
LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.
Weihnachtsmann: Gerne doch, mein Management hat mir gesagt, ich muss moderner werden, da gehört so etwas auch dazu.
LWZ: Ein moderner Weihnachtsmann? Werden wir dann in Zukunft auch TikTok-Videos zu sehen bekommen?
Weihnachtsmann: Ich glaube, dafür bin ich dann doch schon zu alt. Eigentlich wollte ich was bei Facebook machen, aber da hieß es, ausgerechnet die Kinder würden das schon lange nicht mehr nutzen.
LWZ: Dann in Zukunft mit einem modernen Fahrzeug unterwegs? Vielleicht mit Elektroantrieb?
Weihnachtsmann: Nix da, Rudolph und ich sind ein eingespieltes Team. Autonomes Fahren haben wir schon gemacht, als es noch niemand so genannt hat. Unser Schlitten findet auch nach sechs Glühwein noch seinen Weg.
LWZ: Gibt es da nicht mittlerweile Verkehrsprobleme mit Drohnen?
Weihnachtsmann: Nee, so viele fliegen hier ja nicht herum. Ein ganz anderes Problem ist, dass der Hermann mit seinem Schwert so ziemlich im Weg steht, was auf keiner Karte so richtig eingezeichnet ist. Da muss man drumherum fliegen. Aber spätestens, wenn wir den Geruch der Lagenser Zuckerfabrik in der Nase haben, dann wissen wir, dass wir darauf aufpassen müssen.
LWZ: Also doch alles ganz traditionell, mit der Bescherung durch den Schornstein?
Weihnachtsmann: Würde ich ja gerne so beibehalten, aber das wird immer schwieriger, denn die modernen Wärmepumpen brauchen ja keinen Schornstein mehr. Bei Neubauten wird es zunehmend schwieriger, da fehlt er komplett.
LWZ: Sind das die größten Herausforderungen unserer Zeit?
Weihnachtsmann: Von wegen, die Probleme fangen schon bei den Wunschzetteln der Kinder an: Die schreiben heutzutage bereits mit dem Computer, so dass ich diese riesigen Datenmengen habe und demnächst eine eigene Serverfarm aufbauen muss. Die Kühlung der Computer ist bei uns am Nordpol zum Glück kein Problem. E-Mail oder WhatsApp werden immer schneller, so dass man kaum noch Zeit zum Bestellen hat.
In der Werkstatt geht es dann weiter: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) erfordert genauso viel Arbeit wie die eigentliche Herstellung der Geschenke. Dann hat der Fachkräftemangel auch die Wichtel und Weihnachtselfen erreicht. Außerdem wollen die jetzt eine Vier-Tage-Woche zur Work-Life-Balance. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, und deshalb habe ich schon überlegt, ob man nicht im Rahmen der Zuwanderung ein paar Osterhasen als Saisonkräfte umschulen könnte. Oder ich lagere bei euch in Belle in der großen Lagerhalle zwischendurch was ein.
LWZ: Was können die Bürger in Lippe tun, um Sie zu unterstützen?
Weihnachtsmann: Grundsätzlich läuft das hier schon vorzüglich: Besonders freue ich mich, wenn in der Stube statt der üblichen Plätzchen und Kekse gerne mal der ein oder andere Pickert mit Leberwurst und ein Wacholder stehen. Das ist mal eine wunderbare Abwechslung nach dem ganzen süßen Kram.
Das Gespräch führte Robert Pairan.
In der LWZ-Serie „Auf einen Kaffee mit“ werden regelmäßig Menschen vorgestellt, die das Leben in Lippe aktiv mitgestalten – oft im Rampenlicht, manchmal im Hintergrund, aber stets mit Leidenschaft und Engagement. Ob Politiker, Künstler, Vereinsmitglieder, Unternehmer oder Ehrenamtliche: Bei einer Tasse Kaffee sprechen sie über das, was sie antreibt, bewegt – und warum ihr Herz daran hängt.
Die LWZ-Leser dürfen sich auf persönliche Einblicke, ehrliche Gespräche und Anekdoten freuen.
„Auf einen Glühwein mit“ ist die festliche Gesprächsrunde während der Adventszeit: erwärmend, anregend und unterhaltsam wie der Glühweingenuss
in guter Gesellschaft auf dem Weihnachtsmarkt.








