Schlüsselfiguren: Eveline Huber (SPÖ) ist Bürgermeisterin in St. Johann (Pongau). Sie kann genaus so wie ihr Amtskollege Matthias Kalkreuter (SPD) und der PPV („Paten- und Partnerschaftsverein“) eine Menge für die Revitalisierung der Städtepartnerschaft tun. Die beiden haben in einem Telefongespräch – wie lange ging das wohl? – den Beziehungsstatus der Städtepartnerschaft geklärt.  Der CDU war’s auf Lagenser Seite zu wenig Einsatz; aber jetzt zieht sie beim Gutwettermachen voll mit.

Lage/St. Johann. Manche Beziehungen halten ein Leben lang geräuschlos. Andere brauchen zwischendurch ein aufrüttelndes Gespräch, ein paar Gläser Wein, eine Paar-Therapie – oder gleich eine Goldene Hochzeit. Die Städtepartnerschaft zwischen Lage und St. Johann im Pongau steht kurz davor, genau dieses Jubiläum zu feiern: fast 50 Jahre Städte-Ehe. Höhen und Tiefen inklusive. Wobei die Höhen – geografisch betrachtet – eindeutig in St. Johann, die Tiefen in Lage liegen. Die CDU-Fraktion will der Beziehung jetzt richtig Schub nach oben geben, nachdem schon Bürgermeister Matthias Kalkreuter (SPD) – zusammen mit seiner österreichischen Amtskollegin Eveline Huber (SPÖ) – das 50-Jahre-Partnerschaftsjubiläum als Beziehungskitt ins Auge gefasst haben.


Eine große Koalition für die gute Sache. Früher war alles einfacher, berichtet die CDU-Fraktion in einer Stellungnahme für die LWZ. Da seien Koffer gepackt, Tanzschuhe geschnürt und Trachten gebügelt worden. Legendäre Tanzzüge reisten gen Süden, St. Johanner Trachtengruppen marschierten fröhlich durchs Lagenser Schützenfest, und bei den Blumen- und Gartenfreunden in Heiden und Hörste wurde gefachsimpelt, ob es wohl einen Brennnessel-Unterschied zwischen Alpen und Teutoburger Wald gebe: An all dies erinnern sich die Christdemokraten lebhaft. Hörste durfte sogar ein bisschen Alpenluft schnuppern – touristisch zumindest.

Doch wie in vielen langjährigen Ehen kam irgendwann der Alltag. Aktivposten gingen in den wohlverdienten Ruhestand oder traten – wie der unvergessene, radelnde Altbürgermeister Leo Neumayer – ihre letzte große Reise an. Dann kam auch noch Corona, organisatorisches Durcheinander und das, was man höflich „veränderte gesellschaftliche Dynamiken“ nennt. Kurz: Man sah sich seltener, schrieb weniger, und irgendwann fragte man sich: „Leben wir eigentlich noch zusammen?“

In St. Johann wurde offenbar treu an der Partnerschaft festgehalten („Nein, wir wollen uns nicht trennen!“), nachdem sich Bürgermeisterin Eveline Huber einen provokativen Brief gegönnt  hatte, der mit einer dezenten Trennungsdrohung die Leidenschaft der Lagenser wieder entfachen sollte. Hier schmollte man indessen: „Warum hat uns keiner rechtzeitig gesagt, dass es schlecht steht um die Beziehung?“

Doch statt die Ehe nun beim Scheidungsanwalt enden zu lassen, setzen beide Seiten auf Paartherapie. Das 50-jährige Jubiläum 2027 soll zu einer glanzvollen Goldenen Hochzeit werden, nicht zu einem Rosenkrieg-Abschluss. Mehr Austausch, mehr Beteiligung vor Ort, mehr Leben jenseits der Bürgermeisterbüros. Der PPV („Paten- und Partnerschaftsverein“) soll nicht nur am Katzentisch sitzen, sondern mitfeiern, mitreden und mitgestalten.

Denn seien wir ehrlich: Eine Partnerschaft, die Tanzzüge, Trachten, Gartenfreunde und jahrzehntelange Freundschaften überlebt hat, darf nicht an Terminkalendern und Kommunikationslücken scheitern. Also: Blumen auf den Tisch, Musik an, Gespräch suchen, ein paar Gläser Wein trinken – und sich vielleicht wieder öfter gegenseitig besuchen.

Lage und St. Johann könnten zeigen, dass eine europäische Partnerschaft auch nach fast 50 Jahren noch Schwung hat. Man muss sie nur pflegen. Wie jede gute Ehe.