Klinikum Lemgo vor dem Aus? Bürgermeister Mario Hecker sorgt für Unruhe

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Kommt nicht aus den Schlagzeilen: das Klinikum in Lemgo. Foto: Reiner Toppmöller

Kreis Lippe/Kalletal. Äußerungen des Kalletaler Bürgermeisters Mario Hecker über die Zukunft des Klinikums Lemgo in der Ratssitzung am 22. März haben für erhebliche Aufregung gesorgt.

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Der Bürgermeister hatte im Zusammenhang mit der Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im Kalletal, wenn auch im Konjunktiv, über eine mögliche Schließung des Lemgoer Hauses gesprochen und ein düsteres Szenario für seine Gemeinde dargestellt.

Dies sorgte für erhebliche Aufregung und noch in der Nacht nach seinen Äußerungen für eine Presserklärung seinerseits zur Klarstellung und Beruhigung. Nichtsdestotrotz war sein Amtskollege Markus Baier aus Lemgo alarmiert und wandte sich wie die LIPPISCHE WOCHENZEITUNG an den Landrat Dr. Axel Lehmann.

In der Kalletaler Ratssitzung hatte Mario Hecker laut seiner Presseerklärung zum Vorgang erklärt: „Sofern es also dem zur Folge zu einer stationären Aufgabe des Klinikums in Lemgo kommen sollte, besteht aus meiner Sicht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass an diesem Standort auf ‚ambulant‘ umgestellt wird und ein MVZ größerer Dimension eingerichtet wird.“

Weiter erklärte Hecker: „Wir können jetzt alle gemeinsam nur hoffen, dass meine Mutmaßungen nicht eintreffen.“

Was wusste der Bürgermeister, was andere nicht wissen? Der Landrat hatte noch vor einigen Wochen auf einer SPD-Veranstaltung im Kalletal im Beisein des Bürgermeisters den Bestand des Klinikums in Lemgo fest zugesagt.

Auf LWZ-Nachfrage gab die Pressestelle des Kreises dazu nun folgende Antwort: „(…) in der Ratssitzung der Gemeinde Kalletal am Donnerstag, 21. März, von Bürgermeister Mario Hecker getätigten Äußerungen zur Zukunft des Standorts Lemgo des Klinikums Lippe haben Landrat Dr. Axel Lehmann sehr verwundert. Daher hat er am Freitagmorgen direkt das Gespräch mit Bürgermeister Hecker gesucht.“

Weiter heißt es: „(…) Fakt ist, dass die Reformen der Minister Lauterbach und Laumann zu weiteren Strukturveränderungen in der lippischen Kliniklandschaft (und anderswo) führen können. (…) Jedes Klinikum in Deutschland muss deshalb seine eigenen Strukturen hinterfragen. Da diese Reform zumindest auf Bundesebene aber noch im Fluss ist, lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt keine verlässlichen Angaben über gegebenenfalls notwendige Anpassungen machen. Daher führen jegliche Äußerungen dazu zum jetzigen Zeitpunkt lediglich zur Verunsicherung in der Bevölkerung.“

Landrat Dr. Axel Lehmann wörtlich: „Ich werde mich jedenfalls weiterhin für den Erhalt beider somatischen Klinikstandorte in Lippe einsetzen“.

Die Abstimmung über das MVZ im Kalletal ging im Übrigen im Patt aus, was bedeutet, dass die Vorstellungen des Bürgermeisters abgelehnt wurden. Letztlich verlor der Bürgermeister auch noch seine Mehrheit im Rat, da der SPD-Ratsherr, der gegen den Beschluss stimmte, nach der Ratssitzung aus der Fraktion austrat. Schon vor Wochen hatte ein weiteres Mitglied der SPD-Fraktion diese verlassen und sein Direktmandat behalten.

So hat die im Vorfeld der Sitzung von seiner Partei als „historisch“ beschriebene Ratssitzung letztlich ein kleines Erdbeben in der Kalletaler sowie in der Kreispolitik ausgelöst.

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