Lemgoer Stadtbrandinspektor Klaus Wegener geht in den Ruhestand

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Der scheidende Chef der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo Klaus Wegener (sitzend) trägt sich gemeinsam mit Dr. Jan Heinisch (Vorsitzender, Verband der Feuerwehren in NRW) und unter den Augen von Bürgermeister Markus Baier (rechts) in das Goldene Buch der Stadt ein. Foto: Alte Hansestadt Lemgo

Lemgo. So viel Lob und Dank dürfen nur Wenige entgegennehmen: Den Abschied von Stadtbrandinspektor Klaus Wegener aus dem Berufsleben und damit auch das Ausscheiden des langjährigen Leiters der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo aus dem aktiven Feuerwehrdienst wollten sich viele Kameraden, Ehrengäste und Wegbegleiter nicht entgehen lassen.

Der 63-Jährige erlebte die Feierstunde mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn bei seinem Nachfolger weiß er seine Truppe in guten Händen.

Ein Unikat und Macher

Eines wurde in allen Reden deutlich: Einen Klaus Wegener gibt es kein zweites Mal, der ist ein Unikat, wie Bürgermeister Markus Baier betonte.

Einer, der allerorts für klare Worte bekannt ist, – „ein verlässlicher Freund und Kritiker“, sagte Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast – und auch als Macher: „Probleme bestanden immer nur so lange, bis das Gespräch mit dir stattgefunden hatte“, so Kreisbrandmeister Wolfgang Kornegger.

Ehrengäste aus ganz Deutschland

Aus ganz Deutschland und auch aus Lemgos Partnerstädten waren die Ehrengäste zu Klaus Wegeners Verabschiedung angereist. Ein Zeichen für die Wertschätzung für den Vollblutfeuerwehrmann, der sich in seinen Jahrzehnten in der Wehr in vielen Gremien, Verbänden und in der Städtepartnerschaft tatkräftig engagierte.

Klaus Wegeners guten Ideen, seinem klaren Verständnis davon, was Feuerwehr ist und braucht, und seiner bodenständigen Vision, die sein gutes Verhältnis zu Politik und Stadtverwaltung garantierte, ist es zu verdanken, dass die Freiwillige Feuerwehr Lemgo heute bestens aufgestellt ist, so der Bürgermeister.

Mitbegründer der Jugendfeuerwehr

Schon als kleiner Junge wurde Klaus Wegener von seinem Vater, der als Feuerwehrkoch im Einsatz war, mitgenommen zu Übungen und Veranstaltungen, während seine Mutter die familieneigene Gaststätte führte.

Als Zwölfjähriger war er Mitbegründer der Jugendfeuerwehr, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Erste Vorläufer der Jugendfeuerwehr gab es bereits seit 1967. Im Berufsleben wurde Klaus Wegener Schlossermeister und Schweißfachmann bei BSS-Scharf Metallbau und wechselte dann zu Isringhausen.

Dort verantwortete er zuletzt den Muster- und Prototypenbau. 1997 kam er als Brandschutztechniker zur Stadtverwaltung. Diese Funktion hatte er bereits ab 1988 im Ehrenamt ausgeübt. 1994 wurde er stellvertretender Wehrführer und 2002 Wehrführer.

Verdienste um die Erinnerungskultur

Innerhalb der Wehr gab es fast keine Position, die Klaus Wegener zwischen dem Beginn seiner Ausbildung und seinem Übertritt in die Ehrenabteilung nicht bekleidet hat.

Über die Stadtgesellschaft hinaus engagierte er sich im Lippischen Feuerwehrverband, im Verband der Feuerwehren NRW, beim Institut der Feuerwehr in Münster, im Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda, bei der Feuerwehrausbildung in Ausbildungsgemeinschaft der Wehren Kalletal und Lemgo, als Kreisausbilder für Planspiel und Führungsausbildung, bestellter Einsatzleiter für Katastrophenschutz beim Kreis Lippe und in der Sterbekasse der Feuerwehren in Bückeburg.

Der Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums Rolf Schamberger hob Klaus Wegeners Verdienste um die Erinnerungskultur im Feuerwehrwesen hervor. „Du arbeitest als Feuerwehrmann auch gegen geistige Brandstifter. Du hast die Geschichte der Lemgoer Wehr im Dritten Reich aufgearbeitet. Im Deutschen Feuerwehrmuseum gibt es deinetwegen einen Stolperstein für den Lemgoer Kameraden Ernst Frenkel. An ihn wird dort erinnert, stellvertretend für die 15.000 bis 20.000 jüdischen Feuerwehrmänner und -frauen, die in der NS-Diktatur ausgegrenzt, vertrieben oder ermordet wurden.“

„Ruhestand“ im Museum

Dass Klaus Wegener den „Ruhestand“ nutzen möchte, um sich noch tatkräftiger im Museum einzubringen, freut Rolf Schamberger besonders, denn: „Du bist kein Typ für Strohfeuer.“

Klaus Wegeners Leidenschaft kam auch Lemgos Städtepartnerschaften zugute, betonte Dr. Jan Heinisch, Vorsitzender des Verbands der Feuerwehren in NRW (VdF). Darüber hinaus unterstützte der scheidende Feuerwehrchef immer da, wo seine Hilfe nötig war, sei es bei der Förderung der Frauen im Feuerwehrwesen oder der LGBTQ-Gemeinschaft, so Heinisch.

„Mach es wie Klaus.“

Mit einem Ratschlag brachte Dr. Jan Heinisch die Lobreden auf Klaus Wegener auf den Punkt: „Wenn jemand wissen möchte, wie man eine Feuerwehr leiten sollte, dann ist die Antwort: Mach es wie Klaus.“

Neben dem Lob hatte der Verbandsvorsteher noch eine besondere Ehrung für Klaus Wegener dabei: das Feuerschutz-Ehrenkreuz des Verbands. Dieses erhielt Klaus Wegener für sein Lebenswerk, mit dem er das Feuerwehrwesen und auch den VdF nach vorne gebracht hat.

Neue Wehrführung

Nach 56 Jahren bei der Feuerwehr, 29 davon als Wehrführung, folgt auf Klaus Wegener nun sein bisheriger Stellvertreter Lars-Uwe Brede. Die neue Wehrführung komplettiert Christian Depping als Stellvertreter.

Trotz der großen Fußstapfen des Vorgängers ist Bürgermeister Markus Baier überzeugt: „Sie haben die Erfahrung und den Überblick, die es braucht, damit die Freiwillige Feuerwehr Lemgo die schlagkräftige Truppe bleibt, die sie ist. Mit solchen Kameraden im Rücken, nicht im Nacken, wird ihnen das gelingen.“ (lwz)