Detmold/Marienmünster. Die Bühne für die Aufführung „Weerth – Das Musical“ ist nur wenige Quadratmeter groß. Nicht zu vergleichen mit den großen Podien der Musical-Tempel in Hamburg, Berlin oder London.
Auch das Bühnenbild setzt sich aus nur wenigen Bestandteilen und ein paar Requisiten zusammen. Alles recht klein, alles nicht wirklich beeindruckend. Muss es auch nicht.
Denn beeindruckend ist das, was auf der Bühne passiert: das Erlebbarmachen großer Themen unserer Zeit. Themen, die gleichzeitig ganz alt sind: Demokratie und Toleranz. Freiheit und Menschenrechte. Zwang und Ungerechtigkeit.
Lebensgeschichte eines Detmolder Revolutionärs
Am Beispiel des Schriftstellers, Kaufmanns und Freiheitskämpfers Georg Weerth (1822–1856) greift das Musical diese Werte auf und rückt auf künstlerisch-kreative Weise die deutsche und europäische Vergangenheit neu ins Bewusstsein.
„Die Beschäftigung mit Weerth, der im Februar 2022 seinen 200. Geburtstag feierte, öffnet den Blick für einen bislang wenig beachteten Teil deutscher Historie und richtet ihn gleichzeitig in die Gegenwart und Zukunft“, weiß Maja Machalke, die „spiritus rector“ für dieses Projekt der Klosterlandschafts Ostwestfalen-Lippe sowie des Ferientheaters Marienmünster ist und gemeinsam mit Helena Haverkamp und Lotte Knappmann aus der Biografie Georg Weerths die Tanz-, Musik- und Literaturperformance gemacht hat.
„Das ist alles lange her – und aktueller denn je“
„1848/49 wurde Europa von der Revolution erschüttert. Und Georg Weerth war mittendrin“, wissen die drei jungen Frauen, die – wie auch beinahe alle anderen Mitwirkenden – um die 20 Jahre alt sind und damit nur wenige Lenze jünger als es Georg Weerth mit seinen 26 Jahren in den Wirren der Revolution war.
„Das ist alles lange her, aber es ist hochaktuell. Und wir machen es wieder lebendig“, sagt das Trio.
Unkonventionell, humorvoll und kritisch führen die Darsteller durch die Stationen in Weerths Leben und gewähren Einsichtnahme in sein politisches, soziales und schriftstellerisches Engagement: Sein früher Einstieg in die Lehre, verbunden mit dem Fortgehen aus Detmold, und seine Eindrücke aus den verheerenden sozialen Zuständen in England im Zeitalter der Industrialisierung werden ebenso vermittelt wie seine Freundschaft mit Friedrich Engels und Karl Marx oder seine quälende, unerwiderte Liebe zu Betty Tendering.
Gepaart mit Kostümen, Lichteffekten und Tanzchoreografien illustrieren die Dialoge und die musikalische Mischung aus Pop, Balladen und Rhythmusnummern eindrücklich eine Zeit des Umbruchs und der sozialen Verwerfungen.
Sie zeigen Georg Weerth mit seinen Motivationen, Träumen und auch Schattenseiten – tragen aber vor allem seine Botschaft in die Welt hinaus.
Weckruf für die Verteidigung von Werten
Bei all dieser Vielfalt bietet „Weerth – das Musical“ einen ganz barrierefreien Einstieg in diese großen Themen. Es ist ein Werk, das nicht mit belehrend und mit erhobenem Zeigefinger daherkommt, sondern spielerisch.
Die jungen Schauspieler und Sänger sowie die eigens für die Produktion zusammengestellte Live-Band treffen damit den Nerv der Zeit: „(…) wie viel Ungerechtigkeit damals geherrscht hat. Und wie viel Ungerechtigkeit auch heute noch herrscht“, sinniert eine Besucherin und verdeutlicht damit, dass Weerths Botschaften und sein Ringen um Demokratie, Freiheit und Menschenrechte bis heute nachwirken.
Zugleich ist die Aufführung ein Weckruf für Haltung und Zivilcourage zur Verteidigung dieser Werte. Und eine großartige Hommage an einen der Wegbereiter der Demokratie, das ist „Weerth – Das Musical“ sowieso. (lwz)
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Bereits zu Schulzeiten entdeckte Yves Brummel seine Leidenschaft für Journalismus, die er während seiner knapp neunjährigen Tätigkeit als Freier Mitarbeiter in der Lokalsportredaktion des Westfalen-Blatts in Gütersloh vertiefen durfte. Nach Stationen unter anderem in den Medienabteilungen von Arminia Bielefeld und Dr. Kurt Wolff sowie in der Sportkommunikation der Arvato-Medienfabrik landete er nach Abschluss seines Masterstudiums im Bereich Journalismus und Medienkommunikation als Freier Redakteur bei Lippe aktuell. Zudem war der gebürtige Gütersloher zu dieser Zeit für den Postillon in Lage tätig. Seit 2023 ist er Freier Redakteur bei der LWZ und schreibt für das Westfalen-Blatt in Schloß Holte-Stukenbrock.