Kreis Lippe/Köln. Nordrhein-Westfalen hat Geburtstag: An diesen Freitag, 23. August, wird unser Bundesland 78 Jahre alt. Gefeiert wurde aber schon vorher – und zwar am vergangenen Wochenende. Bei einem bunten und bestens besuchten Fest präsentierten sich auf dem großen Gelände rund um den Kölner Rheinauhafen am Samstag und Sonntag, 17. und 18. August, Regionen, Organisationen, Behörden und Einrichtungen. Beim „Nordrhein-Westfalen-Tag“ als Ausstellerin mit von der Partie: die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL).
„Auf dem Stand des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD) durften wir als TH OWL die Ergebnisse einer Abschlussarbeit des Masters Integrated Design (MID) präsentieren“, berichtet Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel.
Die TH-OWL-Vizepräsidentin für Bildung und Nachhaltigkeit führt aus: „Diese Abschlussarbeit schafft über die Verbindung von pixelbasierter Bilderkennung mit 3D-Punktwolken und einer GPT-4-Spracheingabe neuartige und präzisere Möglichkeiten zur Steuerung von Robotern.“
Diese Entwicklung des TH-OWL-Absolventen Yusuf Aykin führe zu einer genaueren und zuverlässigeren Erkennung sowie Segmentierung von Objekten, erläutert Professorin Knepper-Bartel. Durch die Spracherkennung werde gleichzeitig die Benutzungsfreundlichkeit gesteigert, wie der Titel der Master-Thesis „Enhancing Robotic Vision for Human-Robot Collaboration: From Detection to Construction through Deep Learning Techniques“ deutlich macht.
„Für mich ist diese Arbeit ein überzeugendes Beispiel, wie bei uns an der Technischen Hochschule die Entwicklung in der digitalen Fertigung und Ausführung im Bauwesen erforscht wird. Aus gutem Grund wollen wir diesem Thema mit dem auf dem Kreativ Campus in Detmold geplanten Zentrum für Nachhaltiges Digitales Bauen (ZNDB) noch mehr Raum geben und das Bauwesen für die Zukunft fit machen“, so die TH-OWL-Vizepräsidentin.
Professor Hans Sachs vom Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung der TH OWL ergänzt: „Die Arbeit von Yusuf Aykin bietet neben der Erforschung und Umsetzung einer KI-basierten Steuerung von Robotik im Bauwesen zahlreiche Schnittstellen zur – automatisierten – Bestandsaufnahme und Verarbeitung von Daten für Planungs-, Fabrikations- und Montageprozesse im Bausektor.“
Neben dem umfassenden Potenzial für deutliche Kostenreduktionen im Bauwesen sehe er vor allem auch eine wichtige Grundlage für ganz neue, integrative Entwurfsansätze, Baukonstruktionen sowie neuen Raum für mehr Ästhetik im Bauen. „Künstliche Intelligenz kann hier neue Maßstäbe setzen, Bauprozesse radikal verändern und bietet dabei die Möglichkeit, unter anderem mit alternativen Baustoffen sozialer und nachhaltiger zu bauen“, prognostiziert Sachs.
„Die präsentierte Masterarbeit zeigt zudem das große Potenzial der Verknüpfung von Lehre und Forschung sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit – über die Fachbereiche hinaus –, die wir auch künftig bei uns an der TH OWL weiterentwickeln und dafür Strukturen und Räume in Form von (hybriden) Reallaboren, Testfeldern und Aktionsräumen für mehr Kollaboration schaffen wollen“, ergänzt der Fachmann.
Das geplante ZNDB soll innovative, digital vernetzte Verfahren in der Baubranche einführen, die mit konventionellen Methoden und Materialien nicht umsetzbar sind. Ziel ist es, den Ressourcenverbrauch während des Bauvorgangs drastisch zu verringern.
„Dies erfordert neue nachhaltige Bauweisen, die Vernetzung mit der Wirtschaft und die dringend benötigte Fachkräftequalifizierung an einem Ort. Wir wollen in einem Reallabor durch digitale Steuerung neue Bauweisen erproben und erforschen“, stellt Professorin Knepper-Bartel in Aussicht. Um dies zu erreichen, benötige die Hochschule weiterhin den Rückhalt aus Politik und Wirtschaft.
Das Team, das am diesjährigen NRW-Tag in Köln teilgenommen hat, ist nachhaltig begeistert und dankt dem MHKBD herzlich für die Möglichkeit, die TH OWL dort repräsentieren und einen kleinen Einblick in Lehre, Forschung, Ergebnisse und Projekte geben zu dürfen.
„Besonders gefreut hat sich das gesamte Team rund um den Ausstellungbeitrag natürlich, dass Ministerpräsident Hendrik Wüst, Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker gleich am ersten Tag bei uns zu Gast auf dem Stand waren“, hebt Knepper-Bartel hervor.
Hintergrund
Als Landesgeburtstag gilt der 23. August 1946. Der NRW-Tag wurde 2006 zum ersten Mal gefeiert und seit 2012 im regelmäßigen Turnus von zwei Jahren. Sowohl 2020 als auch 2022 fiel das große Fest für die Bürger pandemiebedingt aus.