Ukrainische Museumsdirektorin berichtet in Detmold über Lage in Odessa

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Kornelius Ens (Leiter des MrK), Dr. Katharina Neufeld (ehemalige Leiterin des MrK), Vitalij Sosjuk (Leiter der Gedenkstätte zur Verteidigung Odessas im Zweiten Weltkrieg), Dr. Vera Solodova (Leiterin des Museums des ukrainischen Schwarzmeermetropoles), Nico Wiethof (Sammlungskurator im MrK), Edwin Warkentin (Leiter des Kulturreferats für Russlanddeutsche am MrK, von links). Foto: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte

Detmold. Seit Jahren kooperiert das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte (MrK) mit dem Landesmuseum der ukrainischen Schwarzmeermetropole Odessa.

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Zuletzt entstand aus der Zusammenarbeit 2018 die Sonderausstellung „Volksgenossen oder Feinde des Volkes. Doppelte Diktaturerfahrung der Schwarzmeerdeutschen“. Nun besuchte Direktorin Dr. Vera Solodova Detmold und berichtete über die Lage in ihrer Heimat.

Zwei Tage lang reisten die Museumsleiter Vera Solodova und Vitalij Sosjuk mit der Bahn, um aus Odessa nach Detmold zu gelangen. Solodova leitet das Landesmuseum in Odessa, welches sich in mehreren Filialen mit Geschichte und Kultur der Schwarzmeerregion beschäftigt.

Unter anderem wird in dem „Museum der Steppenukraine“ das Erbe der deutschen Kolonisten, der sogenannten Schwarzmeerdeutschen präsentiert. Als langjährige Partner besuchten sie das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte und berichteten über die Lage der Kulturinstitutionen in der Ukraine, insbesondere in Odessa.

„Sämtliche Museen in Odessa haben ihre Dauerausstellungen geschlossen und die wertvollen Exponate gesichert. Von den insgesamt 150 Angestellten des Landesmuseums und seiner Filialen arbeitet nur ein Bruchteil in Vollzeit.

Archive und Bibliotheken sind wegen ständigen Stromausfällen geschlossen, sodass die Mitarbeiter nicht forschen können. Andere Kollegen sind geflohen, von denen einige mittlerweile auch in Deutschland leben. So kann im Moment an einen normalen Betrieb nicht gedacht werden“ erzählte Solodova.

Neben dem persönlichen Leid der Stadtbewohner, verursacht durch Luftangriffe und Ausfälle von Strom, Heizungen und Wasserversorgung, berichtete die Museumsleiterin über den Schaden am kulturellen Erbe der Ukraine. Manche Museen in besetzten Gebieten, so in Cherson oder Mariupol, wurden von russischen Soldaten geplündert oder systematisch ausgeraubt.

Es scheint die Absicht zu bestehen, in die kulturelle Identität und das historische Bewusstsein der Ukrainer massiv einzugreifen. Das Fazit der Gäste fällt nüchtern aus: Nach allem, was im vergangenen Jahr geschehen ist, ist ein friedliches Nebeneinander der Menschen in den benachbarten Staaten in der nächsten Zukunft erstmal nicht denkbar. (lwz)

 

 

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