400 Jahre Hof-Apotheke in Detmold: Brennerei Begemann kreiert Jubiläums-Gin

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Friedhelm Begemann (Gutshof-Brennerei Begatal), Marc Schmiedeskamp, Christian Schmidt (Hof-Apotheke Detmold) und Oliver Stövesand (von links) präsentieren den Jubiläums-Gin. Foto: Andreas Leber

Kreis Lippe/Dörentrup-Humfeld. An der Unteren Dorfstraße in Dörentrup-Humfeld findet man dank Wegweiser und eines Steines mit der Aufschrift „Begemann seit 1284“ inklusive der lippischen Rose, den Weg zum Gutshof-Anwesen der Familie Begemann.

Dort ist es zwar sehr ländlich, wie an vielen Orten im Lipperland, dennoch verfügt Dörentrup-Humfeld über eine funktionierende Infrastruktur. Darüber ist Friedhelm Begemann samt Familie hocherfreut und packt überall tatkräftig mit an.

In Humfeld finden sich zahlreiche Firmen, ein Einzelhandelsgeschäft, eine Seifenmanufaktur, ein Küchenstudio, eine Feuerwehr und mehrere Sportvereine. Zudem gibt es dort gut laufende Gastronomiebetriebe wie etwa die Reiterstube und das Landhotel Begatal – und noch ein weiteres Highlight.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Friedhelm Begemann lebt die Familie Busse, die weit über Lippes Grenzen hinaus bekannt ist. Dort leben in einer rund 500 Quadratmeter großen Halle mehr als 130 Papageien unter natürlichen Bedingungen – einmalig in Deutschland.

Die Familie Begemann hingegen züchtete mehr als 30 Jahre lang Pferde. Die große Scheune auf dem Gutshof beherbergte die Pferdeställe und dahinter war, so berichtet Friedhelm Begemann, ein großer Auslauf. Vor rund sieben Jahren kam jedoch der Punkt, an dem die Familie mit ihren beiden Söhnen Falk und Fabius etwas Neues ausprobieren wollte. Daher stellte man die erfolgreiche Pferdezucht ein und der Familienrat plante, was aus der Pferdescheune werden könnte.

Ein großer Traum Friedhelm Begemanns war es, eine kleine Brennerei zu besitzen. Diesen setzte der studierte Wirtschaftswissenschaftler anschließend in die Tat um. Er fand eine passende Brennanlage und der Umbau der ehemaligen Pferdeställe begann. Dabei stellte sich jedoch schnell heraus, dass die dortige Fläche für eine kleine Brennerei viel zu groß ist, und so wurde die Idee, dort auch Veranstaltungen und Hochzeitsfeiern anzubieten, geboren.

So entstand aus der ehemaligen Scheune eine urige Schankwirtschaft mit Tischen und vielen zusammengewürfelten, unterschiedlichen Stühlen, die rund 100 Gästen Platz bietet. Eine besondere Theke fand dort genauso ihren Platz wie ein großer Steinofen, worin die Familie ihr eigenes Brot backt.

Herzstück ist aber die Brennanlage, in der wöchentlich verschiedene edle Spirituosen angesetzt werden. Mittlerweile bietet die Familie Begemann vier unterschiedliche Gin-Sorten, fünf Obstbrände, Wodka, Whisky und Wachholder aus eigener Herstellung an.

„Natur pur“ sowie „Tradition und Genuss“ stehe bei den „Begemännern“ besonders im Vordergrund, betont Friedhelm Begemann, daher halte man sich an den Generationsvertrag und gebe der Natur etwas zurück: Für jede zehnte Flasche wird ein Baum oder Wachholder neu angepflanzt. Seit 2016 wurde dadurch bereits ein Hektar an Eichenbäumen aufgeforstet.

Um die Jahrtausendwende wurden zudem sechs Hektar Ackerfläche mit mehr als 500 Obstbäumen alter Sorten neu angepflanzt. Eigene Teiche und besonders Quellen, wo das Wasser für die Herstellung der feinen Destillate herstammt, Wiesen mit Kräutern und viel Platz zum Feiern zeichnen den Gutshof aus.

Friedhelm Begemanns Sohn Fabius ist überall tatkräftig mit dabei. Sein zweiter Sohn Falk sei bei Weidmüller beschäftigt, packe aber, wenn es seine Zeit ermögliche, ebenfalls gerne mit an. Im vergangenen Jahr seien rund 6.500 begeisterte Gäste aus ganz Lippe vor Ort gewesen.

Die Historie des Gutshofes traf unlängst auf 400 Jahre Hof-Apotheke Detmold. Apotheker Christian Schmidt wollte seinen Kunden zu dem Jubiläum einen besonderen „Apotheker-Gin“ in einer limitierten Auflage von 400 Flaschen anbieten. Von der Idee bis zum fertigen Gin vergingen rund sechs Monate.

In mehreren Stufen wurde so aus dem reinen 94-prozentigen Alkohol ein edler Tropfen, der laut Begemann dem 400-jährigen Hof-Apotheken-Jubiläum gerecht wird.  Schmidt füllte ihn anschließend selbst in 500-Milliliter-Flaschen ab und versah ihn mit einem entsprechenden Etikett. „Die Hälfte des Verkaufs der 400 Flaschen gehen an einen guten Zweck, und zwar an die Editha-Backs-Stiftung für das stationäre Hospiz“, erklärt Schmidt. (al)