Kreis Lippe. „Wir wollen den Anliegen der Veteranen künftig mehr Aufmerksamkeit geben. Und wir wollen gleichzeitig den Respekt der Gesellschaft für den Dienst in den Streitkräften zum Ausdruck bringen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius zur Einführung des Veteranentages, der in diesem Jahr das erste Mal am 15. Juni begangen wurde.
Die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG sprach am Rande des Tages der Bundeswehr in Augustdorf mit den beiden Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge (CDU) und Christian Sauter (FDP), beide Mitglieder des Verteidigungsausschusses, über dieses Thema.
Sowohl Kerstin Vieregge als auch Christian Sauter waren als jeweilige Berichterstatter ihrer Fraktionen maßgeblich an der Ausarbeitung der Vorlage für den Bundestag beteiligt.
„Der Beschluss zum Veteranentag kam erstmals seit langer Zeit als gemeinsamer Beschluss aller Fraktionen aus der Mitte des Parlamentes heraus, das fast einstimmig dafür stimmte“, betont Christian Sauter erfreut, der selbst auch einer Reservistenvereinigung angehört.
„Deutschland folgt damit dem Vorbild vieler Partnerländer wie den USA, Großbritannien oder Frankreich, die ihre Veteranen bereits mit einem solchen Gedenktag ehren. Das war bei uns leider bisher nicht möglich“, sagt Kerstin Vieregge, die Obfrau ihrer Fraktion im Verteidigungsausschuss.
Begonnen habe die Diskussion um einen solchen Gedenktag bereits im Jahr 2010 durch den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und den ehemaligen Wehrbeauftragten Helmut Könighaus (FDP), so die beiden Abgeordneten. Letztlich ausschlaggebend für den jetzt beschlossenen Tag seien dann aber die Invictus Games 2022/2023 (Anm. d. Red.: ein Sportereignis für Soldaten, die Verletzungen im Einsatz an Körper und Seele erlitten) in Düsseldorf gewesen, sagt Kerstin Vieregge.
In gemeinsamen Gesprächen, an denen auch Johannes Arlt (SPD) und alle 14 Veteranenverbände in Deutschland beteiligt waren, wurde dann das Konzept für den Tag entwickelt, über den jetzt abgestimmt wurde und der 2025 erstmals mit einem großen Tag in Berlin begangen werden soll.
„Der Tag soll deutschlandweit zu einem Tag der Wertschätzung und Dankbarkeit werden. Wertschätzung und Dankbarkeit für den Einsatz und den Dienst von aktiven wie auch ehemaligen Soldatinnen und Soldaten“, sagt Kerstin Vieregge.
„Der 15. Juni jeden Jahres oder ein Tag eines Wochenendes, das davor oder danach liegt, soll der Veteranentag werden. Ein gesetzlicher Feiertag wird er aber nicht. Der 15. Juni wurde ausgewählt, weil an diesem Tag im Jahr 2019 erstmals das Veteranenabzeichen verliehen wurde. Nach dem Willen der Veteranen soll er als familienfreundliches Volksfest begangen werden“, erklärt Christian Sauter.
Zusätzlich zum Veteranentag wurde jetzt auch ein Veteranenbüro in Berlin eingerichtet. Dort können Anträge auf das Veteranenabzeichen gestellt werden. Es ist aber auch Anlaufstelle für Angehörige der Bundeswehr, die unter Beeinträchtigungen an Leib und Seele leiden und deshalb mit rund vier Millionen Euro jährlich ausgestattet.
„Das sind derzeit 150 Fälle jährlich, Tendenz steigend“, weiß Kerstin Vieregge. Neu sei, so die beiden Abgeordneten, dass man sich dort erstmals intensiv um die Versorgung und Nachsorge unter Einbeziehung der Familienangehörigen kümmere.
Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Bundeswehr wieder in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Die beiden Abgeordneten wünsche sich aber nicht nur mehr Respekt für die aktive Truppe, die Demokratie und Freiheit verteidigen sollen, sondern auch für die Anerkennung für die, die ihren Dienst geleistet haben.
„Letztlich sind wir das den Männern und Frauen schuldig, die für uns möglicherweise ihr Leben geben“, so Kerstin Vieregge abschließend. Die Bundeswehr unterstützt die Entwicklung einer Veteranenkultur in den Streitkräften und der Gesellschaft. Informationen zum Veteranentag, zum Veteranenbüro oder das Veteranenabzeichen gibt es auf der Homepage der Bundeswehr.
Hintergrund: Veteranenabzeichen
Soldaten der Bundeswehr, die im aktiven Dienst stehen oder ehrenhaft aus dem Dienst ausgeschieden sind, also ihren Dienstgrad nicht verloren haben, dürfen das Veteranenabzeichen tragen. Das Abzeichen darf nicht an der Uniform getragen werden, es soll vielmehr die Veteranen in der Öffentlichkeit repräsentieren und darf nur an der Zivilkleidung angebracht werden.
Das Veteranenabzeichen muss beantragt werden. Dafür gibt es Antragsformulare für aktive und für ehemalige Bundeswehrangehörige. Der Antrag kann als PDF-Datei auf der Homepage der Bundeswehr heruntergeladen werden. Der Antrag muss dann beim Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr in Siegburg gestellt werden.
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Reiner Toppmöller ist seit Jahrzehnten als Freier Journalist in Ostwestfalen und Nordlippe im Einsatz. Sein Motto: „Wer hier die Herzen der Menschen erreicht, der hat viele Freunde auf Dauer gewonnen.“ Mit dieser Einstellung zu seiner Arbeit, schreibt der Mann, den man nur mit Hut kennt, seit 15 Jahren für die Redaktion Vlotho des Westfalen Blatts im Kalletal. Zudem war er mehr als 20 Jahre als Freier Mitarbeiter in der Redaktion von Lippe aktuell tätig. Die lokale Politik, aber auch das tägliche Geschehen, mit schönen und teilweise hochinteressanten Geschichten der Region, bilden dabei seine Schwerpunkte. Die Arbeit mit den Menschen, nicht über die Menschen, steht dabei für ihn im Vordergrund.