Wildtierrettung ist Herzensangelegenheit der Bauern in Lippe

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Ein Rehkitz, das morgens mit der Drohnentechnik entdeckt wurde. Die erste Frühjahrsmahd fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. Um die Tiere bestmöglich zu schützen, arbeiten Bauern, Jäger und Lohnunternehmer eng zusammen. Foto: Bjarne Horstmann

Lippe. Die Landwirte sind derzeit mit Treckern und Erntemaschinen zu sehen. Das Gras wird gemäht und als Wintervorrat für die Kühe und Rinder eingefahren. „Dieser erste Schnitt im Jahr enthält die meisten Nährstoffe“, Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe. Das frische Grün sei optimal. „Das Gras ist gut gewachsen“, erläutert der Vorsitzende. Grünland brauche Wasser, also Feuchtigkeit. Daher sei der Regen in diesem Jahr gut für die Wiesen und Weiden gewesen.

Milchsäuregärung wie bei Sauerkraut

Das gemähte Gras bleibt ein bis zwei Tage lang zum Antrocknen liegen. Dann wird es mit dem Ladewagen oder dem Feldhäcksler aufgenommen und zum Fahrsilo transportiert, dort aufgeschichtet, verdichtet und mit einer Folie luftdicht abgedeckt. Weniger große Mengen werden auch in Rundballen oder Vierkantballen gepresst und mit einem Wickelgerät in Folie eingewickelt. „Luftdicht verpackt ist die Silage haltbar“, berichtet der Landwirtevorsitzende. „Abgeschlossen von der Luft läuft der Gärungsprozess ab, die Milchsäuregärung wie beim Sauerkraut.“ Kleinste Lebewesen, die Milchsäurebakterien, sind aktiv und machen das Gras „sauer“ und dadurch lange haltbar.

Bauern achten auf Wildtiere

Jetzt im Frühjahr ist hohes Gras ein gutes Versteck für Wildtiere. Effektiver Wildtierschutz beginnt bereits vor der Mahd“, erklärt Hagedorn. Verschiedene Maßnahmen hätten sich bewährt.

In der Regel wissen Landwirte, in welchen Wiesen man häufiger Rehe findet. Oft helfen die örtlichen Jäger mit ihren Hunden. Sie gehen durch die Wiese und suchen sie nach Rehkitzen ab. Wird ein Jungtier gefunden, wird es aus der Wiese heraustragen. Hierbei wird darauf geachtet, dass ein Kitz nicht angefasst wird. Denn es könnte den Menschengeruch annehmen und so von der Mutter verstoßen werden. „Deshalb wird es mit Handschuhen und ganz viel Gras aus der Wiese getragen“, schildert der Vorsitzende.

Da Kitze in den ersten Wochen aber noch keinen Eigengeruch haben, ist es für Hunde recht schwer, sie zu finden. Deshalb greifen Landwirte meistens noch zu anderen Maßnahmen. Am Abend vor der Mahd stellen sie Scheuchen in der Wiese auf, am besten welche, die man sieht und die Geräusche machen. Das können zum Beispiel sein: im Wind raschelnde Säcke, die über Holzpfähle gestreift sind oder Flatterbänder an Stöcken. Auch elektronische Wildscheuchen haben sich im Praxiseinsatz bewährt. Hagedorn: „Durch die Veränderung der Umgebung wird die Rehmutter, die Ricke, verunsichert und führt ihr Junges aus der Wiese heraus.“

Akustische Wildtierretter

Wenn von Trecker oder Mähwerk ein seltsamer Pfeifton zu hören ist, hat auch dies seinen Grund: Durch ein akustischen Wildwarnsystems wird das Mähen vom innen nach außen unterstützt. „Den Wildtieren wird durch das Mähen der Grünfläche von der Mitte zum Rand ein Fluchtweg geboten“, erzählt der Vorsitzende.

Drohnen mit Wärmebildkamera

Wildrettung mit Drohne zum Schutz der Jungtiere: Am Tag der Mahd wird morgens in aller Frühe die Wiese mit der Drohne abgeflogen. Die Wärmebildkamera erkennt dann Tiere, da die Körpertemperatur höher ist als die Umgebungstemperatur. Foto: Frank Meise

Seit einigen Jahren werden zunehmend Drohnen mit Wärmebildkamera eingesetzt. Hier wird am Tag der Mahd morgens in aller Frühe die Wiese abgeflogen. Die Wärmebildkamera erkennt dann die Jungtiere, da die Körpertemperatur höher ist als die Umgebungstemperatur.

„Uns ist der Wildtierschutz ein Herzanliegen“, beschreibt Hagedorn. „Um die Tiere bestmöglich zu schützen, arbeiten Bauern, Jäger und Lohnunternehmer eng zusammen. (lwz)