Detmold. Wunderschön in einem Waldgebiet gelegen, führt der Weg zum Tierheim Detmold die Besucher erst einmal bergauf „Zum Dicken Holz“. Oben angekommen, geht es leicht wieder hinunter zum Eingangsbereich des Tierheimes. Dort konnte nun endlich wieder groß der Tag der offenen Tür gefeiert werden.
Die Geschichte des Detmolder Tierheimes reicht indes weit zurück. Bereits im Juli 1957 wurde der Verein „Freunde der Schwäne“ in Detmold gegründet. Zwei Jahre später benannte er sich in den Tierschutzverein „Tierschutz der Tat“ um. Seit 1962 bildet dieser nun die Grundlage für das Tierheim und ist Mitglied im Landestierschutzverband NRW sowie im Deutschen Tierschutzbund.
Mittlerweile hat der Verein 700 Mitglieder und wird durch Christopher Imig (Vorsitzender) und Gisela Brinkforth-Pekoch (stellvertretende Vorsitzende) in führender Position repräsentiert. Wie bei fast ausnahmslos allen Tierschutzvereinen finanzieren sich die wichtigen Aufgaben fast nur aus Spenden und den Mitgliedsbeiträgen.
In Sachen Fundtieren kooperiert das Tierheim Detmold mit den Städten respektive Gemeinden Augustdorf, Blomberg, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Lage, Oerlinghausen und Schieder-Schwalenberg. Dabei setzt sich der Verein für den Schutz der Tiere vor Not und Qual ein und kämpft zudem für die Anerkennung der Lebensrechte von Tieren als Mitgeschöpfe und fordert die sofortige Abschaffung von Tierversuchen. Der Verein geht aber auch gezielt an Schulen, um dort den Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit einem Tier und so den Gedanken des Tierschutzes näherzubringen.
Tag der offenen Tür
Diese Werte brachten die Verantwortlichen auch beim diesjährigen Tag der offenen Tür den Besuchern näher. Nach den coronabedingten Absagen 2020 und 2021, sowie der abgespeckten Variante im vergangenen Jahr, konnte dieser nun endlich wieder im großen Rahmen gefeiert werden.
Sehr zur Freude aller Beteiligten fanden sich rund 500 Besucher auf dem im Wald gelegenen Gelände ein, wo zahlreiche Infostände, ein Flohmarkt sowie verschiedene Speisen und Getränke auf sie warteten. So konnten die Gäste Infos zum Thema Stadttauben oder den richtigen Umgang mit Reptilien (durch die Interessensgemeinschaft „Schildkrötenschutz“) sammeln, Spielzeug für den Hund erwerben oder Honig direkt vom Imker verköstigen. Eine Hunde-Schau am Nachmittag rundete das vielfältige Programm ab.
Zudem boten verschiedene Führungen Einblicke hinter die Kulissen des Tierheimes, das momentan 24 Hunde, 105 Katzen, darunter eine Katze mit vier Kätzchen als Neuzugang, fünf Kaninchen und einen Wellensittich beherbergt. Weiterhin beherbergt das Tierheim eine Kornnatter, die mittlerweile als Maskottchen fungiert und liebevoll auf den Namen „Mausi“ getauft wurde. Gefunden wurde das Reptil im vergangenen Jahr in der Detmolder Innenstadt. Ansonsten sind im Tierheim allerdings keine Exoten, Wildtiere und normalerweise auch keine Vögel zu finden.
Den Tag der offenen Tür nutzte der Tierschutzverein auch, um sich, das Tierheim, die dortigen Schützlinge und die vielschichtige Arbeit vorzustellen. „Ich freue mich besonders über die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die eine solche Veranstaltung gar nicht möglich gewesen wäre“, betonte Christopher Imig und ergänzte: „Der motivierte Einsatz, auch des hauptamtlichen Teams, trägt dazu bei, dass die zahlreichen Besucher nun wieder zum Tag der offenen Tür kommen können.“
Ein weiteres Highlight des Tages stellte die große Tombola dar, bei der es viele tolle und wertvolle Preise zu gewinnen gab. Unter anderem hatte jemand dafür ein Klimagerät im Wert von 900 Euro gespendet. Die Verantwortlichen entschieden sich jedoch, das hochwertige Gerät nicht als Preis auszuloben, sondern es mit einem Startgebot von 495 Euro zu versteigern. Dies gelang an diesem Tag allerdings nicht.
Den Ausklang des Tages bildete ein Treffen ehemaliger Schützlinge, dem zwölf Hunde, die 2022 vermittelt werden konnten, und ihre neuen Besitzer beiwohnten. Insgesamt fanden im vergangenen Jahr sogar 50 Hunde eine neue Heimat.
Blick in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft
Früher befand sich das Tierheim in einem 1682 erbauten Fachwerkhaus eines ehemaligen Bauernhofs. Weiterhin gab es dort drei Boxenhäuser für Hunde, mit großem Auslauf und Freigehege. Da das Haupthaus aber in die Jahre gekommen war und man weiterhin eine tierschutzgerechte Betreuung und Versorgung gewährleisten wollte und auch moderne und rechtliche Vorgaben erfüllen musste, nahm man im Herbst 2019 ein Neubauprojekt in Angriff.
Im Spätsommer 2021 konnte der Neubau mit kleinem Büro, Sozialraum und zahlreiche Katzenzimmer mit Innen- und Außenbereich, sowie zwei Quarantänestationen für Katzen und Hunde eröffnet werden.
In diesem Zusammenhang wurde auch das Nebengebäude modernisiert und erweitert. Dort gibt es eine Futterküche, Kleintierstationen mit geräumigen Gehegen, einen Vorratsraum und eine tierärztliche Ambulanz.
„Einmal in der Woche kommt der Tierarzt und schaut nach den Tieren“, ergänzt Maria Toman, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Tierheimes zuständig ist, und betont: „Das gesamte Gelände umfasst nun rund 1.200 Quadratmeter. Mit diesen Bedingungen haben wir eine optimale Verbindung von Tier- und Naturschutz geschaffen.“ So gibt es im Außenbereich noch eine Art Katzenvilla, wo frei laufende Hofkatzen einen witterungsgeschützten und beheizbaren Unterschlupf finden.
Zurzeit arbeiten im Tierheim vier hauptamtliche Tierpflegerinnen, sieben Auszubildende, zwei Tierpflegehelferinnen, ein Tierpflegehelfer, zwei Bundesfreiwillige, ein Praktikant, zwei Bürofachkräfte, ein Hausmeister sowie ein Gärtner. Leiterin ist die ausgebildete Tierpflegerin und examinierte Hundetrainerin Annika Glöde.
Eines der größten täglichen Probleme, laut Toman, sei die Betreuung der Langzeitschützlinge unter den Hunden, die kaum eine Chance auf ein neues Zuhause hätten. Auch die sehr hohe Anzahl an Katzen, der Kastrationspflicht zum Trotz, sei problematisch. (al)