Da staunen die Kids nicht schlecht: ein fossiler Computer aus dem vergangenen Jahrhundert. Der Tastenanschlag erfordert richtiges Fingerhakeln. Das seltsam anmutende Gerät, in dem die Buchstabenhebel auf und ab springen und sich gern mal verhakeln, stößt bei Kindern auf ein gewaltiges Interesse. Das soll der Vorläufer des PCs gewesen sein? Die Erwachsenen erinnern sich gern mit wohligem Gruseln. Das Gerät funktioniert weitaus behäbiger als ein aktueller PC oder ein Tablet, hat aber seinen ganz eigenen Charme. Hajo Fotos: Gärtner

Lage. Man muss nicht der neugierige 17-jährige Marty McFly sein oder der exzentrische Wissenschaftler Doc Brown, um an einer Zeitreise Gefallen zu finden. Es ist auch nicht nötig, in einen DeLorean einzusteigen, dessen Reifen beim Start jedes Mal Feuer fangen und eine Rauchspur hinter sich herziehen. Eine alte Schreibmaschine; ein Dampfradio und ein TV-Gerät aus den 60er-Jahren;  ein Spulen-Tonband, mit dem CIA-Agenten Verhöre aufgezeichnet haben; eine lange Fotoapparate-Geschichte auf einer Art Felgenbaum: Das reicht völlig aus, um in die Vergangenzeit einzutauchen. Die Älteren haben sie erlebt; die Jüngeren erleben sie jetzt als exotisch schräg nach.


Das Projekt „Lagenser Zeitreise“ hat den Flashback am Sonntag möglich gemacht. Nicht im Sinne eines „durch Konditionierung bedingter Rauschzustand wie nach der Einnahme von Drogen“, sondern mit dem Ziel, authentisch zu zeigen, was einmal gewesen ist. Der „Retromaniak“, so das Motto des Flashbacks, drückte sich in den vielen historischen Ausstellungsobjekten aus, aber auch in Spielgeräten, die ein analoges und kein digitales Handling erforderten. Die ganz jungen City-Gäste ließen sich beim Kinderschminken jedoch keine Motive aus dem Hollywood-Blockbuster „Zurück in die Zukunft“ aufmalen, sondern die nach wie vor beliebten Tier-, Pflanzen- und Fantasy-Motive.

Als zentrale Aktion schlug das Zauberkünstler-Duo von der „Sideshow Charlatans“ das Publikum in seinen Bann. Zwei Aufschneider, die sich übersinnlich geben und falsche Wunder in einem Kuriositäten-Kabinett voller skurriler Illusionen zelebrieren: Das kam an, besonders bei den Kindern, die Wunder gern glauben, besonders wenn sie von „echten Schwindlern“ präsentiert werden. Da der Maestro an großem Publikum interessiert war, brachte er das Anfangspublikum dazu, mit falschem Applaus und Zugabe-Rufen noch vor Beginn der Show Leute von überall her anzulocken. Sie bildeten das Endpublikum. Ergebnis: Alle Sitzplätze ratzfatz weg, und Viele müssen stehen, was sie angesichts der dargebotenen Kurzweil gern tun.

Im Hintergrund lief der verkaufsoffene Sonntag: wie immer ein Kassenschlager für die Geschäfte rund um den Marktplatz. Im Modegeschäft „Schlichting“ etwa wurden die Schlangen vor den Verkaufstresen mit dem fortschreitenden Nachmittag immer länger. So zeigte sich Assistent Christian Gottschlich angesichts der „guten Frequenz bei freundlichem Herbstwetter“ zufrieden. Sein Chef Thomas Voss, ehemaliger langjähriger Vorsitzender der Werbegemeinschaft, der zurzeit im Urlaub verweilt, hätte angesichts der Kauf- und Sehleute in seinem Laden im siebten Himmel geschwebt.

Das Duo von der „Sideshow Charlatans“ zieht mit seinen schrägen Kunststücken junges und jung gebliebenes Publikum in seinen Bann.