen Identität Lippes bei. Und das seit nunmehr 200 Jahren.
Wechselvolle Historie
Von Fürst Leopold II. (1796–1851) als Hochfürstlich Lippisches Hoftheater erbaut, nahm das Haus am 8. November 1825 seinen Betrieb auf, der von Anfang an sowohl Musik- als auch Schauspieltheater umfasste. Rasch erlangte das Theater einen guten Ruf weit über die Grenzen des Fürstentums hinaus.
Mehrfach wurde es im Laufe der folgenden Jahrzehnte erweitert und neugestaltet: So erfolgte 1866 ein grundlegender Umbau mit vorheriger weitgehender Entkernung, um einen zweiten Rang unterbringen zu können. Im Februar 1912 brannte das Haus während einer Vorstellung bis auf die Grundmauern ab. Die dabei nicht in Mitleidenschaft gezogenen vier Säulen des Portikus wurden abgetragen und eingelagert.
Der Wiederaufbau verzögerte sich wiederholt. Finanziell unterstützt durch den noch im Februar 1912 gegründeten Lippischen Theaterverein wurde schließlich im Mai 1914 der Grundstein für den Neubau gelegt.
Am 28. September 1919 wurde das nun als „Landestheater“ bezeichnete Haus mit der Aufführung von Albert Lortzings Oper „Undine“ wiedereröffnet: Bis auf den erhaltenen neoklassizistischen Portikus, der baulich integriert und um zwei Säulen erweitert wurde, verfügte Detmold nun über einen hochmodernen Theaterbau, der sich nicht nur gestalterisch, sondern auch funktional auf der Höhe der Zeit befand.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete erneut eine Zäsur: Wie alle deutschen Bühnen stellte auch das Landestheater Detmold am 1. September 1944 im Zeichen des totalen Kriegseinsatzes den Spielbetrieb ein. Von 1945 bis 1952 beschlagnahmte die britische Besatzung das Theater und es diente der Royal Air Force als Offizierskasino.
Trotz aller Herausforderungen gelang es den Verantwortlichen stets, das Theater kontinuierlich zu modernisieren und auszubauen. Seit 1949 ist es im Besitz des Landesverbandes Lippe. 1971 wurde der Trägerverein gegründet, der die finanzielle Absicherung des Hauses sicherstellt, und seit 2006 ist das Landestheater als gemeinnützige GmbH organisiert.
Durch die in den 1960er- und 2000er-Jahren errichteten Erweiterungsbauten, in denen etwa Dramaturgie, Orchesterprobensaal, Theaterpädagogik Platz fanden, konnte die künstlerische Arbeit nachhaltig verbessert werden.
Lebendige Theaterkunst
Heute ist das Landestheater Detmold mit seinen fünf Spielstätten (Hauptgebäude, Hoftheater im Innenhof, Kleine Bühne im Grabbe Haus, Detmolder Sommertheater, Junges Theater) nicht nur das Theater für die Stadt Detmold und die Region, sondern auch das größte der vier Landestheater in Nordrhein-Westfalen – und unter diesen das einzige Vierspartenhaus (Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Junges Theater).
Zudem ist es als Landesbühne auf Gastspiele spezialisiert und spielt auf Podien von der Schulaula bis zum stehenden Theater, vom Klassenzimmer bis zur Stadthalle. Etwa die Hälfte der rund 600 jährlichen Aufführungen findet außerhalb von Detmold statt. Als größte Reisebühne Deutschlands ist das Landestheater Detmold in der Spielzeit 2025/26 in knapp 60 Städten und Gemeinden zu Gast.
Vielfältiges Jubiläumsprogramm
Seien es große Oper, Schauspiel, Ballett, Musical, Uraufführungen, Formate für Familien und Jugendliche, Lesungen oder Konzerte – das Landestheater Detmold ist auch nach zwei Jahrhunderten kein bisschen in die Jahre gekommen. Davon können sich Besucher sowohl beim Blick auf den vielseitigen Spielplan (wir berichteten) als auch im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen überzeugen.
So laden die Akteure Menschen aus nah und fern ein, von Donnerstag, 28. August, bis Sonntag, 31. August, auf dem Theatervorplatz und einer Open-Air-Bühne den Beginn der Spielzeit 2025/26 gemeinsam zu erleben und zu feiern.
Dabei zeigt das Ballett- und Schauspielensemble Ausschnitte aus den kommenden Inszenierungen, der Chor des Landestheaters ruft zum Schwarmsingen auf und das Musiktheater präsentiert gemeinsam mit dem Symphonischen Orchester ein Konzert voller Höhepunkte aus Oper, Operette und Musical, während die Technikband des Landestheaters für rockige Töne sorgt. Überdies möchte ein buntes Theaterfest für Groß und Klein dazu beitragen, mögliche
Hemmschwellen in Bezug auf den vermeintlichen „Elfenbeinturm Theater“ auszuräumen und zum Austausch mit den Künstlern und Theatermitarbeitern ermuntern. Die traditionelle „Sparkassenmatinee“ am Sonntag, 7. September, sowie ein Festakt am Gründungstag des Theaters (Samstag, 8. November) dürfen anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten ebenso wenig fehlen, wie eine neue Ausgabe des Theaterballs am Samstag, 14. Februar 2026, den sich alle Fest- und Tanzbegeisterten schon jetzt im Kalender notieren sollten.
Detaillierte Informationen gibt es auf der Homepage des Landestheaters.