Projekt „Senioren für Senioren“: Tierheim Detmold bringt ältere Tiere und Menschen zusammen

39
Kater Diesel wartet auf ein liebevolles, ruhiges Zuhause mit Ausgang. Foto: Tierheim Detmold

Detmold. Es sollte ein älteres Tier sein: Das Tierheim Detmold setzt sich mit seinem Projekt „Senioren für Senioren“ für die Vermittlung von älteren Tieren an ältere Menschen ein – ein Gewinn für beide Seiten, weiß die Pressesprecherin des Tierheims, Maria Toman.

„Ein schon in die Jahre gekommenes Tier wünscht es sich gemütlich, möchte geliebt und umsorgt werden und braucht keine kraftraubenden Aktivitäten mehr. Ein Mensch, der die Gesellschaft eines Hundes oder einer Katze auch im Alter genießen möchte und bewusst ein älteres Tier aufnimmt, muss keine körperliche Überforderung befürchten.“

Ein betagtes Tier ist bedeutend schwerer zu vermitteln, dabei vermisst es diesen Kontakt sehr, da es in der Regel an eine menschliche Bezugsperson gewöhnt ist. Schenkt der ältere Mensch einem solchen Tier ein neues Zuhause, profitieren beide Seiten davon, denn im Rentenalter hat man meist viel Zeit, aber zu wenig Gesellschaft.

Was ebenfalls als eine Bereicherung empfunden wird, ist, dass Tiere im Hier und Jetzt leben, sich keine Gedanken übers Morgen machen, das wirkt ansteckend. Auch hat man festgestellt, dass Haustiere, mit ihrer Art zu sein, Stress abbauend und Blutdruck senkend wirken und zu einem besseren Erinnerungsvermögen beitragen. Auch lenkt das Tier von körperlichen Problemen ihrer Besitzer ab.

„Das Zusammenleben mit einem Haustier schenkt erfüllende Glücksmomente, fördert soziale Kontakte, strukturiert den Alltag und verhindert Vereinsamung. Außerdem zeigen gerade ältere Tiere deutlich, wie sehr sie die Erfahrung und Gelassenheit reifer Menschen schätzen, und vermitteln ihrem Herrchen oder Frauchen das gute Gefühl, gebraucht zu werden“, sagt Maria Toman.

Natürlich muss immer darauf geachtet werden, dass Tier und Mensch mit ihren jeweiligen Bedürfnissen und Möglichkeiten gut zusammenpassen. Wie alle Tiere aus dem Tierheim Detmold werden auch ältere Vierbeiner nur nach ausführlicher persönlicher Beratung und positiver Vorkontrolle im neuen Zuhause abgegeben: „Bei der Vermittlung älterer Tiere an ältere Menschen muss darüber hinaus sichergestellt sein, dass die neuen Halter körperlich in der Lage sind, das Tier zu versorgen. Im Idealfall stehen Angehörige oder Freunde unterstützend zur Seite“, so Toman.

Denn natürlich können bei Mensch und Tier gerade im Alter Beschwerden oder Krankheiten auftreten – diese Möglichkeiten muss man bedenken und ihnen gewachsen sein. Und wenn die Pflege oder das Gassigehen zu anstrengend werden oder die Haustierbesitzer einmal ins Krankenhaus müssen, ist es wichtig, schon im Vorfeld einen Notfallplan zu haben.

Die Initiative „Senioren für Senioren“ konnte schon einige glückliche Erfolge verbuchen: So fand die zehnjährige und etwas zickige Babsi, die nach dem Tod ihres Besitzers im September 2023 ins Tierheim kam, ein verständnisvolles Zuhause bei einem katzenerfahrenen Frauchen, die die Launen der Katzendame mit Humor zu nehmen weiß. Und der 15 Jahre alte, aber noch recht rüstige Terrier-Mischling Wolle – ebenfalls ein Abgabetier – musste nur für wenige Wochen im Tierheim bleiben und hat bei einer alten Dame einen wunderbaren Altersruhesitz gefunden.

Aktuell wartet der 14-jährige Kater Diesel auf einen liebevollen Menschen, dazu Maria Toman: „Er hat wegen eines Umzugs sein Zuhause verloren, ist noch sehr traurig und verstört angesichts seiner veränderten Lebenssituation und braucht verständnisvolle und einfühlsame Menschen, die ihm Zeit geben und ihn Schritt für Schritt auf sich zukommen lassen. Diesel wäre in einer lebhaften Familie mit fröhlichen Kindern überfordert und würde sich über ein ruhiges Zuhause bei älteren Menschen freuen.“

Die Tierschützer des Tierheimes Detmold möchten Rentner ausdrücklich ermutigen, einem älteren Schützling aus dem Tierschutz ein Zuhause zu schenken. Gewarnt wird dagegen, sich über irgendwelche Verkaufsportale im Internet nach einem vierbeinigen Familienmitglied umzuschauen, denn sehr häufig steht dort ausschließlich der Profit und nicht das Tierwohl im Vordergrund.