Überzeugender Auftritt in Lemgo: Torsten Sträter begeistert das Lipper Publikum. Foto: Robert Pairan

Lemgo. Eine Stunde später als geplant beginnt Torsten Sträter seinen Auftritt in der Phönix-Contact-Arena in Lemgo – Schuld ist ein Unfall auf der Autobahn. Doch der Dortmunder Wortakrobat macht aus der Not eine Tugend: Statt einer Pause gibt es mittendrin nur eine einminütige Lockerungseinlage, und dann mehr als zweieinhalb Stunden Sträter pur.


Mit seinem Programm „Mach mal das große Licht an“ bringt er die rappelvolle Arena zum Beben. Sträter spielt virtuos mit der Sprache, zerlegt Wörter wie ein Chirurg: „Wie kann man ein Auge auf jemanden werfen?“oder „Ist ein Schuhspanner ein perverser Voyeur?“

Seine Gedankensprünge sind wild, aber stets pointiert – vom After-Eight-Wahn seiner Mutter über das Hausverbot in diversen Edekas bis zur professionellen Zahnreinigung. „Vergessen sie’s“, fordert er die Zuschauer auf, wenn er wieder einmal zu seinen zahlreichen, aber unterhaltsamen, Abschweifungen gekommen war, und wieder auf dem Weg zurück zu seiner eigentlichen Erzählung ist.

Aber wer würde das gerne vergessen wollen, wenn es zwar scheinbar irgendwie beiläufig, aber gleichzeitig so pointiert humorvoll vorgetragen wurde?

Besonders liebevoll erinnert er sich an seine Oma, die seine „flotte Jens“ bewunderte und sich wünschte, „im Falle ihres Todes eingeäschert zu werden – zum Glück nicht vorher“. Solche Sätze treffen genau Sträters Markenzeichen: tiefgründiger Humor mit Herz und Hintersinn.

Dazu braucht der Mann mit Mütze und Vollbart nicht viel – ein Mikrofon und Publikum, das er allerdings auch in seinen Auftritt mit einbezieht, direkt mit ihm kommuniziert oder auch auffordert, die beiden leeren Plätze in der vorderen Reihe zu besetzen.

Dass sein Stuhl hinter dem Tisch diesmal nicht passt „Das kommt davon, wenn man keine Zeit für einen Soundcheck hat“, wird von ihm selbst mit genauso viel Humor aufgenommen, wie von der vollbesetzten Halle.

Auch wenn er ohne Pause spricht, hängt das Publikum an seinen Lippen – lacht, denkt, staunt. Kurz vor Mitternacht verabschieden sich die Zuschauer gelöst und bestens gelaunt. Sträter selbst resümiert trocken: „Jetzt habe ich genug gelabert – die richtig dummen Sachen hab’ ich weggelassen“, und schließt gleichzeitig den Bogen von den angefangenen Erzählungen zu Beginn mit überraschenden Wendungen.