„Hermann denkt“: Friedo Petig präsentiert sein neues Buch

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Autor Friedo Petig hat sich insbesondere mit seiner Buchreihe „Der Lipper an sich“ einen Namen gemacht. Fotorechte: Friedo Petig

Kreis Lippe. Zum 150-jährigen Jubiläum des Hermannsdenkmals veröffentlicht der Lipper Autor Friedo Petig Mitte August ein außergewöhnliches Buch: „Hermann denkt“. Im Mittelpunkt steht dabei – ganz wörtlich – der Kopf des höchsten Denkmals Deutschlands.

Friedo Petig, vielen in Lippe als Landwirt aus Bega bekannt, hat seinen Hof inzwischen an die nächste Generation übergeben und lebt heute in Schwalenberg. Neben seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit hat er sich als Autor einen Namen gemacht: mit der satirischen Reihe „Der Lipper an sich“, dem Kinderbuch „Das Schweineparadies“ sowie dem Regionalkrimi „6 aus 49“. Nun widmet sich Petig einem historischen Monument: dem Hermannsdenkmal auf der Grotenburg bei Detmold, das am 16. August 2025 sein 150-jähriges Bestehen feiert.

„Hermann denkt“: Das neue Buch von Friedo Petig erscheint im August. Foto: Andreas Leber

In seinem neuen Werk wagt Petig ein literarisches Experiment: Er lässt das Denkmal selbst zu Wort kommen. Seit der Bildhauer Ernst von Bandel in Hannover den Kopf der monumentalen Figur vollendete, sei Hermann in der Lage zu denken, so die Prämisse. Auf einem Leiterwagen gelangte der Kopf einst ins Lipperland – von Bandel soll dem Kutscher zugerufen haben: „Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren!“ – und von dort blickt Hermann nun seit 150 Jahren über das Land. Und denkt.

Petig verleiht seinem Hermann eine Stimme, die das Geschehen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte reflektiert – mit Weitblick, Ironie und philosophischem Tiefgang. Hermann, so Petig, sehe das große Ganze und erkenne Zusammenhänge jenseits des zeitgenössischen Denkens. Als Symbolfigur inspiriert vom Arminius-Mythos sinniert er über Geschichte, Politik und Kultur – und wird dabei, so Petig, zu einem überzeugten Demokraten.

Die Erzählung schlägt dabei immer wieder den Bogen zwischen Weltgeschehen und Region: Am 16. August 1977, an seinem 102. Geburtstag, etwa beobachtet Hermann den Tod von Elvis Presley – und schaut gedanklich nach Graceland. Er sieht seine „kleinen Brüder“, also Nachbildungen des Hermannsdenkmals, etwa in New Ulm im US-Bundesstaat Minnesota.

In ihren Gesprächen entstand die Erkenntnis, dass jede Generation das Hermannsdenkmal neu interpretiert – aus unterschiedlicher Perspektive.

Petig betont: Übertriebener Patriotismus sei gefährlich, aber eine ehrliche, unverkrampfte Heimatliebe dürfe erlaubt sein. In einer Welt, die zunehmend auf Fassade und Eventkultur setze, stehe Lippe für Ursprünglichkeit. Und Hermann – kraftvoll, standhaft, witterungsfest – als ihr Symbol.

Gleichzeitig kritisiert Petig die heutige Wegwerfgesellschaft. Während Ernst von Bandel trotz großer Rückschläge mit ungeheurem Willen und Energie das Denkmal errichtete, stelle man heute selbst solche Bauwerke infrage – und produziere gleichzeitig Massen an Plastik und Müll. Das, so Petig, rücke manches in ein anderes Licht.

„Hermann denkt“ ist somit kein klassisches Jubiläumsbuch. Es ist ein literarischer Streifzug durch Geschichte und Gegenwart, durch Lippe und die Welt – aus der Sicht eines Denkmals, das über allem steht. Mit Humor, mit Herz, mit Haltung. Und mit einem klaren Bekenntnis: Das Hermannsdenkmal ist mehr als ein Monument – es ist ein Spiegel des Landes, seiner Geschichte und seines Selbstverständnisses.