Einbruchschutz und Alltagstipps: Detmolder Sicherheitsexperte im LWZ-Interview

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Sind zur Stelle, wenn zuverlässige Sicherheitslösungen zum Schutz von Menschen, Gütern und Gebäuden gefragt sind: (von links) Heyas Yalcin, Bedriye Yalcin, Arap Yalcin (Inhaber) und Hayal Yalcin. Fotorechte: Stand.By NRW

Kreis Lippe. Mehr Gewaltdelikte, mehr minderjährige Tatverdächtige, deutlich gestiegene Zahlen bei den Ladendiebstählen – die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen hat 2023 zugenommen. Das ist die Bilanz des Anfang April veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik des Landes NRW.

Innenminister Herbert Reul: „Mit einem moderaten Anstieg von 3,4 Prozent der Fallzahlen steht Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Land im Bundesvergleich gut da.“ Und der Kreis Lippe sogar noch besser: Er geht als zweitsicherster Kreis in Nordrhein-Westfalen aus der Studie hervor. Dennoch: Sicherheit ist ein Grundbedürfnis, um das immer mehr Menschen in Lippe bangen. Egal, ob im öffentlichen Raum oder im Privaten.

Arap Yalcin, Geschäftsführer des Sicherheitsdienstleisters „Stand.By NRW“, spürt diese Entwicklung an einer steigenden Nachfrage nach seinen Security Services. Wie dieses Business funktioniert, welchen Herausforderungen es aktuell ausgesetzt ist und wie diese gemeistert werden können, erklärt er im Interview mit der LIPPISCHEN WOCHENZEITUNG.

LIPPISCHE WOCHENZEITUNG (LWZ): Herr Yalcin, Ihr Lebenslauf gibt Einblick in eine facettenreiche Karriere. Seit wann sind Sie in der Sicherheitsbranche tätig und was war Ihre Motivation dafür?
Arap Yalcin: Ich bin seit 2003 in der Sicherheitsbranche tätig. Begonnen habe ich meine berufliche Laufbahn bei den britischen Streitkräften in Paderborn, wo ich mehr als 17 Jahre tätig war. Diese Erfahrung hat mich dazu motiviert, meine Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Sicherheit weiter auszubauen und in der zivilen Sicherheitsbranche tätig zu werden.

LWZ: Sie bieten eine große Bandbreite an Sicherheitsdienstleistungen an: Wach- und Objektschutz, Baustellenbewachung, Personen- und Veranstaltungsschutz. Hinzu kommen Streifen- und Revierdienste sowie Detektei- und Ermittlungstätigkeiten. Erzählen Sie unseren Lesern, wie wird man Mitarbeiter im Sicherheitsdienst?
Yalcin: Die Arbeit im Sicherheitsdienst ist ab einem Alter von 18 Jahren möglich. Man muss zudem ein aktuelles Führungszeugnis vorlegen, welches keinen Eintrag innehat. Es gibt verschiedene Wege, um in diesem Bereich tätig zu werden. Eine grundlegende Einstiegsqualifikation ist die verpflichtende Unterrichtung gemäß Paragraf 34a der Gewerbeordnung im Sicherheitsgewerbe.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Sachkundeprüfung nach Paragraf 34a abzulegen, welche erweiterte Qualifikationen ermöglicht, wie etwa Kontrollgänge im öffentlichen Verkehrsraum oder in Hausrechtsbereichen mit tatsächlich öffentlichem Verkehr und Bewachung in leitender Funktion bei Großveranstaltungen. Eine weitere Option ist die Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit, die ein umfassendes Verständnis für die Sicherheitsbranche vermittelt.

LWZ: Gibt es in Ihrem Job typische Anforderungen, auf die man sich einstellen muss?
Yalcin: Zu den typischen Anforderungen gehört unter anderem ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Belastbarkeit und Zuverlässigkeit. Zudem ist es wichtig, über gute kommunikative Fähigkeiten zu verfügen, um in verschiedenen Situationen angemessen reagieren zu können.
Eine gründliche Kenntnis der relevanten rechtlichen Vorschriften sowie der Umgang mit technischen Sicherheitssystemen sind ebenfalls unerlässlich. Darüber hinaus erfordert der Job oft Flexibilität und die Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten, um effektive Sicherheitslösungen zu gewährleisten.

LWZ: Wer wendet sich an Sie? Und wie stellen Sie den Sicherheitsbedarf Ihrer Kunden fest?
Yalcin: Unsere Kunden, darunter Privatpersonen, Unternehmen, Behörden und Eventveranstalter, wenden sich an uns für verschiedene Sicherheitsdienstleistungen wie Objektschutz, Veranstaltungsschutz, Personen- und Liegenschaftsschutz und mehr.
In Zusammenarbeit mit unseren erfahrenen Kooperationspartnern führen wir umfassende Gefährdungsanalysen durch, um ihre spezifischen Sicherheitsbedürfnisse zu ermitteln und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

LWZ: Wie gehen Einbrecher vor, wenn sie zum Beispiel in Unternehmen einbrechen? Und welche Fehler begehen Eigentümer und Mieter oft, wenn es um das Thema Sicherheit geht?
Yalcin: Das Thema Einbruchsprävention ist äußerst komplex und umfasst viele Aspekte. Hier ein kurzer Einblick: Einbrecher nutzen oft Schwachstellen wie ungesicherte beziehungsweise offene Türen oder Fenster aus.
Eine gute Sicherheitsmaßnahme ist daher die Installation von Alarmanlagen/Überwachungsanlagen und die Verwendung von hochwertigen Schlössern. Ein weiterer Tipp ist, Wertgegenstände nicht sichtbar im Haus oder Unternehmen zu lassen, sondern sicher aufzubewahren. In diesem Zusammenhang sind Bankschließfächer oft sicherere Optionen als die Aufbewahrung zu Hause.

LWZ: Dunkle Straßen, Menschenansammlungen oder vermüllte Ecken: In fast jeder Stadt gibt es Orte, an denen sich Passanten unwohl fühlen. Was raten Sie Bürgern, die etwa nachts allein unterwegs sind?
Yalcin: Für Passanten, die nachts allein unterwegs sind, sind einige Vorsichtsmaßnahmen ratsam. Dazu gehören das Vermeiden von abgelegenen oder schlecht beleuchteten Straßen, das Mitführen von Taschenlampen oder Tierabwehrsprays zur Selbstverteidigung und das Telefonieren während des Gehens, um mögliche Angreifer abzuschrecken.
Diese Tipps helfen, das Risiko zu minimieren, aber absolute Sicherheit können sie nicht garantieren. Es ist auch wichtig, auf die Umgebung zu achten und Ablenkungen zu vermeiden, um potenzielle Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

LWZ: Sie erleben bei Ihrer Arbeit immer wieder auch schwierige Situationen, in denen es brenzlig wird. Was sind charakteristische Gefahren, die zum Beispiel bei Veranstaltungen auftreten? Wie reagieren Sie, wenn Sie angegangen werden?
Yalcin: In unserer Arbeit begegnen wir regelmäßig herausfordernden Situationen, insbesondere bei Veranstaltungen. Typische Gefahren können unkontrollierte Menschenmassen oder Auseinandersetzungen unter Gästen sein, besonders wenn Alkohol im Spiel ist.
In solchen Situationen ist ein einfühlsamer und deeskalierender Umgang mit den Beteiligten entscheidend. Wir sind darauf trainiert, aufmerksam zu sein und angemessen zu reagieren, um mögliche Konflikte zu entschärfen und für die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen.

LWZ: Der Bedarf an Sicherheitskräften wird größer. Aber es gibt auch immer wieder Fragen respektive Vorwürfe, ob das Personal überhaupt ausreichend qualifiziert ist. Welche Voraussetzungen braucht jemand, der sich in der Sicherheitsbranche selbstständig machen will und wer überprüft das alles?
Yalcin: Für die Selbstständigkeit in der Sicherheitsbranche gibt es rechtliche Voraussetzungen, darunter die behördliche Erlaubnis für das Bewachungsgewerbe. Diese Erlaubnis wird regelmäßig alle fünf Jahre erneut geprüft, um die Zuverlässigkeit sicherzustellen.
Zusätzlich zur behördlichen Erlaubnis benötigt man auch eine Sachkundeprüfung nach Paragraf 34a GewO sowie eine Haftpflichtversicherung. Die Zuverlässigkeit einer Person bezieht sich nicht nur auf den beruflichen, sondern auch auf den privaten Bereich.
Persönliche Eigenschaften wie gute Kommunikationsfähigkeit, ein gepflegtes Erscheinungsbild, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und gute Deutschkenntnisse sind ebenso wichtig.
Weiterbildungsmöglichkeiten wie die Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit oder zum Meister für Schutz und Sicherheit erweitern die Qualifikationen und ermöglichen zusätzliche Tätigkeiten wie das Erstellen von Sicherheitskonzepten oder die Ausbildung von Mitarbeitern.

LWZ: Übergriffe auf Asylbewerber und Eskapaden von Personenschützern haben das Image der Sicherheitsbranche in der Vergangenheit ebenso negativ geprägt wie fragwürdige Geschäftsmethoden, niedrige Löhne und miese Arbeitsbedingungen. Wie nehmen Sie allgemein das Image der privaten Sicherheitsbranche wahr? Muss Ihre Branche generell etwas am Image tun?
Yalcin: Es ist wichtig anzuerkennen, dass es in der Branche Herausforderungen gibt, die angegangen werden müssen. Die Einführung des zentralen Bewacherregisters und die Festlegung von Tariflöhnen sind positive Schritte in die richtige Richtung, um die Qualität und Professionalität in der Branche zu verbessern.
Wir bei „Stand.By NRW“ halten uns strikt an diese Bestimmungen und bemühen uns, unseren Mitarbeitern faire und angemessene Arbeitsbedingungen zu bieten. Darüber hinaus setzen wir auf eine umfassende Ausbildung und regelmäßige Weiterbildungen, um die Qualität unserer Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern und das Vertrauen unserer Kunden zu stärken.

LWZ: Gibt es sonst noch etwas, das Ihnen wichtig zu erwähnen ist?
Yalcin: Sicherheit ist ein grundlegendes Bedürfnis, das unser tägliches Leben und unsere Lebensqualität beeinflusst. Bei „Stand.By NRW“ in OWL betrachten wir Sicherheit als ein Menschenrecht und setzen uns dafür ein.
Unser Motto „Sicherheit ist ein Grundbedürfnis“ spiegelt wider, dass Sicherheit nicht nur ein Luxus ist, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens. Wir bieten unsere Dienstleistungen hier vor Ort an und unterstützen gerne, wo immer Bedarf besteht.


Das Interview führte Karen Hansmeier.