Detmold. Der Erbauer des Hermannsdenkmals, Ernst von Bandel, war auch ein ausgebildeter Bildhauer. Neben Aufträgen für das Leineschloss in Hannover oder die Universitätsaula in Göttingen schuf er auch freie Werke.
Bei Recherchen zum Leben Ernst von Bandels stießen die Gästeführer des Lippischen Landesmuseums, Cornelia Müller-Hisje und Carl-Heinz Helwig, auf die Skulpturengruppe „Die vier Jahreszeiten“.
Mit Unterstützung der Lippe Tourismus und Marketing GmbH konnten die Kunstwerke schließlich für das Landesmuseum erworben werden und wurden jetzt vom Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, Dr. Michael Zelle (Direktor des Lippischen Landesmuseums Detmold), Günter Weigel (Geschäftsführer der Lippe Tourismus und Marketing GmbH) sowie den beiden Gästeführern vorgestellt.
Jörg Düning-Gast zeigte sich sehr glücklich über den Ankauf und bezeichnete ihn als „die lippischste aller Möglichkeiten“, weil so viele, auch die Spendengeber des rund 30.000 Euro teuren Ankaufs, zusammengewirkt hätten.
Der Chef des Lippischen Landesmuseums, Dr. Michael Zeller, bezeichnete die vier Figuren, die jetzt im Detmolder Museum stehen, gar als „echte Knaller“. Die vier Figuren aus der Zeit ab 1843, die der Bildhauer wohl aus eigenem Antrieb, mit Blick auf den Geschmack wohlhabender Käufer seiner Zeit gefertigt hatte, treten dort als detailreiche Kindergestalten, sogenannte Putten, auf und sollen Frühling, Sommer, Herbst und Winter symbolisieren. Seiner Zeit ein beliebtes Motiv seit Renaissance und Barock. In diesem Fall sind sogar noch die Gesichter von von Bandels Tochter Angelika (Frühling) und seines Sohnes Armin (Sommer) wiederzufinden, die beide in Detmold geboren wurden.
Die aus Carrara-Marmor gefertigten Figuren ließen sich aber wohl nicht verkaufen und landeten so im Familienbesitz und über mehrere Stationen bis 1945 nach Dresden. Nach der Wiedervereinigung war die Dresdner Skulpturensammlung verpflichtet, die vier Stücke an die ehemaligen Eigentümer zurückzugeben. Diese entschieden sich für einen Verkauf über den Kunsthandel.
Cornelia Müller-Hisje berichtet, dass sie die Stücke knapp vor dem Verkauf aufstöbern und mithilfe der Lippe Tourismus und Marketing GmbH schließlich für das Lippische Landesmuseum erwerben konnte. Sie berichtete auch, dass seine Witwe nach dem Tod von Ernst von Bandel den gesamten Nachlass bereits der Stadt Detmold angeboten, man damals aber abgelehnt habe. Insgesamt gäbe es noch circa 150 weitere bekannte Werke.
Mit dem Ankauf der vier Putten ist dieses Werk als wertvolle Ergänzung zur Sammlung rund um von Bandel und das Hermannsdenkmal nicht nur gerettet, sondern kehrt auch thematisch zurück nach Lippe.
Passend zum 150-jährigen Bestehen des Hermannsdenkmals lädt die Skulpturengruppe dazu ein, den Künstler neu zu entdecken. Ab sofort ist die Sammlung in der Dauerausstellung zu von Bandel und dem Hermannsdenkmal zu sehen. An diesem Sonntag, 18. Mai, richtet das Landesmuseum zudem den Blick auf den 225. Geburtstag von von Bandel. Den Auftakt macht um 15 Uhr die Sonderführung „Mythos Varusschlacht und das Hermannsdenkmal“ mit Carl-Heinz Helwig.
Sie geht der Frage nach, wie aus dem historischen Arminius im 19. Jahrhundert die Symbolfigur Hermann wurde und welche künstlerischen wie politischen Ideen das Denkmal prägten. Um 16.30 Uhr folgt der Bildervortrag „225 Jahre Ernst von Bandel – Mehr als nur das Hermannsdenkmal!“, der Leben, Ideale und weitere Werke des Bildhauers in den Mittelpunkt rückt.
Der Eintritt ins Museum und die Teilnahme an beiden Veranstaltungen sind anlässlich des Internationalen Museumstages kostenlos. Eine Anmeldung wird empfohlen (Telefon: 05231/9925 0 oder per E-Mail.