Horn-Bad Meinberg-Leopoldstal/Istanbul/Kuala Lumpur/Perth. LWZ-Redakteur Dennis Mattern ist mit seiner Familie am 23. Mai auf eine außergewöhnliche Reise aufgebrochen. Sie wollen zu den Salomonen reisen, einer Inselkette nordöstlich von Australien. Dort haben sie eine Verabredung mit einem Naturvolk auf der Hauptinsel Guadalcanal. Sie wollen herausfinden, ob an den vielen Geschichten auf der Insel über vermeintlich heute noch lebenden Riesen etwas dran ist. In einer E-Mail an die Redaktion schildert Dennis seine erste Reisewoche.
Wir sind aktuell in Perth, Australien. Die Reise dorthin war sehr abenteuerlich. Nachdem wir ohne Flugticket die Bahnreise aus Leopoldstal nach München angetreten sind, war zu diesem Zeitpunkt bis auf das Endziel alles offen.
Mit dem zuvor festgelegten Starttermin war klar, dass wir zunächst mit den gepackten Koffern und bis dahin zur Verfügung stehenden Mitteln abfahren werden und darauf vertrauen, dass alles zum richtigen Zeitpunkt da sein wird. Wie wunderbar zu sehen, wie sich die Dinge fügen, sobald wir an uns glauben und auf unser Herz hören.
Nach Bekanntgabe unseres Starts am Leopoldstaler Bahnhof in den sozialen Netzwerken gingen noch einmal kräftig Spenden ein, so dass wir auf dem Weg nach München einen Last-Minute-Flug mit noch genau vier freien Plätzen nach Perth buchen konnten. Der beste Weg zu den Salomonen führt über Australien und damit war die Richtung klar vorgegeben.
Allerdings sollte der gebuchte Flug bereits in vier Stunden ab München starten. Das war mit drei Kindern etwas sportlich – genau genommen zu sportlich und wir waren zehn Minuten zu spät am Check-in-Schalter. Glücklicherweise war ausgerechnet heute das Flugzeug eine halbe Stunde verspätet und so konnten wir noch gerade rechtzeitig mit einsteigen – geschafft!
Dieser Flug sollte uns über Istanbul und Kuala Lumpur zum Ziel nach Australien bringen. Ein langer Trip und der allererste Flug für die drei Kinder überhaupt. Wie würden sie also reagieren? Ganz einfach: Sie waren absolut fasziniert von allem und saugten diese neuen Erlebnisse wie ein Schwamm auf. Nach dem Start vergnügten sie sich mit Kinderfilmen, bis die Augen zu fielen.
Erster Halt Istanbul: Der Flughafen ist riesig und gleicht einem Palast. Er ist sauber, kinderfreundlich und uns erwartete eine hohe Gastfreundschaft der Türken. Beim Check-in für den Weiterflug nach Kuala Lumpur fehlten uns die notwendigen Visa für Australien, die wir in der Kürze der Zeit noch nicht beantragt hatten und die Antwort am Schalter war klar und deutlich: „No Visa, no Flight.“
Zunächst der Schock für uns und viel Gesprächsstoff unter den Kollegen der Airline. Es wurde ein leitender Angestellter, der sogenannte Supervisor, gerufen und dieser verschaffte sich einen Überblick. Er setzte sich für uns ein, sprach ein Machtwort und wies kurzerhand die Buchung eines Fünf-Sterne-Hotels auf Kosten von Turkish Airlines an. Herrlich!
Die Zeit mit gutem Essen und viel Luxus für einen Tag genossen wir in vollen Zügen, ehe es am folgenden Abend per kostenlosem Shuttle erneut zum Flughafen ging. Am Ticketschalter wurde mir erklärt, dass unser Flug nun verfallen wäre und ich neue Tickets zu kaufen hätte. Ich dachte mir nur: Wovon denn?! Nur gut, dass der Supervisor eine Notiz im System der Airline hinterlassen hatte. Darin stand: Tickets weiterhin gültig.
Wieder ein glücklicher Umstand für uns! Dann begann die Zitterpartie mit den Visa. Wir hatten diese morgens beantragt und die Bearbeitungszeit war mit einem Werktag angegeben. Gegen Abend waren bereits drei von fünf Visa von der australischen Behörde genehmigt worden und unser Weiterflug startete nachts um 1.20 Uhr. Wir warteten und prüften wieder und wieder unsere E-Mails für die beiden restlichen Visa.
Die Zeit verstrich und irgendwann war die Zeit um – der Flieger startete ohne uns nach Kuala Lumpur. Es wartete eine Nacht am Flughafen auf uns. Die Kinder fanden es super. Für mich und meine Frau Anne hieß das: Zeitdruck herausnehmen und die Dinge nehmen, wie sie kommen. Mit Geduld und Vertrauen verbrachten wir die Nacht auf den Relax-Liegen am Flughafen. Das Flughafenpersonal war freundlich und brachte uns gelegentlich Wasser.
Am nächsten Morgen war alles vollständig samt Freude und Motivation für die Weiterreise. Nachdem ich die Situation erneut am Ticketschalter erklären durfte, bekamen wir gleich sechs Plätze für den langen Flug nach Kuala Lumpur. Die Kinder konnten sich somit lang machen und schliefen oder guckten erneut Kinderfilme. Fliegen mit kleinen Kindern – kein Problem! Der türkische Service war auf ganzer Linie klasse – gerne wieder!
Es folgte ein kurzer Aufenthalt in der Hauptstadt Malaysias. Die Reservierung für unseren Junior Julian wurde beim Ersatzflug nach Perth vergessen und so bekamen wir seinen Platz, der regulär 250 Dollar kostet, mit einem Augenzwinkern geschenkt. Dann war es nach dreieinhalb Tagen endlich so weit: Landung und Ankunft in Perth.
Bei der Passkontrolle hieß es: „Welcome to Australia!“ Am Flughafen wartete ein alter Bekannter von der damaligen Fahrradreise aus 2012 und nun neuer Reisegefährte auf uns: Alexander Wadeisha aus Iserlohn, der 2003 mit seiner Frau nach Australien ausgewandert war. Er bildete für uns das Shuttle vom Flughafen zu der vorübergehenden Bleibe bei sich zu Hause. Wir bezogen ein Gästezimmer.
Jetzt heißt es, erstmal die sechs Stunden Zeitunterschied und ersten Reiseerlebnisse zu verarbeiten und anzukommen, bevor es dann weiter zu den Salomonen geht. Und die Kinder? Sie wollen unbedingt echte australische Kängurus und Kakadus sehen – sonst geht es nirgendwo anders hin.
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Dennis Mattern entdeckte die Leidenschaft fürs Schreiben bereits früh auf seinen Auslandsreisen. Ob mit dem Fahrrad um die halbe Welt oder zu Fuß von Europa nach Afrika, die vielen Eindrücke hielt er stets in seinen Reisetagebüchern fest. Seit 2019 schreibt der Betriebswirt als Freier Redakteur neben dem Kurier Verlag auch für die LWZ. 2021 erschien sein erstes Buch „Wandelnde Gedichte – Der Weg des Schöpfers“, indem es um die eigene Kreationskraft und das Erreichen von persönlichen Zielen geht. Es folgte eine Ausbildung zum Copywriter (Werbetexter) an der Freedom Writer Academy. 2023/2024 berichtete die LWZ beinahe ein Jahr lang über seine Expedition zu den Salomonen, die den Dokumentarfilm „Der Ruf – Eine Reise ins Land der Riesen“ hervorgebracht hat.