
Lemgo. Die Gemeinschaft „Sant’Egidio“ hat in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen den 24. internationalen Aktionstag „Cities for Life – Städte für das Leben -Städte gegen die Todesstrafe” organisiert. Auch die Alte Hansestadt Lemgo unterstützt das Anliegen der Gemeinschaft, die sich gegen die Todesstrafe positioniert und ihre Abschaffung fordert.
Seit 2002 wird der Aktionstag der „Cities for Life“ mit Veranstaltungen durchgeführt, die der Sensibilisierung der Zivilgesellschaft dienen. Sie stärken eine Kultur, die das menschliche Leben auch in schwierigen Umständen achtet. Diese weltweit größte Mobilisierung von Städten lenkt die Aufmerksamkeit auf die Menschenrechte und den Wert des Lebens. Gerade in den aktuellen Krisenzeiten, die zu sehr von Kriegen und deren furchtbaren Folgen geprägt sind, gibt es wieder Tendenzen, im Justizsystem mit großer Härte zu reagieren und teilweise die Todesstrafe vermehrt einzusetzen oder sogar wiedereinzuführen. Daher benötigen die Menschenrechte in dieser Phase besondere Unterstützung, um nicht anderen Prioritäten wie der Sicherheit oder dem Machtinteresse von Regierungen untergeordnet zu werden.
Der Aktionstag der „Cities for Life“ vereint weltweit Städte im Einsatz für ein menschliches Justizsystem, auch in Ländern, die noch an der Todesstrafe festhalten. In Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren ca. 300 Städte dem Aktionstag angeschlossen (u.a. Berlin, Stuttgart, Bremen, Rostock, Nürnberg, Dortmund, Würzburg). Unterschiedliche Aktionen werden gestaltet, z.B. eine besondere Beleuchtung bekannter Gebäude, Dichterlesungen, Begegnungen mit Zeugen, Projekte in Schulen.
Der vor kurzem verstorbene Papst Franziskus bezeichnet die Todesstrafe als „eine unmenschliche Maßnahme, die in jeglicher Weise ihrer Anwendung gegen die persönliche Würde verstößt“.
Im letzten Jahr wurden wieder Erfolge auf dem Weg der Abschaffung der Todesstrafe erzielt. Im Dezember 2024 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum wiederholten Mal eine Resolution über ein universales Moratorium der Todesstrafe mit noch größerer Zustimmung verabschiedet: 130 Ja-Stimmen (2022 stimmten 125 Länder für ein Hinrichtungsmoratorium, 2020 waren es 123 Länder). Dies ist eine positive und ermutigende Entwicklung hin zu einer Welt ohne Todesstrafe.
Es gibt weitere positive Entwicklungen in den letzten Monaten: Im Juli 2024 trat in Pakistan die Abschaffung der Todesstrafe für Drogendelikte in Kraft. In Japan wurde im Oktober 2024 der 88-jährige Iwao Hakamada nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen, was die Debatte um eine Abschaffung neu entfacht hat. Vietnam hat 2025 die Todesstrafe für einige Delikte abgeschafft.
Leider bleiben besorgniserregende Nachrichten nicht aus. Insbesondere sind in Krisengebieten steigende Vollstreckungszahlen zu registrieren, auch die Zahl der Todesurteile hat zugenommen. Teilweise können regimekritische Äußerungen zu Todesurteil und Hinrichtung führen, wie dies in Myanmar geschehen ist. Infolge des Konfliktes im Nahen Osten hat es viele Hinrichtungen im Gazastreifen und im Iran gegeben. Teilweise wurden Minderjährige hingerichtet, was gegen internationales Recht verstößt. Sudan, Südsudan und Uganda haben nach einer längeren Unterbrechung im Jahr 2024 wieder Todesurteile verhängt. Daher bleibt die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine Kultur des Lebens dringend erforderlich.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung in ca. 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Im September 2024 wurde in Paris ein großes internationales Friedenstreffen der Weltreligionen zum Thema „Imagine Peace“ organisiert, an dem auch der französische Präsident Macron teilgenommen hat (meetingforpeace.santegidio.org). Seit 1998 engagiert sie sich gegen die Todesstrafe und setzt sich mit der World Coalition Against the Death Penalty für ihre universale Abschaffung ein. Sie hat mit anderen Organisationen 2002 die Aktion „Cities for Life – Städte für das Leben/Städte gegen die Todesstrafe“ ins Leben gerufen. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und sind weltweit im Einsatz für eine Humanisierung der Haftbedingungen in Gefängnissen insbesondere in Afrika engagiert.









