
Lemgo/Detmold. Mehr pflanzliche Eiweißquellen schaffen Gesundheit für den Planeten ebenso wie für den Menschen. Darauf möchte der Welt-Tofu-Tag, der am heutigen Montag (25. August) begangen wird, hinweisen und dazu anregen, die eigenen Essgewohnheiten zu hinterfragen.
Durch die eigene Leidensgeschichte ist Joshua Karisch dazu gekommen, sich eingehend mit Ernährung zu beschäftigen. In jungen Jahren hatte er viel mit Krankheiten und Sportverletzungen zu kämpfen und stellte fest, dass sich die Gesundheit mit einer vollwertigen Ernährung schneller wiederherstellen lässt.
Fünf Jahre lang lebte Karisch vegan, stellte dann aber auf vegetarisch um, da vegan für seinen Körper nicht optimal funktioniert hatte. Seine Leidenschaft für eine gute, ausgewogene Ernährung hat zu seinem Beruf geführt: Seit circa sechs Jahren ist er staatlich geprüfter Ernährungsberater. „Du bist, was du isst“ ist ein bekannter Spruch, den sich aber viele Menschen nicht zu Herzen nehmen, sich stattdessen kaum mit ihrer Ernährung beschäftigen.
Auch Krankheiten würden damit kaum in Verbindung gebracht, bedauert der gebürtige Mindener, der betont, wie wichtig die biologische Wertigkeit eines Nahrungsmittels sei, denn die sage aus, wie gut der Körper Proteine in körpereigenes Eiweiß umwandeln könne.
„Das Hühnerei hat zum Beispiel die Wertigkeit 100; das wurde zum Referenzwert genommen, um es mit anderen Nahrungsmitteln zu vergleichen. Viele pflanzliche Proteine haben eine geringere Verfügbarkeit, weil sie nicht alle Aminosäuren enthalten. Darum müssen Veganer verschiedene Proteinquellen nutzen und diese miteinander kombinieren.“ So kann man mit Weizen, Hülsenfrüchten, Samen und Nüssen für eine – in diesem Sinne – vollwertige Mahlzeit sorgen.
Allerdings gibt es eine Hülsenfrucht, die alle Aminosäuren enthält: „Die Sojabohne, verarbeitet zum Tofu, ist in ihrer Wertigkeit dem Ei nicht unterlegen und somit eine vollständige Aminosäurenquelle. Soja ist ein sehr gutes, pflanzliches, nährstoffreiches Produkt. Hinzukommt, dass Tofu sehr fettarm ist, vor allem an gesättigten Fettsäuren, somit sehr gut geeignet für Menschen, die beispielsweise Probleme mit erhöhten Cholesterinwerten haben. Tofu ist reich an Mineralstoffen, Calcium, Eisen, Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen, den Isoflavonen, die zellschützend sind“, erklärt der in Lemgo ansässige Joshua Karisch.
Und dass Tofu nach nichts schmeckt, stimmt genauso wie, dass Fleisch nach nichts schmeckt. Der Schlüssel zum Geschmack ist immer der gleiche, weiß der bekannte vegane Koch Björn Moschinsky: „Wenn man etwas benutzt, was die Konsistenz von Fleisch hat – ich nehme gerne texturiertes Soja – wird das genauso wie Fleisch gewürzt, geschmort, vielleicht auch geräuchert, und erzeugt so den charakteristischen Geschmack von Fleisch, den ja viele Veganer vermissen, die aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichten“.
Doch Tofu ist nicht gleich Tofu – entscheidend ist das Herkunftsland. Tofu aus Europa ist nicht genmanipuliert und oftmals in Bioqualität hergestellt. Ganz anders sieht es da bei dem Sojaanbau in Südamerika aus: „Der Regenwald wird abgeholzt, um Fläche für den Tierfutteranbau zu schaffen. Dort wird dann genmanipuliertes Soja angebaut, das obendrein schwer mit Pestiziden belastet ist, und da ist der kleine Landwirt schon längst von großen Firmen verdrängt, nicht selten auch enteignet worden“, sagt Stephan Culemann, Vorstandsmitglied des BUND Lippe.
Die Sojaprodukte für den Menschen sind meist in Europa angebaut und kennzeichnungspflichtig. Über den Umweg Tierprodukte isst der Mensch dann quasi das mit, was er eigentlich vermeiden möchte: „Beim Fleisch muss die Genmanipulation des Tierfutters nicht deklariert werden, egal ob vom Schwein, Huhn oder der Kuh, ebenso ist es mit der Milch. Wie mächtig die Agrarlobby ist, sieht man schon daran, dass bis heute die Mehrwertsteuer auf pflanzenbasierte Fleisch- und Milchersatzprodukte nicht angeglichen wurde – da wird nach wie vor vehement Einfluss auf die Politik genommen“, bedauert Culemann.
Die Mehrwertsteuer für Fleisch und Milchprodukte beträgt sieben Prozent, während die pflanzlichen Ersatzprodukte mit 19 Prozent besteuert werden, obwohl sie im Vergleich zur Fleischproduktion deutlich weniger Ressourcen verbrauchen. Soja benötigt weniger Land und Wasser, und die Treibhausgasemissionen sind deutlich geringer als bei der Tierhaltung.
Für den BUNDler Stephan Culemann besteht die größte Chance in der Herstellung von gutem Milch- und Fleischersatz: „Bei vielen Produkten kann man gar keinen Unterschied mehr schmecken und da ist meine Hoffnung, dass immer mehr Menschen auf pflanzenbasierte Lebensmittel umsteigen, da sie dabei im Geschmack auf nichts verzichten müssen.“
Wichtig bei jeder Ernährungsweise ist, dass sie gut auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt wird. Da ist eine Blutuntersuchung sehr hilfreich, um festzustellen, woran es dem Körper mangelt.