Detmold: Lebenshilfe schließt Werkstatt am Braunenbrucher Weg

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Die Lebenshilfe Detmold schließt ihre Werkstatt am Braunenbrucher Weg. Foto: Lebenshilfe Detmold

Detmold. „Schön ist das nie, etwas aufzugeben, was lange dazu gehört hat und vielen etwas bedeutet“, sagt Vorständin Barbara Milde, bei der Lebenshilfe Detmold e.V. zuständig für das Ressort Finanzen und Management. Kürzlich hat sie in einer Betriebsversammlung darüber informiert, dass die Werkstatt der Lebenshilfe im ehemaligen Telekomgebäude am Braunenbrucher Weg in einem knappen Jahr schließen wird.

78 Menschen mit Behinderung arbeiten dort, nahezu die Hälfte in Teilzeit. Diese Tatsache bedeute, dass die Werkstatt, in der Montage- und Verpackungsarbeiten das Spektrum bilden, auch nur teilweise ausgelastet sei. Miete und Betriebskosten fielen aber vollumfänglich an.

Die Entscheidung zur Schließung fiele also aus ökonomischen Gründen, aber nicht nur. Die Leitungsverantwortlichen der Lebenshilfe Detmold würden auch darauf reagieren, dass im Bereich der Werkstätten für behinderte Menschen, kurz WfbM, vieles im Umbruch sei.

Unter dem Begriff „Werkstatt in Bewegung“ ziele die Entwicklung und die Förderung durch den Landschaftsverband als größtem Kostenträger der Behindertenhilfe auf eine Einbindung von Menschen mit Behinderungen in Betriebe des ersten Arbeitsmarktes oder – wo Bereiche von Werkstätten mit Gewinn arbeiten können – auf die Umwandlung in Inklusionsbetriebe.

Dies jedenfalls werde in einer Studie, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales beauftragt hat, empfohlen. Auch der Berufsbildungsbereich sollte danach nicht unbedingt bei den Werkstätten für behinderte Menschen angebunden sein, wie es jetzt der Fall sei.

Nicht zuletzt die demografische Entwicklung spiele eine Rolle bei der Schließungsentscheidung. Die Babyboomer-Generation ginge in Rente, viele Arbeitsverhältnisse auch in den Werkstätten für behinderte Menschen würden enden, ohne dass alle frei werdenden Plätze neu besetzt würden.

Hinzu komme, dass auch an den anderen Werkstattstandorten der Lebenshilfe die Teilzeitquote hoch sei und schon jetzt nicht alle Plätze besetzt seien, sodass eine Integration, der bisher in der Werkstatt am Funkturm beschäftigen Menschen an anderen Standorten zu mehr Auslastung insgesamt führen würde.

Was wird nun aus den Menschen, die in der Werkstatt am Funkturm arbeiten? Sie bekommen laut Lebenshilfe gleichwertige Arbeitsplätze an anderen Werkstattstandorten der Lebenshilfe. Acht sind das insgesamt. Diese Immobilien gehören der Lebenshilfe Detmold.

„Natürlich kann man verstehen, dass Menschen einen Platz, an dem sie sich wohlfühlen und der viele Jahre zu ihrem vertrauten Alltag gehört hat, nicht gerne aufgeben. Aber dieser Prozess wird behutsam vonstattengehen“, sagt Friedel Heuwinkel, Aufsichtsratsvorsitzender der Lebenshilfe.

„Wir werden bei dem Umzug natürlich darauf achten, dass Teams möglichst zusammen bleiben können und die Veränderungen so gestaltet werden, dass sie für die Einzelnen akzeptabel sind“, erläutert Stephanie Kleine, Lebenshilfe-Vorständin für Bildung und Teilhabe.

„Mit der Entscheidung stellen wir uns zukunftsfähiger auf, und wir folgen nicht zuletzt einem unserer Leitsätze, in dem es heißt, Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung bringen wir miteinander in Einklang. Wir gehen nachhaltig mit personellen, finanziellen und natürlichen Ressourcen um,“ ergänzt Vorständin Barbara Milde.

Für den Veränderungsprozess bliebe fast ein Jahr und damit genügend Zeit, individuell passende Lösungen zu finden. (lwz)