Das Herzstück des Platzes ist ein Gerüst aus drei Türmen, die zum Teil über Rollstege befahrbar sind; sie können erklettert und über Rutschen verlassen werden. Foto: Mathias Lindner

Kreis Lippe/Bad Pyrmont. Der 20. November ist der Welttag der Kinderrechte. Im benachbarten Bad Pyrmont ist im Oktober der erste Kinderrechte-Spielplatz in Deutschland eröffnet worden – unter den Kameraaugen des NDR. Von der Idee bis zur Realisierung hat es fünf Jahre gedauert und mehr als 500.000 Euro mussten in die Hand genommen werden.


Kinder kennen in der Regel ihre Pflichten, wissen, was verboten ist und wie man sich – im Sinne der Eltern – verhalten sollte. Ihre Rechte spielen im Alltag eher keine Rolle. Manchmal werden sie im Schulunterricht thematisiert. Wie wichtig aber gerade dieses Thema ist, haben die Lügder Missbrauchsfälle, die 2019 an die Öffentlichkeit kamen, deutlich gemacht – denn was nützen die besten Kinderrechte, wenn die Zielgruppe nichts von deren Existenz weiß.

Gerade diese Vorfälle haben der ersten Vorsitzenden des Bad Pyrmonter Kinderschutzbundes, Manuela Groth, den Impuls gegeben, etwas zu unternehmen: „Ich habe nach diesen Vorfällen mit vielen Kindern gesprochen und oft hieß es, ich habe nicht gewusst, dass ich nein sagen kann. Das war ein ausschlaggebender Grund für mich, in Aktion zu treten, denn es kann nicht sein, dass ein so großes Unrecht bei jungen Menschen als Normalität verankert wird. Sie müssen wissen, dass es nicht in Ordnung ist, wenn ihre Grenzen verletzt werden.“

Mit viel Herzblut und Engagement hat Groth, die Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche ist, das Mammutprojekt „Kinderrechte-Spielplatz“ über Höhen und Tiefen ins Ziel gelenkt: „Die Mission dabei war, keine Informationstafeln anzubringen, die dann von den Erwachsenen vorgelesen werden müssen, sondern den Kindern die Möglichkeit zu geben, spielerisch, so wie sie ihre Welt in jungen Jahren erfassen, zu lernen und sich selber damit auseinander zu setzen“, so Groth.

Der Kinderrechte-Spielplatz wurde nicht über die Köpfe der Kinder hinweg entwickelt, sondern gemeinsam mit ihnen realisiert. In Kooperation mit einigen Schulen wurden verschiedene Aktionen durchgeführt: Bei einem Malwettbewerb mit anschließender Ausstellung konnten sich Kinder mit Papier und Farbe den Kinderrechten widmen; mit einer großen Kinderrechte-Drehscheibe konnten die Schüler einzelne Rechte bestimmten Spielplatzgeräten zuweisen.

So haben sich langsam aber sicher die gewünschten Spielplatzgeräte herauskristallisiert – das Herzstück des Platzes ist nun ein Gebilde aus drei Türmen, die zum Teil über Rollstege befahrbar sind; sie können erklettert und über Rutschen verlassen werden; die Türme stehen für die drei Grundpfeiler der Kinderrechte: Förderung und Entwicklung, Schutz und Beteiligung.

Spielerisch und in Bewegung kann am besten gelernt und können am besten Erfahrungen gemacht werden. Somit ist dieser Kinderrechte-Spielplatz auch bestens für Schulklassenbesuche geeignet.