16. Gewässerkonferenz in Detmold: Gesunder Wasserhaushalt hilft gegen Extremwetter

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Lutz Kunz (Leiter der Umweltabteilung bei der Bezirksregierung Detmold, links) und Michael Neuhaus (Leiter der Geschäftsstelle Wasserrahmenrichtlinie bei der Bezirksregierung Detmold, rechts) berichteten vom Fortschritt, in OWL einen guten Zustand der Gewässer zu erreichen und zu erhalten. Foto: Bezirksregierung Detmold

Detmold. Die 16. Gewässerkonferenz zum Thema „Landschaftswasserhaushalt“ am Mittwoch, 22. November, ist auf reges Interesse bei Vertretern von Kommunen, Kreisen und Verbänden und Bürgern gestoßen. Der Landschaftswasserhaushalt spielt eine wesentliche Rolle, um mit künftigen Wetterextremen wie Starkregen, Überflutungen und Trockenphasen besser umzugehen. Lutz Kunz, Leiter der Abteilung Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Detmold, begrüßte rund 350 Teilnehmer vor Ort im Regierungspräsidium Detmold sowie online vor den Bildschirmen.

Lutz Kunz (Leiter der Umweltabteilung bei der Bezirksregierung Detmold, rechts), Birgit Rehsies (Bezirksregierung, 3. von rechts), Michael Neuhaus (Bezirksregierung, 3. von links), Joachim Drüke (Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V., links), Volker Karthaus (Wasserverband Obere Lippe, 2. von links) und Klemens Fuhrmann (Untere Wasserbehörde des Kreises Minden-Lübbecke, 2. von rechts) erörterten mit rund 350 Teilnehmern aktuelle Fragen der Wasserwirtschaft. Foto: Bezirksregierung Detmold

Der Landschaftswasserhaushalt bezeichnet den Kreislauf des Wassers vom Niederschlag, über das Einsickern in den Boden, die Grundwasserbildung, den Abfluss über Bäche und Flüsse bis zur Verdunstung. „In Zukunft werden die Wetterextreme zunehmen. Das bedeutet anhaltende Hitze- und Trockenperioden und sinkende Grundwasserstände auf der einen und Unwetter mit Starkregen und Hochwasser auf der anderen Seite. Wichtig sind funktionierende Warnsysteme für die Menschen und das Wissen, was in Extremlagen unmittelbar zu tun ist. Viel besser ist es aber, mit entsprechender Vorsorge Schäden zu vermeiden. Ein gesunder Landschaftswasserhaushalt kann dazu beitragen, Schäden zu verhindern, indem Wasser in der Fläche zurückgehalten wird“, sagte Lutz Kunz.

Förderprogramme unterstützen vielfältige Projekte

Die Renaturierung von Gewässern, die Wiedervernässung von Flächen und ein verbesserter Hochwasserschutz sind wesentliche Bausteine für einen gesunden Landschaftswasserhaushalt. „Das Land Nordrhein-Westfalen fördert mit dem Programm „Lebendige Gewässer in NRW“ seit vielen Jahren entsprechende Projekte mit bis zu 80 Prozent“, betonte Lutz Kunz. Für das Jahr 2023 stehen insgesamt mehr als 31 Millionen Euro zur Verfügung. In Ostwestfalen-Lippe können voraussichtlich alle bewilligungsreifen Neuprojekte im Jahr 2023 gefördert werden. Zusätzlich standen in diesem Jahr für die Weiterführung von bereits begonnenen Projekten weitere 8,5 Millionen bereit. In Ostwestfalen-Lippe gibt es insgesamt 2.800 Kilometer berichtspflichtige Gewässer. Das sind alle Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von mindestens zehn Quadratkilometern Größe.

Zustand der Gewässer

Michael Neuhaus, Leiter der Geschäftsstelle Wasserrahmenrichtlinie bei der Bezirksregierung Detmold, berichtete vom Fortschritt, einen guten Zustand der Gewässer zu erreichen und zu erhalten. Um die Verbesserungen zu erfassen, werden die laufenden und umgesetzten Projekte jährlich erfasst. Auf dieser Grundlage ist es grundsätzlich möglich, Übersichtskarten zu erstellen. „Im Zeitraum 2018 bis 2022 konnten beispielsweise in Ostwestfalen-Lippe 150 Renaturierungen und 80 Projekte zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit an Gewässern abgeschlossen werden. Weitere 35 Projekte werden zurzeit umgesetzt und für 120 Projekte liegen bereits Anmeldungen vor“, berichtete Michael Neuhaus. Ostwestfalen-Lippe zählt bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie dank der guten Zusammenarbeit aller Akteure zu den sehr aktiven Regionen Nordrhein-Westfalens. „In den kommenden Jahren werden die heimischen Gewässer ein großes Stück auf dem Weg zu einem guten Zustand voran gebracht“, sagte Michael Neuhaus.

Entwässerung seit dem Mittelalter

Joachim Drüke, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V., informierte über die seit dem Mittelalter vorangetriebene Entwässerung von Böden: „Es galt, den Nährstoffreichtum der Fluss- und Bachauen nutzbar zu machen und Landwirtschaft zu ermöglichen.“ Bis in die 80er Jahre hinein seien Flüsse begradigt und Böden mithilfe von Drainagen flächendeckend entwässert worden. Dadurch sanken die Grundwasserstände und die Böden verloren an Fähigkeit, Wasser zu speichern. „Das ist der Grund, weshalb die Böden heute bei Dürreperioden so anfällig sind“, erklärte der Experte. Anhand der Lippeaue stellte Drüke ein erfolgreiches Projekt der Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushaltes mit vielfältigen Tier- und Pflanzenarten vor.

Pilotstudie zur Bestimmung der Grundwassermenge

Klemens Fuhrmann, Leiter der Unteren Wasserbehörde des Kreises Minden-Lübbecke, verdeutlichte, dass der Stand des Grundwassers von einer Vielzahl von Einflüssen abhänge. „Die sich ändernden klimatischen Rahmenbedingungen führen zu einer verstärkten Nachfrage nach der Ressource Grundwasser. Um dieses langfristig zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften, darf der Verbrauch nicht größer als die Neubildung sein. Es ist daher wichtig, einen fundierten fachlichen Überblick über die Grundwassersituation zu haben, um Erlaubnisse zur Entnahme von Grundwasser erteilen zu können.“ Für eine belastbare Datengrundlage der künftigen Grundwassermenge bereitet die Untere Wasserbehörde des Kreises Minden-Lübbecke zurzeit eine Pilotstudie vor. Der Abschlussbericht soll Ende 2024 vorliegen.

Jeder Tropfen in die Erde

Der Wasserverband Rijn en Ijssel in den Niederlanden arbeitet seit 2018 gemeinsam mit Grundstückseigentümern an einem Projekt, um so viel Wasser wie möglich in den Böden zurückzuhalten. In seinem Vortrag „Jeder Tropfen in die Erde“ schilderte Daniël Nieuwenhuis, Gebietsmakler programma Elke druppel de grond in, Waterschap Rijn en Ijssel, die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auf lokaler Ebene. „Das Projekt lenkt den öffentlichen Diskurs auf das Thema Dürre und ergreift konkrete Maßnahmen, um das Wasser länger in der Landschaft zu halten“, sagte Daniël Nieuwenhuis.

Vernässung von Mooren

Volker Karthaus, Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe, ging auf die vielfältigen Maßnahmen ein, mit denen Böden wieder vernässt werden können. „Beispielsweise werden Drainagen aus dem Boden entfernt, um Niedermoore und Quellbereiche von Flüssen zu vernässen“, sagte Volker Karthaus. Der Fachmann stellte auch Projekte vor, bei denen durch den Rückbau von Gräben Gewässer renaturiert werden konnten. Zudem berichtete Karthaus vom Pilotprojekt Schwammwald des Kreises Soest im Arnsberger Wald und der Alme-Auenrenaturierung in Büren Ringelstein. (lwz)