Lebenshilfe Detmold feiert 60-jähriges Jubiläum im Kreishaus

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Cordula Holle, Claudia Middendorf, Stephanie Kleine (pädagogische Geschäftsführerin LH Detmold) und Barbara Milde freuen sich mit Landrat Dr. Axel Lehmann (von links) über das runde Jubiläum. Foto: Lebenshilfe Detmold

Kreis Lippe/Detmold. „Kann man, darf man an einem solchen Tag feiern?“ Diese Frage stellte Cordula Holle in ihrer Begrüßung und bezog sich damit auf den internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust am 27. Januar. Dem Vernichtungswillen der Nationalsozialisten fielen auch bis zu 300.000 kranke und behinderte Menschen zum Opfer.

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„Man kann, man darf, ja man muss sogar“, beantwortete die Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe (LH) Detmold e. V. die Frage kurz darauf selbst.

Paradigmenwechsel vollzogen

Denn mit der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau und der jungen Demokratie in der BRD habe sich allmählich ein Paradigmenwechsel vollzogen: Vom von den Nazis proklamierten Begriff des lebensunwerten Lebens hin zum Bekenntnis, dass die Würde jedes Menschen unantastbar ist, dem bedingungslosen Recht auf ein lebenswertes Leben aller und dem Recht auf Teilhabe für alle Menschen.

Die Verwirklichung des Rechts auf Teilhabe und die notwendigen Hilfen dazu haben in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht.

Darauf bezogen sich Landrat Dr. Axel Lehmann, der Arbeit als Teilhabefaktor unterstrich, ebenso wie die Landesbehindertenbeauftragte Claudia Middendorf, die die Lebenshilfe als „laute Stimme und Motor für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung“ bezeichnete.

Diskriminierung, Missachtung und Misshandlung

Glückwünsche und persönliche Erinnerungen an die Lebenshilfe überbrachte die stellvertretende Bürgermeisterin Detmolds Christ-Dore Richter: „Wir als Stadt Detmold können uns glücklich schätzen, die Lebenshilfe als Teil unserer Gemeinschaft zu haben.“

Viel länger als die Geschichte der Achtung der Rechte von Menschen mit Behinderung jedoch ist die ihrer Diskriminierung, Missachtung und Misshandlung.

Darauf ging Claudia Middendorf in ihrem Vortrag ein, der als Zeitreise durch die Jahrhunderte aufgebaut war. Noch lange sei auch in der Gegenwart der Punkt nicht erreicht, an dem man von vollständiger Integration und selbstverständlicher Teilhabe aller sprechen könne.

Inklusion ist das Ziel der Arbeit der Lebenshilfe, wie die kaufmännische Geschäftsführerin Barbara Milde in ihrem Beitrag ausführte, in dessen Mittelpunkt sie das überarbeitete Leitbild der Lebenshilfe Detmold stellte.

In der Präambel dazu heißt es: „Unsere Vision ist eine inklusive Gesellschaft, in der es normal ist, verschieden zu sein.“ Milde benannte auch das Spannungsfeld zwischen unternehmerischem Handeln und sozialer Verantwortung.

Entstehung und Entwicklung

Einen Überblick zur Entstehung und Entwicklung der Lebenshilfe Detmold e. V. lieferte Hans-Hermann Schmitz.

Fotos und Zeitzeugnisse zu dem Vortrag des Pioniers und langjährigen Geschäftsführers der Lebenshilfe Detmold veranschaulichten diese Fortschritte vom ersten Sonderkindergarten an der Freiligrathstraße in den 1960er-Jahren bis zum Aufbau von Werkstätten, Wohnstätten und ambulanten Angebote.

Am Anfang sei es darum gegangen, Alternativen zur damaligen Situation von Eltern mit behinderten Kindern zu schaffen. Damals standen die Eltern vor der Wahl, ihr Kind in einem Heim unterzubringen oder in der Familie behalten, mit allen Konsequenzen, wie Schmitz betonte.

Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen

Seit 2010 gehört es zum Satzungszweck der Lebenshilfe, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu begleiten. Ging es in den 1960er- und 1970er-Jahren zunächst darum, mit Werkstätten, Kindertageseinrichtungen und einer Schule familienergänzend tätig zu sein, kam in den 1980er-Jahren die Frage nach Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen auf.

Inzwischen unterhält die Lebenshilfe Detmold e. V. neun Wohnstätten in Detmold und Umgebung. (lwz)

Wie die Jubiläumsfeier weiterging, ist ab Mittwoch, 15. Februar, online nachzulesen. 

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