Angedacht: Ist Weihnachten nicht längst vorbei?

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Steffie Langenau, Pfarrerin in der evangelisch-lutherischen Gemeinde Bad Salzuflen. Fotorechte: Steffie Langenau

Bad Salzuflen. Nach Weihnachten wird abgeschmückt. In einigen Haushalten wird der Weihnachtsbaum bereits am 27. Dezember aus dem Wohnzimmer verbannt, bei den meisten Menschen ist der 6. Januar der Termin für das Abschmücken. Schließlich kann man die nunmehr nackten Weihnachtsbäume nur eine begrenzte Zeit an den Sammelstellen abgeben.

Auch blinkende und glitzernde Dekorationen in Fußgängerzonen und Vorgärten werden jetzt wieder entfernt, und viele Menschen decken sich mit vorgetriebenen Frühblühern ein, die die Blumenläden seit Ende Dezember anbieten. Kurz nach dem Jahreswechsel erwacht bei vielen die Frühlingssehnsucht. Nur hier und da leuchtet abends noch ein Stern in einem Fenster, bleibt die Krippe noch aufgebaut, schaukeln bunte Kugeln an grünen Zweigen. Haben die da etwas nicht mitbekommen? Weihnachten ist doch längst vorbei!

Für die Mitglieder der christlich-orthodoxen Kirchen, und das sind weltweit immerhin 260 Millionen Menschen, fängt Weihnachten am 6. Januar erst an. Sie feiern nach einem anderen Kalender, nach einer älteren Tradition. Aber auch für den Teil der Christenheit, der sich auf den 25. Dezember bezieht, beginnt mit dem 6. Januar eine Zeit, in der das Fest nachklingen kann.

Dahinter steht die Erfahrung, dass das Feiern so etwas wie Ein- und wieder Ausatmen braucht: Die Zeit der Vorbereitung und Vorfreude und die Zeit, in der man davon zehrt, dass das Fest stattgefunden hat. Mit besonderen Geburtstagen oder Jubiläen machen Menschen genau diese Erfahrung: die Begegnungen, die Atmosphäre, die Freude, sie wirken nach. Es wäre schade, sofort zur Tagesordnung überzugehen, denn Feste als Unterbrechung des Alltags geben Kraft, sie nähren nicht nur den Leib, sondern auch die Seele.

Mit dem Weihnachtsfest ist es nicht anders. Schon in der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium ist das angelegt. Von Maria heißt es dort: „Und Maria behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Diese Worte, die sie in dieser Nacht gehört hat, „Fürchtet euch nicht!“, sie wird sie brauchen, wenn ihre Wege ins Ungewisse führen und Schatten auf ihr Leben fallen.

Sie wird das brauchen, dass sie sich erinnert und festhält an dem, was gefeiert und besungen wurde. Nicht helfen wird ihr oberflächliche Zerstreuung und die kurzfristige Ablenkung. Dass sie in sich nachklingen lässt, was sie erlebt und gehört hat, das wird ihr eine Mitte und Mut für die Zukunft geben.

Wahrscheinlich müssen Weihnachtsbäume immer rechtzeitig zu den Sammelstellen gebracht werden. Aber was spricht eigentlich dagegen, sich durch den einen oder anderen Stern, eine Kerze oder auch durch die Krippenfiguren noch eine Weile daran erinnern zu lassen, dass Gott Weihnachten ein großartiges Zeichen der Liebe gesetzt hat? Er hat das gerade deshalb getan, damit es uns tröstet und trägt, wenn das Fest längst vorbei ist.