Frischzellenkur für die Orgeln – Exklusive Einblicke in die Sanierung von St. Nicolai

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Kantor Frank Schreiber (rechts) schaut zusammen mit einem Mitarbeiter auf die große Orgel von 1968. Foto: Leber

Kreis Lippe/Lemgo. Seit diesem Jahr ist die Kirche St. Nicolai im Herzen Lemgos für den Publikumsverkehr geschlossen – denn drinnen wird durch zwei Fachfirmen auch in schwindelnder Höhe fleißig gearbeitet. Es stehen nach der letzten großen Sanierung 2008 wieder wichtige Arbeiten an. Die Bauarbeiten beziehen sich dieses Mal besonders auf die beiden dortigen Orgeln.

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Die große Orgel stammt aus dem Jahr 1968, während die kleinere und mobile Orgel in den 1990er-Jahren nach Lemgo kam. Beide wurden, so Kantor Frank Schreiber, von der Orgelbaufirma „Gustav Steinmann“ in Vlotho gebaut.

Wie komplex so ein gewaltiges Musikinstrument ist, wird erst deutlich, wenn man es auseinandergebaut bestaunen kann. So verfügt die große Orgel über 2.700 und die kleine über 246 Pfeifen in unterschiedlichen Stimmlagen und Größen.

Renommierte Orgelbaufirma aus Hamburg am Werk

Aus Hamburg kamen daher extra zwei Mitarbeiter der renommierten Orgelbaufirma „Rudolf von Beckerath“ für rund zwei Monate nach Lemgo, um sich in Ruhe den beiden komplexen Instrumenten zu widmen.

Alles wurde komplett zerlegt und wird momentan gereinigt und besonders von dem dortigen Schimmel am hölzernen Orgelgehäuse, wie auch an den Pfeifen gereinigt und behandelt.

Von Staub und Schimmel befreit

Die Pfeifen bestehen aus einem Blei-Zinn-Gemisch und wurden von vorne nach hinten ausgebaut und mit einem speziellen Sauger vom Staub entfernt. Der Schimmel wurde mit dem alkoholischen Lösungsmittel Isopropanol und derzeit noch mit kleinen Lüftern behandelt.

Zudem kommen spezielle Hepa-Filter für die Schimmelprophylaxe zum Einsatz, welche einmal im Jahr gewartet werden müssen. Dazu zählt auch der Staub, der durch die hohe Luftfeuchtigkeit entsteht. Dafür wurden schon vor einem Jahr Vorrichtungen eingebaut, womit sich Teile der historischen Fenster automatisch öffnen.

Gutachten untersucht Gesundheitsgefährdung

Weiterhin erklärt Kantor Frank Schreiber, dass die Gemeinde bereits vor einiger Zeit ein Gutachten in Auftrag gegeben hätte, um eine Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Dieses ergab glücklicherweise, dass der Schimmel nur gefährlich für die Orgeln sei, so Schreiber.

Vor rund 20 Jahren hätte es, so die Orgelbaufirma, solch gravierende Schimmelprobleme nicht gegeben. Dies hätte aber wohl auch mit dem Klimawandel zu tun. Schäden an den Pfeifen wurden indes nicht festgestellt, weshalb sie auch nicht ausgetauscht werden müssen.

Neues Kabel für kleine Orgel

Die kleinere mobile Orgel bekäme jedoch ein neues Kabel, was eine besondere Bewandtnis hätte. Mit diesem Kabel könne man an drei Stellen im Fußboden eine Verbindung zu den großen, oben im linken Chorbereich stehenden Pfeifen herstellen.

Diese stünden etwas versteckt und fungierten in der heutigen Zeit als eine Art Subwoofer. Das ist praktisch, da beide Orgeln in der Kirche St. Nicolai allein physisch durch die Pfeifen und Luft gespielt werden. Die große Orgel hat zudem nur wenig Elektronik, die ihn beim Spielen unterstützen würde, so Schreiber weiter.

Leuchten erhalten LED

Parallel wurden alle 31 Leuchten unter der Decke auf stromsparende LED-Technik umgestellt, wobei aber, so Dr. Andreas Lange, die 2008 angeschafften Leuchten erhalten blieben und nur das Innenleben ausgetauscht würde. Die Kosten für die Sanierungen an den beiden Orgeln und der Lichtanlage bezifferte Kantor Frank Schreiber auf rund 110.000 Euro.

Gottesdienste finden bis zum Abschluss der Arbeiten in der lutherischen Kirche St. Marien statt, mit wechselnden Pfarrern aus den Gemeinden St. Marien und St. Nicolai. Auch Taufen werden zurzeit noch dort durch die Pfarrer aus St. Nicolai durchgeführt. (al)


Einblicke in die Sanierungsarbeiten

 

 

 

 

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