Schieder-Schwalenberg: Phoenix Contact begrüßt 1.300 Schüler beim Berufsinfotag

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Stehen den rund 1.300 Schülern mit Rat und Tat zur Seite: (von links) Marcel Wessel, der unter anderem für das Ausbildungsmarketing bei Phoenix Contact zuständig ist, und Werksstudent Florian Reinicke. Foto: Yves Brummel

Schieder-Schwalenberg/Blomberg. Bereits im lichtdurchfluteten Eingangsbereich herrscht ein munteres Treiben aus Stimmengewirr, fröhlichem Lachen und interessierten Fragen. Neugierige Schüler aus ganz Lippe und Umgebung durchstreifen an diesem Vormittag die Hallen des 13.000 Quadratmeter umfassenden Training Centers von Phoenix Contact in Schieder-Schwalenberg.

Umgeben von Infoständen, Displays und spannenden Technik-Demonstrationen steht eine Gruppe Jugendlicher vor einem imposanten Roboterarm und wartet gespannt auf den anstehenden Zug ihres virtuellen Gegners. Surrend und präzise greift dieser eine mit einem „X“ versehene Scheibe und platziert sie auf dem vor sich befindlichen Spielfeld. Nun schnappt sich auch einer der Schüler den letzten verbliebenen Spielstein mit einem „O“ und sichert mit seinem Versuch das Remis im Tic-Tac-Toe gegen die Künstliche Intelligenz.

„Mit Geräten wie diesem möchten wir Schüler spielerisch an Technik heranführen“, erklärt Marcel Wessel. Wessel ist Manager Vocational Training Management bei Phoenix Contact und kümmert sich in dieser Position unter anderem um Ausbildungsmarketing, Recruiting von zukünftigen Auszubildenden und dualen Studenten sowie um die Begleitung bis zur Übernahme.

Praxisnahe Einblicke

Neben dem Tic-Tac-Toe-Roboter gibt es am vierten Berufsinfotag des Blomberger Elektrotechnikunternehmens noch einiges mehr zu entdecken: Unweit seines Hauptsitzes begrüßt es an zwei Tagen (29./30. April) rund 1.300 Schüler aus mehr als 50 Schulen aus dem Kreis Lippe und Umgebung in seinem Training Center in Schieder-Schwalenberg.

In insgesamt zwölf Mitmach-Workshops aus dem Mint-Bereich erhalten Schüler ab der achten Klasse, überwiegend aus den Klassenstufen neun bis elf, praxisnahe Einblicke in die spannende, aber auch komplexe Welt der Technik. Gleichzeitig dürfen sie mit dem abwechslungsreichen Programm aus Vorträgen, Mitmachstationen und Bewerbungscoachings auf Tuchfühlung mit der Berufswelt und den Ausbildungsmöglichkeiten des international tätigen Unternehmens gehen.

Beim Berufsinfotag stehen aber nicht nur die Schüler, sondern auch der starke Einsatz der eigenen Nachwuchskräfte im Fokus. Rund 150 Unterstützer – darunter zahlreiche Auszubildende und duale Studenten – sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Sie beteiligen sich an der Organisation, betreuen die einzelnen Workshops und stehen den jungen Besuchern mit Rat und Tat zur Seite. „So lernen sie bereits früh in der Ausbildung, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagt Ausbildungsleiter Bastian Bröckling.

So werden die Schüler bereits am Eingang mit einem Stempelpass ausgestattet. Dieser dient nicht nur als Programmübersicht, sondern auch als Motivation: Wer mindestens fünf Stationen erfolgreich absolviert, erhält Zugang zum exklusiven Gaming-Raum des Paderborner E-Sports e. V. und darf dort verschiedene Videospiele zocken.

Technik zum Anfassen

Bis sich die ersten Schüler an diesem ersten Tag der Veranstaltung ihre verdiente Belohnung abholen, stellen sie zunächst unter anderem ihr Geschick mit dem Lötkolben unter Beweis. Unter den wachsamen Augen und hilfreichen Anleitungen der Auszubildenden Leann Welsch löten die Jugendlichen eigene Platinen – etwa für einen elektronischen Würfel oder ein „Drei gewinnt“-Spiel – und lernen, wie wichtig Konzentration, Sorgfalt und handwerkliches Geschick in technischen Berufen sind.

Denn was an dieser Stelle nach Spiel und Spaß anmute, sei in Wahrheit ein herausfordernder Studiengang, der genaues, gewissenhaftes Arbeiten erfordere, betont Bastian Böckling. „Um Elektrotechnik studieren zu können, ist in der Regel ein Matheleistungskurs vonnöten. Wir bieten den Studiengang in Kooperation mit der TH OWL an“, fügt er hinzu.

Betrieb herrscht auch ein paar Meter weiter im Workshop „Steuerungstechnik“. Gerade zeigt der Auszubildende Leon Ens drei Schülern, wie Klemmleisten und weitere Komponenten innerhalb eines Schaltkreises miteinander verbunden werden müssen, um eine kleine Lampe zum Leuchten zu bringen. „In der Praxis wird dieses Vorgehen beim Bau von Maschinen und anderen elektronischen Geräten verwendet“, merkt Ens an und ergänzt: „Das ist ein idealer Einstieg in die Welt der Mechatronik.“

Einen weiteren Anziehungspunkt stellt der „Sphero Bolt“-Workshop dar. Rund um ein etwa tischkickergroßes Spielfeld versammelt, programmieren Schüler kleine Roboterbälle und programmieren sie per iPad und Bluetooth-Verbindung gezielt ins gegnerische Tor. „Wir vermitteln hier spielerisch das Grundlagenwissen in Programmierung, das auf ‚Trial-and-Error‘ beruht – also so lange zu testen, bis eine Lösung gefunden ist“, sagt Moritz Altenbernd, ebenfalls Auszubildender bei Phoenix Contact.

Bestaunen können die jungen Zuschauer zudem ein automatisches Kleinteilelager, entwickelt von Studenten zu Beginn ihres Studiums. „Auf einem Bildschirm können die eingelagerten Teile zunächst ausgewählt und deren genaue Daten abgefragt werden. Anschließend wird das gewünschte Produkt mittels Greifarm ausgewählt und auf ein kleines Fließband gelegt. Von dort kann es dann entnommen werden“, beschreibt die duale Studentin Inga Nordsieck die Bedienung des Gerätes, das hauptsächlich zur Produktpräsentation auf Messen zum Einsatz kommt.

Ungewöhnlich, aber wirkungsvoll: PowerPoint-Karaoke und Bewerbungstrainings

Für Auflockerung und wichtige Soft Skills sorgen an beiden Tagen Workshops wie „PowerPoint-Karaoke“, der erstmals im Programm ist. Dabei halten Schüler spontane Präsentationen zu unbekannten Themen – eine effektive Methode, um das freie Sprechen zu üben und Lampenfieber abzubauen. Der humorvolle Höhepunkt: eine Präsentation über „Käse aus der Normandie“, bei der laut Schüler-Feedback die Erdkundekenntnisse zwar ausbaufähig, die Performance jedoch „top“ war.

Darüber hinaus werden praxisnahe Bewerbungstrainings angeboten. In einem gesonderten Bereich können Lebensläufe erstellt, Bewerbungsgespräche simuliert und individuelles Feedback eingeholt werden – wichtige Bausteine für den erfolgreichen Start in das Berufsleben.

Auch die lippischen Handballbundesligavereine TBV Lemgo Lippe und die HSG Blomberg-Lippe zeigen sich unter anderem dank einer Wurfstation mit Geschwindigkeitsmessung für die unterhaltenden Elemente verantwortlich.

Technik ist auch Frauensache

Ebenfalls erstmals dabei ist der Workshop „Girls for MINT“, mit dem gezielt Mädchen für technische Berufe begeistert werden sollen. „Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und Selbstvertrauen zu stärken. Die Einstellungsquote für 2025 von Frauen für eine Ausbildung oder ein duales Studium liegt derzeit bei 25 Prozent – Tendenz steigend“, berichtet Marcel Wessel. Doch auch insgesamt gehe der Trend weg von Mint, bedauert er. „Gleichzeitig bietet diese Unterbesetzung herausragende Perspektiven für Bewerber, da Leute händeringend gesucht werden. Wir suchen für kommendes Jahr 80 junge Menschen und wollen weiter stark ausbilden“, fährt er fort.

Eines hat der Berufsinfotag in jedem Fall einmal mehr gezeigt: Die Begeisterung für Technik lebt. Man muss sie nur erlebbar machen.