
Lage/Detmold. Wer vom Weihnachtsfeeling noch ein wenig ins neue Jahr hinüberretten will, ist mit dem Büchlein „Die Fahrt am Tag vor dem Heiligen Abend“ von Gisela Corleis auf dem richtigen Weg.
Die autobiographische Story: Die kleine Gille (alias Gisela Corleis) wächst kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ohne Vater auf, der vermisst wird. Sie lebt mit ihrer Mutter bei der Großmutter im lippischen Dorf Elbrinxen. Am Tag vor Heiligabend machen sich Gille und ihre Großmutter auf den Weg nach Istrup zu Tante Erna, um die Weihnachtsgans zu holen. Schon die Fahrt mit dem Postbus durch verschneite Wälder und Dörfer ist für das Kind ein Abenteuer, voller Begegnungen mit Bekannten, winterlichen Eindrücken und Geschichten der Großmutter.
Doch dann wird die Rückfahrt dramatisch: Der Bus gerät auf vereister Straße ins Rutschen und droht in die Schlucht zu stürzen, wird aber von zwei mächtigen, alten Buchen aufgehalten. Gemeinsam mit den anderen Fahrgästen überstehen sie den Schreck, bis Holzarbeiter mit starken Pferden zur Rettung kommen und den Bus wieder auf die Straße ziehen. Erleichtert und dankbar erreichen Gille und die Großmutter spät, aber heil ihr Dorf, wo die Mutter schon sorgenvoll wartet.
Es ist keine heile Welt. Onkel Fritz hat den rechten Arm im Ersten Weltkrieg verloren, und der Sohn des Hauses ist im Zweiten Weltkrieg verschollen. Sie hört Tante Erna voll banger Hoffnung von seiner Heimkehr sprechen. Im Mittelpunkt steht eine Generation, die durch zwei Kriege um ihr Leben betrogen worden ist. Und trotzdem schauen die Menschen optimistisch nach vorn und freuen sich über den „Weihnachtswunderrock“ unterm Christbaum.
Gisela Corleis, Jahrgang 1944, ist in Elbrinxen (Lippe) und Höxter aufgewachsen, in Holzminden zur Schule gegangen. Wie die mehrfach ausgezeichnete Autorin zum Schreiben gekommen ist, erzählt sie so:
„Mein Vater ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, und ich wuchs ohne Geschwister auf. Da meine Mutter arbeiten musste, war ich viel allein. Lesen war von früh auf meine Leidenschaft. Ich lebte mehr in der Welt der Bücher als im Alltag. Bald hatte ich die Idee, selbst zu schreiben und mir einen eigenen Raum aus der Phantasie zu erschaffen. Ermutigt wurde ich, als noch während meiner Schulzeit Gedichte von mir im NDR gesendet wurden. Literarisch prägend waren für mich unter vielen anderen Eindrücken die Werke von Raabe, Stifter, Stevenson und die Lyrik von Lenau, Eichendorff, später Trakl.“
Das handliche Büchlein gibt’s im Verlag von Hans C. Jacobs, Am Prinzengarten 1 in Detmold.









