
Lage. Die Stadt bietet ihren Bewohnern ein „flexibles und familiennahes Betreuungsangebot für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren“: Darauf weist die städtische „Fachgruppe Jugend“ in einer Presse-Mitteilung hin und ermuntert junge Eltern, sich über einen Betreuungsplatz zu informieren. Wenn eine Boomer-Mutter seinerzeit eine solche Einladung gelesen hätte, wären ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen geflossen. Bis in die 90er Jahre hinein war es schwierig, eine Betreuung fürs Kind zu organisieren. Selbst ein Kindergartenplatz für Dreikäsehochs war nicht leicht zu bekommen und kostete eine Stange Geld.
Neues Jahrhundert, neue Verhältnisse: Mit dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr (seit 2013) wurde die Betreuung zu einem zentralen Bestandteil der öffentlichen Infrastruktur. Vorher war die Betreuung Glückssache gewesen. Wer eine engagierte Mutter, Schwiegermutter oder gute Freundin hatte, war Königin. Wer keine hatte, musste kreativ werden. Beliebt war im nachbarschaftlichen System das Motto: „Ich nehme heute deine, du bringst mir dafür Kuchen.“
Dahinter steckte durchaus eine Moral. So war die Gesellschaft bis in die 70er Jahre hinein mehrheitlich der Ansicht: „Eine gute Mutter bleibt zu Hause und kümmert sich um die Kinder.“ Ein Jahrzehnt zuvor hatten Mütter noch die Erlaubnis ihres Ehemannes gebraucht, um überhaupt arbeiten zu dürfen. „Sollen die anderen Männer denken, dass ich meine Familie nicht ernähren kann?“, war eine verbreitete Befürchtung derjenigen, die nicht als gesellschaftliche Loser dastehen wollten. Frauenarbeit war in der jungen Bundesrepublik deshalb geradezu verpönt, während sie bei der sozialistischen Konkurrenz „drüben“ allein aus wirtschaftlichen Gründen längst salongfähig geworden war. „Nur Hausfrau“ konnte hierzulande funktionieren, wenn der Arbeitslohn des Ehemannes ausreichte, um die ganze Familie zu versorgen. Später, als die Familie ohne Frauenarbeit kaum noch über die Runden kam, wurde die Lage für junge Mütter immer schwieriger und die Kinderbetreuungsfrage brannte auf den Nägeln.
Das ist längst Geschichte. Was sagen die Zahlen heute?
In Lage werden aktuell 101 Kinder von 22 Kindertagespflegepersonen betreut. Es gibt zwei Großtagespflegestellen, in denen jeweils mehrere Kräfte zusammenarbeiten und dort bis zu neun Kinder gleichzeitig betreuen können. Der Normalfall aber sind kleine Einheiten bis maximal fünf Kindern.
Die Mutter-Mutter oder gute Freudin war seinerzeit bestimmt auch nicht schlecht fürs betreute Kind. Heute aber gelten hohe Anforderungen: Wer „Tagespflegeperson“ werden will muss 300 Unterrichtseinheiten absolvieren plus einen Erste-Hilfe-Kurs am Kind; er braucht ein erweitertes Führungszeugnis und Gesundheitsnachweise.
Die Tagespflegepersonen sind pädagogisch qualifiziert, fördern die Kinder individuell, planen pädagogische Angebote und unterstützen die Kinder aktiv, damit sie ihre Welt entdecken. Und das nicht nur spielerisch: Es geht auch um Bildung, soziales Miteinander und erfahren, was es heißt, mit anderen zu leben.
Ein hochgestecktes Ziel, das schon fast nach Gymnasium klingt: Die Kinder sollen zu „eigenverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten“ heranwachsen. Die Kindertagespflege ist gerade für sehr junge Kinder (unter drei Jahren) besonders attraktiv, weil sie flexibel und familiär ausgelegt wird. Gerade wenn klassische Krippen- oder Kita-Plätze nicht ausreichend da sind oder irgendwie nicht passen, bietet die Tagespflege eine sehr wertvolle Alternative.
Wenn das Kind über die „Fachgruppe Jugend“ vermittelt wird, ist es bei der Landesunfallkasse versichert. Und auch für die Tagespflegepersonen ist gesorgt: Es gibt eine gesetzliche Pflegeerlaubnis, genaue Prüfung der Räumlichkeiten und regelmäßige Begleitung durch das Jugendamt.
Pädagogischer Anspruch, was sonst. Wer sich über einen Betreuungsplatz informieren möchte kann dies bei folgenden Frauen tun:
- Corinna Höwing 05232/ 601-517 c.hoewing@lage.de
- Nina Hamacher 05232/ 601-555 n.hamacher@lage.de
- Stefanie Ambrosius 05232/ 601-532 s.ambrosius@lage.de









