LWZ-Interview: Detmolderinnen mit eigenem Musical auf der Landesgartenschau in Höxter

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Helena Haverkamp, Maja Machalke und Lotte Knappmann (von links) begeistern mit ihren selbst geschriebenen und produzierten Musicals. Foto: Alina Knoerich

Kreis Lippe. Bereits zu Schulzeiten produzierten Helena Haverkamp und Maja Machalke gemeinsam erste Musicals, mittlerweile werden ihre Arbeiten unter anderem im Rahmen des Ferientheaters, oder, wie im Fall des mit Lotte Knappmann entstandenen Musicals „Magical Garden“, auf der Landesgartenschau in Höxter aufgeführt. Gemeinsam mit einer Fotografin, einer Choreografin und einem Kameramann haben sie vor kurzem zudem das „KMH – Kreativkollektiv“ (www.kmh-kreativkollektiv.de) gegründet. Die LWZ hat die drei Detmolderinnen zu einem exklusiven Gespräch über ihr künstlerisches Schaffen getroffen.

Lippische Wochenzeitung (LWZ): Vielen Dank, dass Sie uns einen kleinen Einblick hinter die Kulissen Ihrer Arbeit an den Musicals ermöglichen. Erzählen Sie aber doch gerne erstmal etwas über sich.
Helena Haverkamp: Ich bin 22 Jahre alt und studiere aktuell Film und Fernsehen mit dem Schwerpunkt Regie in Köln. Mein Auslandssemester habe ich in Tallinn und mein Praxissemester in Salzburg bei Servus-TV absolviert. Nach Detmold zieht mich immer noch das Schreiben und Produzieren von Musicals.
Lotte Knappmann: Ich bin 19 und mache eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin mit Grafikschwerpunkt, unter anderem habe ich auch die Werbeplakate für unser Musical entworfen. Seit meinem siebten Lebensjahr bin ich multiinstrumental unterwegs und habe mir einige Instrumente selbst beigebracht. Außerdem hatte ich Kompositionsunterricht.
Maja Machalke: Aktuell studiere ich in Köln Jura, ich definiere mich aber lieber über die kreativen Projekte, die ich mache. Ich bin 20 und habe im Frühjahr mein erstes Lesebuch herausbringen dürfen. Zudem schreibe ich Songtexte und Gedichte, komponiere und spiele Instrumente, die ich mir ebenfalls hauptsächlich selbst beigebracht habe. Helena und ich haben zusammen das Leopoldinum besucht und dass sie damals die Musical-AG gegründet hat, ist der Grund, weshalb ich mich überhaupt mit Musicals beschäftige. Es war eine tolle Erfahrung, vor allem, da die AG allein von Schülern geleitet wurde. Lotte habe ich bei meinem Gesangs- und Kompositionsworkshop im Fürstenzimmer kennengelernt.

LWZ: Wie ging es dann für Sie weiter?
Machalke: Wir haben uns schnell dazu entschlossen, gemeinsam Musicals zu schreiben und zu produzieren – insbesondere auch, da wir verschiedene Einflüsse mitbringen. Wir möchten verschiedene Genres verbinden und uns durch eine breitere Aufstellung weiterentwickeln – wir möchten uns nicht auf unserem Wissen ausruhen.
Haverkamp: Wir kooperieren seit einiger Zeit mit dem Ferientheater. Diese jährliche Workshop-Woche in Marienmünster, ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, sich im kreativen Bereich auszuprobieren. Seit vergangenem Jahr ist Maja auch Projektleiterin des Ferientheaters. Die Projektträger geben uns das Vertrauen und die nötigen Ressourcen. 2022 haben wir in diesem Rahmen zum ersten Mal gemeinsam ein Musical aufgeführt – das Musical „Weerth“.

LWZ: Wie ist die Idee zum Musical „Magical Garden“ entstanden und worum geht es inhaltlich?
Machalke: Die konkrete Idee zu „Magical Garden“ ist ebenfalls im Rahmen dieses Ferientheaters, gemeinsam mit Hans Hermann Jansen, der das Ferientheater ins Leben gerufen hat, entstanden. Dieser hat uns auf die diesjährige Landesgartenschau aufmerksam gemacht und uns ermutigt, mit regionalen Akteuren ein Musical zu gestalten.
Knappmann: Wir haben daraufhin versucht, Regionalität, Natur und die Zukunft, die in der Jugend liegt, zu verbinden und ein etwas kritisches und gehaltvolles sowie familienfreundliches Musical zu erschaffen. Die erste Idee ist im Juli 2022 und zwischen Januar und Februar die Konzeption entstanden. Nach der „Weerth“-Aufführung Mitte März, haben wir angefangen, konzentriert daran zu arbeiten.
Haverkamp: In „Magical Garden“ geht es um das Mädchen Pauline, welches erfährt, dass eine geldgierige Unternehmerin plant, den alten Klostergarten abzureißen, um dort ein Shoppingcenter zu bauen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen versucht Pauline daraufhin, dies zu verhindern.

LWZ: Wie haben Sie den Auftritt empfunden? Was gab es für Feedback?
Knappmann: Es war ein tolles Gefühl, das fertige Stück auf der Bühne und nachher auch die Aufnahmen zu sehen. Mittlerweile ist ein Zusammenschnitt der beiden Aufführungen auf YouTube unter „Magical Garden – Das Musical zur Landesgartenschau Höxter 2023“ auf dem Profil von Maja zu finden. Es war super, dass trotz der kurzen Probenzeit, alles so gut funktioniert hat. Insbesondere auch, da wir sowohl während des Auftritts als auch im Vorhinein hinter der Bühne sehr viel, wie zum Beispiel die Kulisse, Kostüme oder die Öffentlichkeitsarbeit selbst gemacht haben.
Haverkamp: Wir haben uns sehr über das durchweg positive Feedback gefreut. Insgesamt waren an beiden Tagen mehr als 600 Zuschauer da, einige, die keine Sitzplätze mehr bekommen haben, haben sich die Vorstellung sogar im Stehen angesehen – darüber mussten wir im Nachhinein erstmal nachdenken, das war schon überwältigend.
Machalke: Besonders schön fand ich zudem, dass das Ferientheater 2023 viele verschiedene Menschen zusammengebracht hat. Es waren unterschiedlichste Altersklassen und kulturelle Hintergründe vertreten. Zum Beispiel hat eine junge Ukrainerin eine der Hauptrollen übernommen. Da konnte man sehen, dass Musical mehr kann, als nur eine Show zu machen, sondern eben auch eine verbindende soziale Funktion hat.

LWZ: Gibt es konkrete Pläne für weitere Projekte in der Zukunft?
Machalke: Es gibt viele Projekte, die wir als „Kreativkollektiv“ gestalten möchten – das sind nicht nur Musicals, sondern auch Konzerte oder Lesungen. Wir sind gerade dabei, weiterzuwachsen, zu lernen sowie Verknüpfungen und Kontakte herzustellen. Wir werden immer wieder ermutigt, an scheinbar vergessene Themen und Menschen zu erinnern, die teils aktueller sind denn je.
Haverkamp: Für August 2024 planen wir die Aufführung unseres neuen Musicals „Die Spuren der Freiheit“, das sich mit Theodor Althaus beschäftigt. Die Aufführung wird wieder im Rahmen des Ferientheaters stattfinden, allerdings wollen wir natürlich auch in Detmold, Althaus‘ Geburtsstadt, gastieren. Zudem gibt es Gespräche bezüglich des Schreibens weiterer Auftragsmusicals, auch die Planung mit dem Ferientheater reicht schon bis 2025. Uns gehen die Ideen in keinem Fall aus, glücklicherweise werden sie sogar zu uns getragen. Grundsätzlich sind wir dankbar dafür, Kunst machen zu können, die uns gefällt, während wir uns nebenbei um Arbeit und unsere Existenz kümmern müssen (lacht) – das ist ein echtes Privileg.

Das Gespräch führte LWZ-Redakteurin Alina Knoerich.