Lemgo. Ab September wird in Lemgo ein innovatives Sportangebot für Menschen mit Parkinson eingeführt: „Boxtraining gegen Parkinson“. Initiatorin ist die Lemgoer Therapeutin und Kursleiterin Margret Hey, die hierfür eine Kooperation mit der Sportschule „Tosa Inu“ eingeht.
Margret Hey ist in Lemgo und weit darüber hinaus durch ihre Tanzschule bekannt, die sie vor vielen Jahren gründete. Schon früh erkannte sie, dass Bewegung in Verbindung mit Musik nicht nur Freude bereitet, sondern auch therapeutisch wirksam sein kann. Daher absolvierte sie verschiedene Zusatzausbildungen und arbeitet seit Jahren im Rehasport, insbesondere mit Menschen, die an Multipler Sklerose (MS), nach einem Schlaganfall oder an Parkinson erkrankt sind.
Hey betreut mehrere Selbsthilfegruppen in Lemgo, Bad Salzuflen und Herford, die sich regelmäßig treffen. In Lemgo findet beispielsweise jeden Donnerstag um 14.30 Uhr in der Tanzschule Hey (Herforder Straße 43) das Treffen der Parkinson-Selbsthilfegruppe statt.
Idee aus Berlin inspiriert Lemgo
Durch den Kontakt zu einem Boxer erfuhr Hey von einem besonderen Projekt in Berlin: dem ersten Boxzentrum für Menschen mit Morbus Parkinson in Deutschland. Dort helfen speziell entwickelte Boxübungen, Koordination, Kraft und Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Boxen sei eine der weltweit beliebtesten Sportarten, betonte auch Kai Gutmann, Inhaber der Sportschule „Tosa Inu“.
Wissenschaftlich betrachtet biete das Training vielfältige positive Effekte für neurologische Erkrankungen. Neben Ganzkörpertraining fördere es Beweglichkeit, Kondition, Schnelligkeit, Reflexe, Hand-Augen-Koordination und Gleichgewicht. Insbesondere die Sturzprophylaxe sei für Betroffene von hoher Bedeutung. Zum Einsatz kämen Boxhandschuhe, Pratzen und Sandsäcke – und trotz der ernsten Hintergründe solle auch der Spaß nicht zu kurz kommen.
Kooperation mit Boxweltmeisterin
Für das Lemgoer Projekt arbeitet Hey eng mit der Profiboxerin und dreifachen Weltmeisterin im Leichtgewicht, Beke Bas, sowie mit Kai Gutmann zusammen. Bas ist ausgebildete Heil- und Erziehungspflegerin und hat bereits bei der Lebenshilfe sowie in der Stiftung Eben-Ezer Boxkurse angeboten.
Diese möchte sie 2026 erneut fortsetzen. Zwar bestreitet sie im September in Hameln noch ihren letzten Kampf, doch das Engagement für „Boxen gegen Parkinson“ bezeichnet sie als Herzensanliegen. Interessierte können sich ab sofort per Mail an beke.bas@sportschule-tosainu.de anmelden.
Ein erstes Informationstreffen findet am Freitag, 26. September, um 16.30 Uhr, in der Sportschule „Tosa Inu“ (Lagesche Straße 10, Lemgo) statt. Ziel sei es, eine größere Gruppe aufzubauen, erklärte Gutmann. Schließlich spiele Anonymität bei solchen Krankheitsbildern eine wichtige Rolle. Geplant ist ein regelmäßiges Training immer freitags um 16.30 Uhr sowie ein freies Training samstags von 13 bis 17 Uhr.
Da die Kurse nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden können, soll die Teilnahme über eine Mitgliedschaft in der Sportschule erfolgen. Gutmann verweist darauf, dass selbst Senioren mit mehr als 70 Jahren erfolgreich bei ihm trainieren – wie etwa Herbert, der bereits 77 Jahre alt ist.
Vision eines neurologischen Zentrums
Parallel dazu verfolgt Margret Hey ein weiteres Projekt: In Kooperation mit der Familie Mohn und deren Schlaganfall-Stiftung plant sie, in ihrer Tanzschule an der Herforder Straße ein neurologisches Zentrum aufzubauen.
Dort sollen Betroffene künftig noch gezielter unterstützt werden. Für die Umsetzung werden unter anderem zwei große Tischtennisplatten benötigt. Wer eine gut erhaltene Platte spenden möchte, kann sich per E-Mail melden. Auch ehrenamtliche Helfer sind willkommen.
Begleitprogramm und Vorträge
Darüber hinaus organisiert Hey regelmäßig Informationsveranstaltungen. Am Donnerstag, 21. August, um 16 Uhr, findet in der Tanzschule ein Vortrag von Dr. Britta Eikötter statt. Das Thema ist „Neurologisch Erkrankte, die an Inkontinenz leiden“. Alle Interessierten seien herzlich eingeladen.