Detmold. Seit dem 24. September rollen im „Adenauerpark“ die Abrissbagger und schaffen Platz für ein Projekt, das laut der Stadt Detmold weit mehr ist als nur ein neues Wohnquartier. Es ist eine Geschichte, die in vielen deutschen Städten wohl mit einem Scheitern geendet hätte.
Ein ambitioniertes Vorhaben steht vor dem Aus, ein Investor zieht sich zurück, ein Millionenschaden droht. Doch in Detmold wurde aus dieser Krise eine Erfolgsgeschichte – ein Paradebeispiel dafür, was möglich ist, wenn Stadtverwaltung, politische Gremien und genossenschaftliches Engagement Hand in Hand arbeiten. So teilt es die Stadt Detmold mit.
Wo noch vor kurzem Stillstand drohte, herrscht nun Aufbruchstimmung. Das ursprüngliche Projekt war für einen privaten Bauträger nicht mehr umsetzbar und sollte auf eigenen Wunsch rückabgewickelt werden. Für die Stadt Detmold sei dies eine Zwangslage gewesen, die schnelles, unkonventionelles und vor allem verlässliches Handeln erfordert habe.
„In einer solchen Situation gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann resignieren oder man kann sie als Chance begreifen“, erklärt der Detmolder Bürgermeister Frank Hilker. „Wir haben uns für die Chance entschieden und uns an einen Partner gewandt, dem wir vertrauen und der unsere Vision für Detmold teilt: die Kommunale Wohnungsbaugenossenschaft Breitefeld eG“, ergänzt er.
„Detmolder Modell“ als Motor des Erfolgs
Dieser strategische Schwenk sei kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewährten
Philosophie: dem „Detmolder Modell“. Dieses innovative Konzept der Stadtentwicklung
breche mit traditionellen, oft langwierigen kommunalen Prozessen. Stattdessen setze es auf eine flexible und schlagkräftige Kooperation zwischen der Stadt und einer eigens gegründeten Wohnungsbaugenossenschaft.
Michael Kirchner von der Pyramis Immobilien Entwicklungsgesellschaft (P.I.E.) und Mitvorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Breitefeld eG, einem Partner des Modells,
bringt die Vorteile auf den Punkt: „Das ‚Detmolder Modell‘ ist im Grunde eine Governance-
Technologie für das 21. Jahrhundert. Es befreit uns von den Fesseln langsamer, bürokratischer Prozesse. Wir können schnell, flexibel und in enger Abstimmung mit der
Stadt agieren, um genau das zu liefern, was gebraucht wird: hochwertigen und
bezahlbaren Wohnraum. Überschüsse fließen nicht ab, sondern werden direkt wieder in
die Gemeinschaft reinvestiert.“
Vertrauen als Beschleuniger
Der Erfolg der Genossenschaftsprojekte in Detmold beruhe deshalb auch auf der genauen
Vorarbeit der Verantwortlichen in der Genossenschaft und dem Willen der Stadtverwaltung, als „Kommunikations- und Machbarkeitsverwaltung“ die Dinge zu ermöglichen, die zu ermöglichen seien. Dafür sei der Adenauerpark ein Paradebeispiel.
Aufbauend auf die Planungsleistungen, die der private Bauträger bereits entwickelt habe,
sei das Baugenehmigungsverfahren deshalb völlig reibungslos und in kürzester Zeit abgelaufen. „Das ist kein Zufall“, betont Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold und führt fort: „Es ist das Ergebnis einer tiefen, vertrauensvollen Partnerschaft, in der wir nicht gegeneinander, sondern miteinander auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Es zeigt, dass wir bürokratische Hürden überwinden können, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Auch Michael Kirchner als Vorstand der Breitefeld eG sieht darin ein entscheidendes
Signal: „Das ist ein kraftvolles Zeichen des Optimismus und ein klares Bekenntnis der Stadt, dass sie zu 100 Prozent hinter diesem Projekt und hinter uns als Partner steht.
Dieses Vertrauen ist die Grundlage, auf der wir schnell und effizient für die Menschen in
Detmold bauen können.“
Zuhause für Generationen
Das neue Konzept für den Adenauerpark sei ebenso durchdacht wie nachhaltig. Statt eines kompletten Neubaus werde ein hybrider Ansatz verfolgt. Vier alte Gebäude würden
abgerissen, um Platz für rund 40 Wohneinheiten in modernen, energieeffizienten
Nullenergiehäusern mit Photovoltaikanlagen zu schaffen – ideal für Singles, Paare und
junge Familien.
Gleichzeitig würden vier Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren erhalten und umfassend energetisch saniert. Dort entstünden 24 großzügige Wohnungen für Familien. „Für uns ist der Adenauerpark mehr als nur ein Bauprojekt. Wir schaffen hier ein Zuhause für Generationen“, betont der Vorstand der Breitefeld eG und erläutert: „Mit den modernen Neubauten und den sanierten, großzügigen Wohnungen entsteht ein lebendiges Quartier, das ökologische Verantwortung und soziale Gemeinschaft vereint.“
Insgesamt werden im Adenauerpark rund 16 Millionen Euro investiert. Die Entscheidung für diesen Weg sei auch eine Demonstration wirtschaftlicher Weitsicht. Anstatt das Grundstück auf dem freien Markt zu verkaufen, investiere die Stadt in einen dauerhaften gesellschaftlichen Mehrwert.
Sie bringe das Grundstück als Sacheinlage in die Genossenschaft ein und werde so zu einem langfristigen Partner. Damit sichere sie nicht nur die Schaffung von dringend benötigtem, bezahlbarem Wohnraum, sondern trage auch aktiv zur Stabilisierung der Mieten bei.
Die Geschichte des Adenauerparks sei somit die Geschichte einer bemerkenswerten
Transformation. Sie zeige, wie aus einer Krise durch Mut, Innovation und eine herausragende Partnerschaft eine nachhaltige Lösung für die Zukunft erwachsen könne.
Bürgermeister Frank Hilker blickt optimistisch nach vorn: „Der Adenauerpark ist der Beweis, dass kommunale Gestaltungskraft und genossenschaftliches Engagement gemeinsam Berge versetzen können. Das ist der Weg, den wir in Detmold weitergehen
werden, um unsere Stadt lebenswert, sozial und zukunftsfähig zu gestalten.“