Kreis Lippe. Jaqueline Scholz ist die erste Frau im Vorstand des lippischen Ausbildungsvereins „Chance Ausbildung Lippe (CAL)“. Die selbstständige Malermeisterin vertritt als neues Vorstandsmitglied künftig nicht nur die Interessen der Handwerksunternehmen, sondern auch die der Frauen in “Männerberufen“. Besonders das Handwerk hat unter dem massiven Rückgang an Auszubildenden zu leiden. Frauen sind in handwerklichen und technischen Berufen noch immer unterrepräsentiert.
„Mit Jaqueline Scholz bereichert ein junger, weiblicher Blick auf die Ausbildungslandschaft die Arbeit des Vorstands. Sie bildet seit 2022 selbst im Verein aus und weiß, worauf es ankommt. Ich wünsche ihr viel Erfolg für die neuen Herausforderungen“, freut sich Landrat und Vereinsvorsitzender Dr. Axel Lehmann über das Engagement der Barntruperin. Jaqueline Scholz blickt zuversichtlich auf das neue Amt: „Vielleicht kann ich durch meinen eigenen Werdegang Vorbild sein und einige männliche Kollegen davon überzeugen, dass auch Frauen im Handwerk erfolgreich sind und gebraucht werden.“
Mit einstimmiger Wahl folgt Scholz dem scheidenden Vorstandsmitglied Karl-Ernst Vathauer. „Für die Region und die hier ansässigen Unternehmen ist der CAL eine wichtige zusätzliche Stütze bei der Ausbildung neuer Fachkräfte“, verabschiedet sich Vathauer aus der aktiven Vereinsarbeit. „Ich war von Beginn an von der Bedeutsamkeit des Vereins überzeugt und unterstütze ihn daher auch weiterhin gerne als Fördermitglied.“
Der CAL verfolgt das Ziel, jungen Menschen aus Lippe eine Chance auf ihre Wunschausbildung in Lippe zu geben. Er unterstützt seine Mitglieder daher bei der Auswahl, der Ausbildung und der Betreuung der Auszubildenden. Der CAL hat seit dessen Gründung bereits über 200 erfolgreiche Absolventen durch die Ausbildung begleitet.
Das Besondere dabei: Die Auszubildenden unterzeichnen ihren Ausbildungsvertrag beim Verein, werden bei einem lippischen Unternehmen oder einer Kommune ausgebildet und dabei über die komplette Ausbildung von den Mitarbeiterinnen des Vereins betreut. So wird sichergestellt, dass nur wenige die Ausbildung abbrechen. Die Quote der Vertragslösungen beim CAL liegt bei unter 20 Prozent und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, der 2022 bei 29,5 Prozent lag.
Dr. Axel Lehmann würdigt die zunehmend aufwendigere Arbeit des Vereins und stellt klar: „Der Fachkräftemangel betrifft so gut wie jede Branche – insbesondere das Handwerk. Der Verein vermittelt Auszubildende und Betriebe, die ohne die Arbeit des Vereins vermutlich nicht zueinander gefunden hätten. Wir brauchen den CAL mehr denn je.“ Denn neben den extrem zurückgehenden Bewerberzahlen steigt gleichzeitig die Betreuungsintensität der Auszubildenden.
„Mit mehr als zwei Dritteln habe ich mindestens einmal wöchentlich persönlichen Kontakt.“, berichtet Birgit Thole-Westphal, Ausbildungsleiterin des Vereins. „Am zeitintensivsten ist dabei die Klärung von innerbetrieblichen Konflikten.“ Neben zusätzlichen Seminaren, die genau diese Themen schulen, bietet der Verein auch Beratung und Gespräche für Ausbildende. Denn schwindendes Generationenverständnis macht dem System der dualen Ausbildung zu schaffen. So passt die Nachfrage nach Teilzeitausbildungsplätzen beispielsweise nicht mit dem Angebot dafür zusammen.
Gegenseitiger Respekt und veränderungsoffene Ausbildungsunternehmen sind gefragt. „Nur so können wir den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs in Lippe sicherstellen“, sagt Dr. A. Heinrike Heil, Geschäftsführerin des CAL. Jaqueline Scholz möchte sich mit ihrer Arbeit im Vorstand dafür einsetzen: „Ich musste schon viel Überzeugungsarbeit leisten, bis ich da angekommen bin, wo ich heute stehe. Aber ich habe mein Ziel verfolgt und an mich geglaubt. Das möchte ich gerne jungen Menschen weitergeben und sie dazu ermutigen, auch Widrigkeiten zu überstehen und die eigenen Ziele zu erkennen und zu verfolgen.“