Nach 45 Jahren hört Marcello Serra, Inhaber des „Il Faro”, mit seinen Mitarbeitern Matteo Cabras, Serena Foddis und Stefania Sotgia (von links), am 31. Dezember auf. Nach 45 Jahren hört Marcello Serra, Inhaber des „Il Faro”, mit seinen Mitarbeitern Matteo Cabras, Serena Foddis und Stefania Sotgia (von links), am 31. Dezember auf. Foto: Reiner Toppmöller

Bad Salzuflen. Er brachte das „la dolce Vita“, das mediterrane Lebensgefühl, vor 45 Jahren als einer der Ersten mit nach Bad Salzuflen. Seither gehört er zur Stadt, wie die Gradierwerke.


Mit dem Kauf des alten Bürgermeisterhauses Am Markt, vor gut 20 Jahren, rettete Marcello Serra nicht nur das historische Stadtbild, sondern schaffte mit dem „IL Faro“ eine denkmalgeschützte Stätte italienischen Lebensgefühls und des mediterranen Genusses. Von der einfachen Pizza bis zur „Cucina Italiana Perfetta“ kommt dort jeder auf seinen Geschmack. Jetzt hört der 63-jährige, ausgebildete Koch zum Jahresende auf.

LWZ-Reporter Reiner Toppmöller traf sich mit dem aus Sardinen stammenden Wahl-Salzufler auf einen letzten Espresso. Marcello Serra stammt aus dem Dorf in den sardinischen Bergen, das weltweit bekannt für die meisten Hundertjährigen ist. Seine Schwester ist dort noch heute die Bürgermeisterin.

„Mit 15 Jahren kam ich 1977 nach Deutschland und kam bei einem Kochmeister aus Rimini in die Ausbildung. Schon damals musste ich viel arbeiten, auch für meine Familie zu Hause. Ich habe acht Geschwister“, erzählt der immer noch umtriebige Gastronom. Im Jahr 1980 ging es dann zu Carlo Boldrin ins Bad Salzufler „Da Carlo“. Dort arbeitete er sich innerhalb von acht Jahren bis zum Küchenchef hoch.

Mit seinem ersten eigenen Restaurant startete Marcello an der Grabenstraße und machte im Jahr 1991 einen einjährigen gastronomischen Ausflug in den Tennisclub Knetterheide. An der Ritterstraße entstand dann das „Il Faro“, auf Deutsch „der Leuchtturm“. Von Anfang an war das Lokal ein strahlender Leuchtturm der gehobenen italienischen Küche und prägte die Salzufler Gastronomie.

Im Jahr 2003 griff er dann zu und kaufte das alte Bürgermeisterhaus gegenüber dem historischen Rathaus. Zwei Jahre wurde dort unter Auflagen des Denkmalschutzes renoviert und ein Haus mediterraner Gastlichkeit geschaffen.

„Das alles hat sehr viel Arbeit gekostet. Ohne meine Frau Katherina hätte ich das alles sicher nicht geschafft“, sagt er dankbar. Mit ihr, einer gebürtigen Griechin, hat er drei Kinder und bereits zwei Enkelkinder. Um Filina-Olga und Noah-Tito will er sich nach seinem Rückzug aus dem täglichen Geschäft vermehrt kümmern, „Enkelzeit verbringen“, wie er sagt.

„Ich gehe gerne spazieren, suche Pilze und könnte mich auch wieder um meine 250 Olivenbäume auf Sardinen kümmern. Ich könnte mir vorstellen, nach meinem Rückzug erst einmal ein halbes Jahr komplett auszusteigen“, sagt er mit leuchtenden Augen. Die Olivenbäume hat er vor vielen Jahren gekauft, um für seine Küche eigenes Olivenöl nach Bad Salzuflen zu bringen – genauso wie das Rezept für den „Grappa von Papa“, den seine Kunden alle gut kennen.

Doch wie soll es mit dem „Il Faro“ weitergehen? „Es gibt einige interessante Angebote für die Nachfolge. Mir ist dabei aber wichtig, dass alle Mitarbeiter dabei bleiben. Ich könnte mir auch vorstellen, mittags noch ein wenig in der Küche mitzuhelfen.

Aber grundsätzlich: Am 31. Dezember ist für mich als Chef hier der letzte Tag“, sagt Marcello Serra. Plötzlich verändert sich sein Gesicht. Nachdenklich und ein bisschen traurig fügt er noch an: „Ich habe hier wirklich viel erlebt. Ich weiß selber nicht, wie die Zeit so schnell vergangen ist.“


In der LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“ werden regelmäßig Menschen vorgestellt, die das Leben in Lippe aktiv mitgestalten – oft im Rampenlicht, manchmal im Hintergrund, aber stets mit Leidenschaft und Engagement. Ob Politiker, Künstler, Vereinsmitglieder, Unternehmer oder Ehrenamtliche: Bei einer Tasse Kaffee sprechen sie über das, was sie antreibt, bewegt – und warum ihr Herz daran hängt.
Die LWZ-Leser dürfen sich auf persönliche Einblicke, ehrliche Gespräche und Anekdoten freuen.

Etwas kürzer, etwas knackiger, aber nicht minder spannend und interessant, ist der Serien-Ableger „Auf einen Espresso mit“. Er liefert pointierte, prägnante Eindrücke und bleibt dabei genauso inspirierend wie die große „Kaffee“-Runde.