
Kreis Lippe. Wer gestern Abend noch dachte, nur Clubs hätten lange Nächte, der hat die Lange Nacht des Impfens verpasst. Zwischen Pflaster, Pieks und Plausch zogen die Apotheken im Kreis Lippe eine Bilanz, die man getrost als „grandios“ bezeichnen kann. Ein Erfolgsrausch ohne Kater am nächsten Morgen.
Denn von früh bis spät – in einigen Fällen bis zu 14 Stunden – wurde geimpft, was das Zeug hält. Die Teams in Weiß liefen auf Hochtouren, und der Terminkalender war so voll wie das Wartezimmer eines Kinderarztes im Januar. „Die Nachfrage war wieder enorm“, berichtet Jan Harbecke vom Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) – vermutlich mit einem leicht erschöpften, aber stolzen Lächeln unter der FFP2-Maske.
Diese Bilanz unterstreicht Tatjana Heißenberg aus der Lagenser „Ross Apotheke“ in der Langen Straße. Die Nachfrage in der „Langen Nacht des Impfens“ sei enorm gewesen. „Die Kollegen in Lemgo haben sogar bis Mitternacht geimpft“, erzählt sie im Gespräch mit der LWZ. Gestochen wurde gegen Corona und die allgemeine Grippe. Aber war’s das jetzt?
Keine Sorge: Wer in der „Langen Nacht“ keine Spritze abbekommen hat, muss nicht traurig in den Ärmel schauen. Auch in den kommenden Tagen und Wochen kann man sich in vielen Apotheken oder Arztpraxen gegen Grippe und Corona impfen lassen. „Auch in unserer Apotheke“, bekräftigt Tatjana Heißenberg. „Schützen Sie sich und Andere!“, appelliert Jan Harbecke ans Gesundheitsbewusstsein der Menschen – ganz der Mann mit Mission. Der Pieks gegen allgemeine Grippe-Viren geht schnell und unkompliziert über die Bühne, auch ohne vorherige Anmeldung. „Für Corona brauchen wir in der Regel eine Anmeldung, weil wir Gruppen von sieben Personen zusammenstellen müssen“, erläutert Apothekerin Heißenberg.
Impfen ist höchst sinnvoll: Sowohl die Grippe- als auch die Coronaviren sind schließlich wandelbarer als mancher Politiker kurz nach der Wahl. Da hilft nur eins – Impfschutz auffrischen! Besonders ältere Menschen, chronisch Kranke und alle, die täglich mehr Menschen treffen als auf Tinder üblich, sollten den kleinen Piks nicht aufschieben.
Wer wissen will, wo die nächste Impfung wartet, kann sich ganz modern online auf lange-nacht-des-impfens.de informieren.
So bleibt nur zu sagen: Hut ab vor den Apothekenteams, die die Nacht zum Tag machten – mit Herz, Humor und jeder Menge Impfstoff. Und wer jetzt Lust auf den kleinen Pieks bekommen hat: Keine Sorge, die „Lange Nacht“ ist vorbei, aber das Impfen geht weiter – ganz ohne Nachtschicht.
By the way: Wenn die Apotheke ruft „Wir brauchen noch einen Siebten!“, dann geht’s nicht um Schneewittchen, sondern um nachhaltige Gesundheitsvorsorge. Das mit der „Gruppe von sieben Personen“ klingt nach einem neuen Party-Trend und erscheint für eine Corona-Impfung erstmal kurios – ist aber kein Witz, sondern hat einen ganz praktischen Hintergrund. Viele Corona-Impfstoffe – besonders die mRNA-Impfstoffe wie von BioNTech/Pfizer oder Moderna – werden in Mehrdosenfläschchen geliefert. Ein Fläschchen enthält mehrere Einzeldosen, zum Beispiel sieben Dosen bei BioNTech. Nach dem Öffnen und Anmischen ist das Fläschchen nur für wenige Stunden haltbar (meist 6 Stunden). Damit keine Dosis ungenutzt weggeschüttet werden muss, versuchen Apotheken oder Arztpraxen, eine passende Anzahl von Personen zusammenzubringen, bevor sie ein Fläschchen anbrechen. Das heißt: Wenn eine Apotheke z. B. BioNTech verimpft, möchte sie am liebsten sieben Impflinge pro Flasche haben – also Gruppen à sieben Personen, damit kein Impfstoff verfällt.