
Oerlinghausen. Oerlinghausen, 1899: Jakob Hufnagel ist Gendarm mit Leib und Seele – und mit einem Hang zu gutem Bier und verheirateten Damen. Im Ort kennt man ihn unter dem Spitznamen „Bulle vom Töns“, eine Anspielung auf den nahegelegenen Tönsberg und seine robuste Art, Recht und Ordnung durchzusetzen.
Als am Waldrand eine junge Frau tot aufgefunden wird, zweifelt Hufnagel sofort an einem Selbstmord. Der Dorfarzt bestätigt seinen Verdacht – es war Mord.
Neben dem Mordfall muss Hufnagel sich zudem mit einem umherziehenden Vagabunden und einem gestohlenen Schützenvogel herumschlagen – ohne den das Volksfest zu scheitern droht. Als er in der alten Försterhütte nur knapp einem Anschlag entgeht, wird ihm klar, wie nah er dem Täter bereits gekommen ist. Doch Einschüchterung liegt ihm fern – der Bulle nimmt seine Widersacher nacheinander auf die Hörner.
Der „Bulle“ ist kein Kostverächter
Mit seinem ersten historischen Kriminalroman „Der Bulle vom Töns und die unbekannte Tote“ taucht Autor Joachim H. Peters auf rund 300 Seiten tief in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein.
„Jakob Hufnagel ermittelt in Oerlinghausen, das damals noch Dorfschaft war. Man nennt ihn nicht nur wegen seiner Statur und seiner teilweise schlagkräftigen Ermittlungsmethoden den ‚Bullen vom Töns‘. Als Junggeselle kümmert er sich auch gerne mal um den weiblichen Bevölkerungsanteil – egal ob ledig oder verheiratet“, verrät Peters. So lässt Hufnagel direkt zu Romanbeginn, der im Herbst 1899 spielt, nichts anbrennen und vergnügt sich ausgiebig mit einer verheirateten Bäuerin.

Fund inspiriert Peters
„Die Idee für das Buch entstand durch einen Fund in der Gegenwart, der seinen Ursprung aber nur in der Vergangenheit haben konnte“, erklärt Peters mit geheimnisvollem Unterton. „Mehr möchte ich nicht sagen – ich will die Leser mit auf diese Zeitreise nehmen“, ergänzt der 67-Jährige.
Hinzu sei noch gekommen, dass er das Ende des Falles bereits vor Beginn des Schreibens im Kopf gehabt habe. „Die Leser werden feststellen, dass es in seiner ganzen Dramatik nur am Silvesterabend – und damit an der Schwelle zur Jahrtausendwende – stattfinden konnte“, merkt der gebürtige Gladbecker an.
Aufwendige Recherche
„Ich hatte in meinen früheren Büchern ja schon mal Abstecher in die Vergangenheit gemacht, mich aber bislang noch nicht an einen ganzen historischen Roman herangetraut. Vor allem aus Respekt vor der Aufgabe, keine geschichtlichen Fehler zu machen“, betont Peters.
Die Recherche für sein mittlerweile 23. Buch sei entsprechend aufwendig gewesen, auch weil es logischerweise keine Zeitzeugen mehr gebe. Peters arbeitete unter anderem eng mit dem Journalisten und Stadthistoriker Horst Biere zusammen. „Er hat mich mit seinem Fachwissen und seinen Dokumentationen tatkräftig unterstützt und am Ende das fertige Manuskript nochmals unter die Lupe genommen“, sagt Peters.
Besuche im Landesarchiv NRW in Detmold, wo er historische Fotos und Dokumente einsehen durfte, zahlreiche Gespräche mit Freunden und Bürgern aus Oerlinghausen, die Lektüre der von ihnen zur Verfügung gestellten alten Bücher sowie intensive Suchen im Internet komplettierten die Recherchearbeiten.
Damit sich die Geschichte so nah wie möglich an der Historie orientiert, achtete Joachim H. Peters sogar darauf, dass die Namen seiner Figuren zur damaligen Zeit passten – mithilfe eines Namensverzeichnisses, das der ehemalige Oerlinghauser Bürgermeister August Reuter (1883–1960) einst angelegt hatte.
Beinarbeit ist Trumpf
Im Gegensatz zu seinem Schöpfer stehen Jakob Hufnagel bei seinen Ermittlungen keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung: keine Handys, kein Computer, sondern ein in Leder gebundenes Notizbuch, kein Telefon, kein Streifenwagen – nur ein schweres Dienstrad, das auch mal kaputtgeht.
Der „Bulle“ muss also fast alles zu Fuß erledigen und sich auf klassische polizeiliche Ermittlungsarbeit konzentrieren: klug nachfragen, aufmerksam zuhören und kombinieren. „Beinarbeit, Lieutenant, Beinarbeit!“, rät somit nicht nur Peters Lieblingsdetektiv Columbo seinem Assistenten zur Lösung eines Falles, sondern verhilft auch Hufnagel zu Ermittlungserfolgen.
Die Idee zum Titel stammt indes vom Oerlinghauser Goldschmied Thomas Hess, der Peters einst riet, einen Krimi mit der augenzwinkernden Hommage an die Sat1-Serie „Der Bulle von Tölz“ zu schreiben. In dieser ermittelte Schauspieler Ottfried Fischer von 1996 bis 2009 als Hauptkommissar Benno Berghammer im bayerischen Bad Tölz.
Fortsetzung in Sicht?
Mit Blick auf das namensgebende Vorbild stellt sich unwillkürlich die Frage nach einer Fortsetzung oder gar neuen Krimireihe. „Als mein Verleger Ralf Kramp das Manuskript gelesen hatte, fragte er: ‚Jochen, das ist doch der erste Roman einer Serie, oder?‘ Wer kann da schon Nein sagen?“ Tatsächlich gebe es bereits einen Titel für den kommenden Fall – verraten möchte Peters ihn aber noch nicht.
„Ich hatte viel Spaß, neue Figuren zu entwickeln und Neues auszuprobieren. Es war schön, mal aus der Koslowski-Serie herauszukommen. Wenn man auf eine Reihe festgelegt ist, hängt man zu sehr an der Figur und darf bestimmte Sachen nicht machen“, gesteht Peters.
Doch wer nun glaubt, dass Koslowski erst einmal auf literarisches Eis gelegt ist, darf direkt aufatmen: Die Arbeiten am 14. Fall des vornamenlosen Ermittlers, der erneut auf Norderney spielt und natürlich wieder Lippe-Bezug aufweist, befinden sich kurz vor der Vollendung. „Als Autor sollte man immer eine Handbreit Tinte unterm Kiel haben“, sagt Peters schmunzelnd in Anbetracht seines beachtlichen schriftstellerischen Outputs.
Premierenlesung in Schützenhalle
Die bereits ausverkaufte Premierenlesung von „Der Bulle vom Töns und die unbekannte Tote“ findet an diesem Dienstag, 4. November, um 19.30 Uhr, in der Schützenhalle Oerlinghausen statt. Für alle, die nicht dabei sein können, wird es einen Ersatztermin am Donnerstag, 29. Januar 2026, um 19.30 Uhr, im Strate-Haus der AWO Lipperreihe geben. Passend zum historischen Inhalt des Buches fällt die Lesung in ein besonderes Jahr: Oerlinghausen feiert 2026 sein 100-jähriges Jubiläum als Stadt.
Die LWZ verlost fünf von Joachim H. Peters handsignierte Exemplare seines neuesten Buches „Der Bulle vom Töns und die unbekannte Tote“. Um an der Verlosung teilzunehmen, gilt es, die folgende Frage zu beantworten und die korrekte Lösung per E-Mail mit dem Stichwort „Bulle“ an gewinnspiel@lwz24.de zu schicken: In welchem Jahr spielt die Handlung von „Der Bulle vom Töns und die unbekannte Tote“? Einsendeschluss ist Mittwoch, 12. November 2025. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Bücher können im LWZ-Verlagshaus (Plantagenweg 34, 32758 Detmold) abgeholt werden.
                






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